Thor: Tag der Entscheidung (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Guardians of Asgard

Ein großer starker Typ, ein smarter, sprücheklopfender Typ und eine schlagkräftig-hübsche Frau machen normalerweise Dreifünftel der Guardians of the Galaxy aus – es fehlen eigentlich nur noch Groot und Rocket. In Thor: Tag der Entscheidung treten sie gar nicht in Erscheinung – und doch muss man ständig an sie denken.

Das liegt vor allem an der Tonlage und dem Inszenierungsstil, die Regisseur Taika Waititi und die Drehbuchautoren Eric Pearson, Craig Kyle und Christopher Yost für das dritte Solo-Abenteuer des Lords, pardon, Gotts des Donners gewählt haben. Denn er soll lustig sein, der Endkampf um Asgard, auf den im Originaltitel Thor: Ragnarök verwiesen wird: Ragnarök ist der Kampf zwischen Göttern und Riesen, der der Edda zufolge den Untergang der Welt zum Ergebnis hat. Das klingt nach großem Drama, nach einer Tragödie von shakespearschem Ausmaß, das bereits Thors erstes Abenteuer – damals inszeniert von Kenneth Branagh – ausmachte. Aber hier wird diese große Schlacht zum Anlass eines Films, der lustig sein will.

Das zeigt sich von Anfang an: Thor (Chris Hemsworth) hat sich in eine nur scheinbar ausweglose Situation gebracht, die er im Selbstgespräch vordergründig mit einem Skelett, genau genommen an die Zuschauer gewandt, auch erklärt. Er hat sich von Surtur gefangen nehmen lassen, um ihn auszutricksen und durch das Stehlen seiner Hörner unschädlich zu machen. Das gelingt Thor in einer ersten, deutlich auf 3D-Effekte hin inszenierten Schlacht auch – es ist ein Feuerwerk, ein großer Kampf. Dann kehrt er zurück nach Asgard, merkt schnell, dass etwas nicht stimmt –und siehe da, Loki (Tom Hiddleston) hat überlebt und gibt sich als Odin aus. Gemeinsam suchen sie dann nach ihrem Vater (Anthony Hopkins), den sie nach einigen Zwischenfällen und Begegnungen mit irdischen Marvel-Helden auch finden. Und er kündet ihnen nun nicht nur von seinem nahen Tod, sondern auch von der Wiederkehr ihrer Schwester Hela (Cate Blanchett), die tödlicher und stärker als sie ist – und die das Ende von Asgard bedeuten wird.

In der Folge wird nur sehr viel Zeit darauf verwendet, das finale Zusammentreffen von Hela, Thor und Loki hinauszuzögern und die Handlung aufs Weltall auszubreiten. Nach einem Kampf mit Hela landet Thor nämlich auf einem fremden Planeten, in dem der Grandmaster (Jeff Goldblum) das Sagen hat. Inszeniert ist dieser Planet als quietschbunte 1980er-Jahre-Welt in Computerspielästhetik. Hier trifft Thor nun auf alte Verbündete und neue Freunde. Sehr begrüßenswert ist dabei, dass die Kritik an mangelnder Diversität im Marvel-Franchise angekommen zu sein scheint, so lässt nicht nur der Trailer zu Black Panther etwas Großes vermuten, auch in diesem Film ist beispielsweise die Walküre, die Thor zunächst gefangen nimmt, mit der großartigen Tessa Thompson besetzt, die in Westworld und Creed — Rocky’s Legacy bereits sehr viel Eindruck hinterließ. Auch im Reich vom Grandmaster finden sich nicht nur Weiße.

In dieser Nintendo-Welt funktionieren die Witze und Dialoge auch recht gut, zumal sich erstmals auch Hulk (Mark Ruffalo) ein wenig öffnet. Außerdem sind die gelungenen Pointen dieses Mal nicht nur Anspielungen innerhalb des Marvel-Universums, sondern entwickeln sich auch aus den Figuren und Dialogen heraus. Nichtsdestotrotz passt sich Thor: Tag der Entscheidung damit allzu sehr den anderen Filmen des MCU an. Gerade durch den Versuch der Erhabenheit und des (göttlichen) Pathos in der Inszenierung hatten sie ein Alleinstellungsmerkmal in diesem Franchise. Sicherlich zeigte sich schon in dem zweiten Teil, dass der Gegensatz zwischen göttlicher und irdischer Welt zunehmend ausgereizt ist, so dass eine Erweiterung der Schauplätze zu begrüßen ist. Jedoch wäre das auch ohne die Anbiederung an Guardians of the Galaxy möglich gewesen, ja, es wäre sogar weitaus reizvoller gewesen, hier einen anderen Tonfall anzuschlagen. Schließlich ist das All doch weitaus mehr als ein launiger Ort voller schräger Gestalten. Doch anstatt Thors und Lokis Verhältnis weiter zu erforschen und zu entwickeln, wird Thor zum launigen Sprücheklopfer und Lokis Selbstironie sehr herausgestellt. Sicherlich ist es das gut gespielt – und das ist gerade im Vergleich zu Cate Blanchett als Hela sehr deutlich, die kaum mehr tut, als mit nahezu unbeweglicher Mimik und leicht gekrümmter Steifheit erhaben Gänge entlangzuschreiten, während um sie herum Dinge geschehen. Aber auch der mit Led Zeppelins Immigrant Song genial unterlegte finale Kampf kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Filme innerhalb des MCU noch mehr aneinander angleichen.

Thor: Tag der Entscheidung (2017)

Ein großer starker Typ, ein smarter, sprücheklopfender Typ und eine schlagkräftig-hübsche Frau machen normalerweise Dreifünftel der Guardians of the Galaxy aus – es fehlen eigentlich nur noch Groot und Rocket. In „Thor: Tag der Entscheidung“ treten sie gar nicht in Erscheinung – und doch muss man ständig an sie denken.

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Meinungen

Richard Roithmeier · 08.11.2017

Viel zu viel „Spaß-Gelaber“ und viel zu wenig „HAMMER“!!! Thor seinen Hammer wegzunehmen und gar zu zerstören ist ein absolutes „NOGO“!!!! Nichts und Niemand sollte Thor’s „Mjönir“ bezwingen können!!!! Schwerer schwerer Fehler!!