The Rover

Eine Filmkritik von Festivalkritik Cannes 2014 von Joachim Kurz

Wer überlebt, hat Recht

Eigentlich waren die Voraussetzungen für diesen Film gar nicht schlecht: Mit Guy Pearce und Robert Pattinson prominent besetzt und inszeniert von David Michôd, dessen Animal Kingdom eine äußerst gelungene Talentprobe war, las sich die Vorankündigung zu The Rover verheißungsvoll. Und tatsächlich lösen die ersten 20 Minuten durchaus das ein, was man sich aufgrund der Bilder, des Trailers und der anderen Informationen vorab ausgemalt hatte: Nach einem nicht näher benannten Kollaps in Australien vor zehn Jahren ist das Land noch menschenleerer, als man das sowieso schon gewohnt ist. Die Ortschaften im staubigen Outback scheinen völlig sich selbst überlassen zu sein, Menschen gibt es hier draußen kaum noch. Und diejenigen, auf die man trifft, sollte man sich in den allermeisten Fällen lieber zweimal anschauen, bevor man sie anspricht. Denn in diesem Land gibt es keine Regeln und Gesetze mehr, sondern es herrscht das Faustrecht des Stärkeren: Wer überlebt, hat Recht.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein namenloser Mann (Guy Pearce), dem während einer Rast sein Wagen von drei Ganoven gestohlen wird, die kurz zuvor in unmittelbarer Nähe einen Unfall hatten. Wutentbrannt schnappt sich der Mann den immerhin noch fahrtüchtigen Pickup der Gauner, setzt diesen nach und lässt sich bei dem Versuch, das Fahrzeug wieder in seinem Besitz zu bringen von diesen niederschlagen. Plötzlich sieht sich der namenlose Fremde den etwas zurückgebliebenen Rey gegenüber, dem verletzten Bruder eines der Gangster, der von seinen Kumpanen schmählich im Stich gelassen wurde. Die beiden Männer machen sich auf die Suche nach dem Verbleib des Wagens, denn dass der Fremde so sehr an dem Auto hängt, hat seinen Grund. Ihre Reise durch das Outback wird dabei zu einer Odyssee voller Gewalt und sinnlosem Blutvergießen…

Man fühlt sich anfangs fast ein wenig an Mad Max erinnert, wobei Michôd sich Ausstattungsmätzchen verkneift und die Szenerie, die Waffen, die Gebäude so aussehen lässt, als würden sie aus unseren unmittelbaren Gegenwart stammen. Der Tonfall der Erzählung und die Charaktere erinnern (im Kontrast zur Helligkeit der Landschaft) an die Antihelden des Film Noir, vor allem Pearce, der hier einen wilden Vollbart trägt, rührt kaum je eine Miene, sondern agiert vor allem mit seinen Augen. Diesem zurückhaltenden Mienenspiel diametral entgegengesetzt ist Pattinsons exaltiertes und leider wenig überzeugendes Agieren, das die Balance zwischen den beiden Hauptcharakteren empfindlich stört.

Die emotionale und moralische Leere der Menschen, von denen The Rover erzählt, wird begleitet von einer mäandernden Story, bei der erst ganz am Ende klar wird, was der Auslöser für die Jagd und das Morden ist — und genau hier wandelt sich der zwiespältige Eindruck, den der Film bislang machte, in Enttäuschung: So sentimental und profan hätte man sich die Motivation des schweigsamen Fremden nun wirklich nicht gewünscht. Schade um die guten Ansätzen, die der Film auch dank der exzellenten Kameraarbeit und des gekonnten und äußert sparsamen Musikeinsatzes zumindest über einige Zeit gezeigt hat.

The Rover

Eigentlich waren die Voraussetzungen für diesen Film gar nicht schlecht: Mit Guy Pearce und Robert Pattinson prominent besetzt und inszeniert von David Michôd, dessen „Animal Kingdom“ eine äußerst gelungene Talentprobe war, las sich die Vorankündigung zu The Rover verheißungsvoll.
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