Two Night Stand

Eine Filmkritik von Tomasz Kurianowicz

Eine Affäre für zwei Nächte in New York

„So viele Menschen sagen, es sei toll, ein Teil der heutigen Single-Party zu sein. Es ist keine Party. Es geht darum, allein im Dunkeln zu sitzen und Nachrichten im Internet zu schreiben.“ Das sagt der Anfang-20-Jährige Alec (Miles Teller, der gerade durch Whiplash zu größerer Bekanntheit gelangt) zu seiner bezaubernden Affäre Megan (Analeigh Tipton). Beide haben sich auf einer Online-Dating-Plattform kennengelernt, auf der Suche nach schnellem Sex. Beide wohnen in New York und repräsentieren die heutige Generation von 20- bis 35-Jährigen, die sich nicht ganz sicher ist, was Glück im 21. Jahrhundert bedeutet.
Der Einschub über die falschen Versprechungen des Single-Daseins ist das Ergebnis eines Zufalls: Denn statt nach der heißen Nacht verschwinden zu können, muss Megan in der Wohnung des orientierungslosen Alec in Brooklyn bleiben. Ein New Yorker Schneesturm hat die Eingangstür versperrt und macht ein Entkommen unmöglich. Die beiden Jugendlichen sind also weitere 24 Stunden auf ihre gegenseitige Gesellschaft angewiesen. Aus einem One Night Stand wird – so auch der Titel des Films – ein Two Night Stand.

Anfangs erscheint das Paar noch als unglückliche Verbindung: Alec wirkt arrogant und schleimig; Megan wiederum spielt die Unnahbare und attackiert Alec mit kecken Sprüchen. „Alec! Was ist das eigentlich für ein Name? Das klingt eher wie der erste Versuch eines Namens!“ Erst später kommen sie sich näher, was zunächst in einem Experiment mündet: Beide schwören sich, dass der Sex eine einmalige Sache war. Megan hat ihren Freund verloren und nach einem sogenannten „Rebound“ gesucht – also nach einer Affäre, um den Frust abzulassen. Und Alec will nur ein bisschen Spaß. Also beschließen die Beiden, die ausweglose Situation zu nutzen und sich schonungslos über die gegenseitigen Qualitäten als Liebhaber zu unterrichten.

Dabei sind vor allem die Einsichten von Megan erhellend: Sie gibt Alec den Tipp, etwas weniger egozentrisch zu sein und mehr auf die Reaktion der Frau zu achten. Vor allem schockiert sie Alec mit der Einsicht, dass sie – wie die meisten Frauen – ihren Höhepunkt vorgetäuscht hat. „Eigentlich tut das niemandem gut: weder der Frau, noch den nachfolgenden Frauen, noch dem Mann, der auf diese Weise nichts lernt. Aber man kann mit Männern so schlecht über Sex sprechen. Sie reagieren sofort beleidigt.“

Durch diese amüsanten Dialoge und dem Charme der Schauspieler gewinnt der Film an Witz und Schlagfertigkeit. Und desto näher sich die beiden Fremden kommen, desto romantischer wird die Handlung. Dabei ist vor allem die Musik hervorzuheben: Wenn man Megan dabei zusieht, wie sie plötzlich aufspringt und wild in Alecs Wohnzimmer zu dem großartigen Song „Days“ von The Drums herumzappelt, möchte man sich am liebsten vom Kinosessel reißen und sofort mittanzen. Umwerfend!

Die Nähe der beiden Protagonisten verbessert auch die Stärke der Dialoge. Nach einer Phase der Distanz reflektieren beide über ihre Glücksversprechen und die ersten Misserfolge, die sie als junge Erwachsene erlebt haben: Eigentlich hat Megan geplant, einen Mann zu heiraten und – so wie ihre Mutter – nach dem Studium an der New York University zu Hause zu bleiben und auf die Kinder aufzupassen. Die Ehe ihrer Eltern beschreibt sie als „geradezu erdrückend perfekt“. Doch sie hat aus falschen Gründen die falschen Entscheidungen getroffen. Jetzt hat der Verlobte sie sitzengelassen. „Er sagte, ich hätte keine Ambitionen.“

Ähnliches hat auch schon Alec als kleiner Bankangestellter zu hören bekommen. Doch er seziert diese Kritik als Trugschluss einer falsch eingerichteten Gesellschaft. „Ambitionen sind Mist. Was auch immer du denkst, dass du bräuchtest, diesen Job oder den goldenen Stern, einen schönen Schreibtisch, ein tolles Büro – wenn Du es mal hast, wirst Du irritiert sein, dass es dich nicht glücklich macht. Du fragst Dich dann: ‚Warum bin ich nicht glücklich? Ich habe diesen Schreibtisch!‘ Aber es gibt ja noch diesen anderen, schöneren Schreibtisch, immer mehr schönere Schreibtische, die du glaubst, besitzen zu müssen. Es ist ein endloser Kreislauf.“

Man kann sich denken, dass diese Bettgeschichte sich zu etwas Intensiverem entwickelt. Dabei hat Regisseur Max Nichols mit dieser romantischen Komödie sicher kein Meisterwerk abgeliefert, dafür aber ein bezauberndes, stilles Generationen-Porträt, das viel Identifikations-Spielraum bietet. Auch für hiesige Zuschauer: Zwar hat der Film in Deutschland noch keinen Verleih gefunden, dafür kann man ihn bereits jetzt im iTunes-Store herunterladen.

Two Night Stand

„So viele Menschen sagen, es sei toll, ein Teil der heutigen Single-Party zu sein. Es ist keine Party. Es geht darum, allein im Dunkeln zu sitzen und Nachrichten im Internet zu schreiben.“ Das sagt der Anfang-20-Jährige Alec (Miles Teller) zu seiner bezaubernden Affäre Megan (Analeigh Tipton). Beide haben sich auf einer Online-Dating-Plattform kennengelernt, auf der Suche nach schnellem Sex.
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