Tödliches Kommando - The Hurt Locker (2008)

Eine Filmkritik von Michael Spiegel

Der Tod als Begleiter

Kathryn Bigelow hat nichts verlernt. Sechs Jahre sind vergangen seit ihrem letzten Kinofilm, viel Zeit für eine der einstmals gefragtesten Filmemacherinnen Hollywoods. Doch die Pause hatte wohl ihre Gründe: Nach einigen veritablen Flops wie K-19 – Showdown in der Tiefe befand sich Bigelow in den letzten Jahren nicht gerade auf der Höhe ihrer Schaffenskraft und arbeitete fast ausschließlich fürs Fernsehen, nicht wenige sahen die Karriere der Regisseurin solcher Filme wie Gefährliche Brandung oder Strange Days sogar als beendet an. Eine verfrühte Einschätzung, wie Tödliches Kommando / The Hurt Locker nun zeigt – ein ernster, anspruchsvoller Actionthriller, der, eingebettet vor einem realen Hintergrund, beweist, dass dieses Genre weitaus mehr bieten kann als nur laute Explosionen und dumpfe Sprüche.

Sommer des Jahres 2004 — offiziell ist der Irak-Krieg bereits seit mehr als einem Jahr beendet. Doch davon merken die US-amerikanischen Besatzungstruppen wenig, immer wieder erschüttern Bombenanschläge den Alltag der irakischen Hauptstadt. Aus dem Krieg ist längst ein zermürbender Straßenkampf gegen einen unsichtbaren Gegner geworden.

Besonders gefährlich lebt dabei das Team Bravo, eine US-Spezialeinheit, die immer dann zum Zuge kommt, wenn irgendwo eine Bombe entdeckt oder vermutet wird. Kaum ist der Bombenentschärfer Matt Thompson (Guy Pearce) bei einer Detonation ums Leben gekommen, steht auch schon ein Ersatzmann bereit, um die gefährliche Arbeit weiter zu führen. Doch der neue Kommandeur der Bombenräumkommandos sorgt bei seinen Untergebenen, dem Geheimdienstmann Sanborn (Anthony Mackie) und dem Scharfschützen Eldridge (Brian Geraghty) für Verwirrung. Denn Sergeant William James (Jeremy Renner) ist ein Draufgänger, ein Gefahrensucher, der schon mal seinen imposanten Schutzanzug ablegt, weil er es beim Sterben wenigstens bequem haben will. Doch wenn die Todesgefahr und die Bedrohung zu einem Dauerzustand wird, dann hat das auch Folgen für die Psyche der Männer, die sich tagtäglich dem enormen Druck aussetzen, bei jedem Fehler, den sie machen, jeder menschlichen Regung, die sie zeigen, in die Luft zu fliegen … man spürt es als Betrachter hautnah: jeder dieser Männer ist im Prinzip ganz auf sich alleine gestellt, reagiert situativ völlig unterschiedlich, zeigt Nerven in einem bösen Spiel, das man kaum gewinnen kann.

Tödliches Kommando ist ein ausgesprochen dichter, soghafter und spannend konstruierter Film, der zeitweise wie die Dokumentation eines Kriegsberichterstatters wirkt. Dabei wird gleichzeitig ein erschütternder, absolut glaubwürdiger Eindruck davon vermittelt, was es für einen Menschen, einen Soldaten heißt, jeden Tag aufs Neue in die Hölle gehen zu müssen und dabei, mit ruhiger Hand und voller Gewissheit, sein Leben aufs Spiel zu setzen.

Vor allem Bigelows Regie und die Handkamera von Barry Ackroyd setzen dabei die notwendigen Akzente; ganz besonders in den Momenten der Bombenentschärfung, die mit analytischem Blick und einem hohen Spannungsgrad inszeniert wurden. Dass dabei auch ausgesprochen harte Bilder gezeigt werden (z.B. tote Menschen als Bombe, die man kaum entschärfen kann), entspringt dabei einer zunächst kaum fassbaren, dennoch aber wirklichkeitsgetreuen Situation, die man als Betrachter nur schwerlich ertragen kann. Eins jedenfalls bleibt offensichtlich: Selbst wenn man einen solchen Job körperlich unbeschadet überlebt — die Verheerungen an der Seele können nicht ausbleiben. Dies ist die eigentliche Botschaft dieses besonderen Films, den, so bleibt zu hoffen, auch möglichst viele Besucher abseits des Mainstream-Kinogeschehens werden sehen können.
 

Tödliches Kommando - The Hurt Locker (2008)

Kathryn Bigelow hat nichts verlernt. Sechs Jahre sind vergangen seit ihrem letzten Kinofilm, viel Zeit für eine der einstmals gefragtesten Filmemacherinnen Hollywoods. Doch die Pause hatte wohl ihre Gründe: Nach einigen veritablen Flops wie „K-19 – Showdown in der Tiefe“ befand sich Bigelow in den letzten Jahren nicht gerade auf der Höhe ihrer Schaffenskraft und arbeitete fast ausschließlich fürs Fernsehen, nicht wenige sahen die Karriere der Regisseurin solcher Filme wie „Gefährliche Brandung“ oder „Strange Days“ sogar als beendet an.

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Meinungen

eisberg · 31.05.2011

dieser film ist ein absolutes meisterwerk , denn die aussage des filmes ist dass die gewalt bzw. der krieg zur sucht werden kann. kein üblicher kriegsfilm in dem das permanente geballere auf die nerven geht. Viel mehr geht es um die spezialeinheit der bombenentschärfer und deren belastung in schwierigen situationen... die großartig und sehr realistisch dargestellt sind . Zurecht den oscar gewonnen . die bisherigen kommentare lassen mich nur müde lächeln ... schätze ihr haltet rambo für einen der besten kriegsfime . hochspannung pur und zu keinem zeitpunkt voraussehbar , ich finde es faszinierend denn es gibt wirklich leute die keine angst haben und sogar den kick brauchen . DAS ist die aussage deshalb heist er auch THE HURT LOCKER .

Jimmy · 27.08.2009

hallo,
ich habe mir den artikel hier durch gelesen bevor ich den mir den film angeschaut habe war natürlich nach lesen des artikels sehr gespannt wurde aber leider enttäuscht so gut ist der film nicht.

William · 05.08.2009

Unangenehmer Film ohne große Wendungen. Der Teils extreme Realismus ist stellenweise gradezu unerträglich.

Stef · 09.07.2009

Der Film war ganz gut.
Faszinierend ist die Tatsache, dass der Film sowohl ein Anitkriegsfilm als auch Kriegs verherrlichend ist.
Schauspielerische Meisterleistungen sind nicht zu erwarten, dafür aber eine sehr realistische Darstellung in welch besch... Situation sich die Soldaten im Irak befinden. Sehr gut herausgestellt wird auch die arrogante Besatzermentalität und die Geringachtung der eigentlichen Bevölkerung.
Unerwartete Wendungen gibt es nicht, dafür aber durchgängig Hochspannung.