Vacation - Wir sind die Griswolds (2015)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Eine Autoreise mit der Familie – lieber nicht!

Am Anfang der amerikanischen Komödienreihe mit Chevy Chase als Oberhaupt der Familie Griswold stand 1983 unter dem Titel Die schrillen Vier auf Achse die Ferienreise zum Vergnügungspark Walley World. Die Griswolds verbrachten dabei quality time im Pkw, weil sie die meiste Zeit von Chicago nach Kalifornien unterwegs waren. Wer schon damals bezweifelte, ob das die richtige Art war, den Familienurlaub zu gestalten, wird in Vacation bestätigt.

Jetzt packt der längst erwachsene Sohn Rusty (Ed Helms) seine eigene Familie ins Auto für eine Fahrt nach Walley World. Aber die Rechnung mit dem Glück geht nicht auf. Rustys Söhne sind nicht mehr wie einst er selbst und seine Schwester bereit, die Zwangsgemeinschaft zumindest tendenziell auch als Geborgenheit zu interpretieren. Und Mutter Debbie (Christina Applegate) strahlt wenig Zuversicht aus, so sehr sie sich auch bemüht, ihren Traum von einer Urlaubsreise nach Paris ein für alle Mal zu vergessen.

Die beiden Drehbuchautoren Jonathan M. Goldstein und John Francis Daley (Kill the Boss, Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2) räumen in ihrem Regiedebüt überraschend gründlich mit dem Klischee des fröhlichen Familienurlaubs auf. Anstatt Wohlfühlatmosphäre zu verbreiten, ist Demontage angesagt. In diesem bissigen Roadmovie verwandelt sich die Griswoldsche Neigung zum Fettnäpfchen in kontinuierliches, krudes Pech. Der Humor wird dunkler, böser und beschert trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – zahlreiche Lacher. Die Handlung orientiert sich in erster Linie an den Themen des Originalfilms. Fielen die Griswolds damals mit einer unsportlichen Familienkutsche auf, so wählt Rusty nun ein knallblaues, eher kompaktes Modell aus albanischer Produktion. So bleibt die Fahrt technisch immer überraschend. Rusty wird wie einst sein Vater on the road von einer blonden Schönheit in einem Sportwagen angelächelt. Damals konnte die Dame noch so lange ihren Blick von der Fahrbahn wenden, ohne dass ihr etwas passierte: Jetzt aber erfolgt eine sehr drastische Korrektur dieser Luftikus-Nummer.

Der Besuch bei den Verwandten darf nicht fehlen, aber statt bei verarmten Hinterwäldlern finden sich die Griswolds diesmal in der protzigen Villa von Rustys Schwester Audrey (Leslie Mann) wieder. Ihr Mann (Chris Hemsworth) trägt seine Reize ebenfalls gerne zur Schau, wie ein Auftritt in Unterhose drastisch beweist. Überhaupt ist der Humor dieser Komödie mit seiner Affinität für grobe Sex- und Ekelwitze und sogar fürs Schaurige nicht gerade familientauglich, aber er landet einen unkorrekten Treffer nach dem anderen. Das betrifft auch Debbies wilde Studentenjahre, die Aggressivität des jüngeren Sohnes Kevin (Steele Stebbins) oder den pessimistischen Blick auf ärgerliche Alltagsphänomene wie zum Beispiel Warteschlangen.

Der freche Spaß spielt auch mit filmischen Mythen außerhalb des Griswold-Universums. Da gibt es dieses schaurige Bad in einem Motel, das so aussieht, als wäre dort Psycho oder einer der vielen anderen Provinz-Horrorstoffe Wirklichkeit geworden. Und dann verfolgt ein unheimlicher Truck das Familienauto, als wäre er geradewegs auf Steven Spielbergs Duell entsprungen. Der Teddybär an seinem Kühler besagt nichts Gutes über die Neigungen seines Fahrers. Obwohl auch Chevy Chase und seine Filmfrau Beverly D’Angelo einen Gastauftritt haben und die Filmmusik mit einem Stück direkt auf das Original verweist, grenzt sich Vacation also doch radikal von diesem ab. Der grelle Roadtrip ist zwar komödiantisch nicht weniger ergiebig als sein Vorbild, nur das Gemüt kommt wegen des Bestrebens, bloß nicht emotional zu werden, zu kurz.
 

Vacation - Wir sind die Griswolds (2015)

Am Anfang der amerikanischen Komödienreihe mit Chevy Chase als Oberhaupt der Familie Griswold stand 1983 unter dem Titel „Die schrillen Vier auf Achse“ die Ferienreise zum Vergnügungspark „Walley World“. Die Griswolds verbrachten dabei „quality time“ im Pkw, weil sie die meiste Zeit von Chicago nach Kalifornien unterwegs waren.

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