The November Man (2014)

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Pierce Brosnans Spionage-Comeback

Auf The November Man konnte man durchaus gespannt sein, da Pierce Brosnan hier erneut in die Haut eines mit allen Wassern gewaschenen Geheimagenten schlüpft und er seinem 007-Nachfolger Daniel Craig beweisen konnte, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Für die Adaption des Romans There Are No Spies von 1987 aus der Feder des verstorbenen Autors Bill Granger, dem siebten Band der November Man-Serie, sicherte sich Brosnan schon vor zehn Jahren die Rechte. Für die Regie gewann er Regisseur Roger Donaldson, mit dem er den Katastrophenthriller Dante’s Peak drehte. Bereits mit Der Einsatz und No Way Out bewegte sich der australische Routinier in der intriganten Welt internationaler Spionage und Gegenspionage. In Laufe der Jahrzehnte lieferte Donaldson Arbeiten von unterschiedlicher Qualität ab. November Man gehört sicher nicht zu seinen Highlights.

Hinter dem titelgebenden Codenamen verbirgt sich CIA-Veteran Peter Devereaux (Brosnan), der, den Auftragsmorden im Dienste der nationalen Sicherheit überdrüssig, inzwischen seinen Ruhestand in der Schweiz verbringt. Dort wird er von seinem früheren Chef John Hanley (Bill Smirtovich) aufgespürt, der ihn überredet, die Informantin Natalia Ulanova aus Russland herauszuholen. Als Assistentin des Präsidentschaftskandidaten Arkady Fedorov (Lazar Ristovski) hat sie Zugang zu Fotografien, welche die Verbrechen ihres Chefs als General im tschetschenischen Krieg beweisen. Doch Fedorov bekommt rasch Wind davon und lässt Natalia vom Geheimdienst verfolgen. Zudem hetzt er seine persönliche Killerin Alexa auf alle Mitwisser seiner einstigen Gräueltaten.

Beim Versuch, seine Ex-Geliebte in Sicherheit zu bringen, kreuzen sich Devereaux‘ Wege mit seinem einstigen Protegé Mason (Luke Bracey). Der CIA-Scharfschütze wurde ebenfalls beauftragt, die junge Frau zu eliminieren, bevor sie der russischen Abwehr in die Hände fällt und Interna preisgeben kann. Masons Versagen bei einem früheren Auftrag, der einem Kind das Leben kostete, war mit dafür verantwortlich, dass Devereaux seinen blutigen Job quittierte. Nun stehen sich die beiden Ex-Kollegen als Kontrahenten gegenüber. Zwar gelingt es dem „November Man“ nicht, Natalia zu beschützen, doch sie führt ihn noch auf die Spur der Sozialarbeiterin Alice Fournier (Olga Kurylenko), die ihm die notwendigen Beweise liefern könnte.

Anfangs vermag The November Man noch mit rasant inszenierten, harten Actionsequenzen, undurchsichtigen Verwicklungen und internationalen Schauplätzen zu punkten, die sich aber ganz im Rahmen des übersichtlichen 15-Millionen-Dollar-Budgets halten. Neben Ex-Bond-Girl Olga Kurylenko setzten Donaldson und Brosnan auf eher unbekannte Gesichter, von denen die verlässlichen Nebendarsteller Will Patton und Bill Smitrovich als konkurrierende CIA-Chefs noch die vertrautesten Akteure sind. Allerdings gelingt es ihnen kaum, gegen zahlreiche Stereotypen des Genres anzuspielen.

Auf der einen Seite gibt es die eiskalte Sowjet-Killerin mit dem stechenden Blick, die emotionslos über Leichen geht. Ihr gegenüber steht Posterboy Luke Bracey, der als Sniper im Sold des US-Geheimdienstes zwar ebenfalls einige Unschuldige auf dem Kerbholz hat, aber beim Aufeinandertreffen mit seiner sympathischen Nachbarin Herz beweisen darf. Seine spätere Kollaboration mit Lehrmeister Devereaux zeichnet sich schon nach wenigen Minuten ab.

Mit Themen wie der Vertuschung von Kriegsverbrechen oder politischem Kalkül vor Gerechtigkeit gibt sich der dynamische Agententhriller zunächst realistisch und zeitgemäß. Doch im letzten Drittel häufen sich die Unwahrscheinlichkeiten und logischen Fehler. Allzu einfach kann der mit allen Wassern gewaschene Fuchs seinen zahlenmäßig überlegenen Verfolgern stets ein Schnippchen schlagen, während sich der gesamte CIA-Apparat als ziemlich unfähig erweist. Am Ende greifen Donaldson und seine Autoren dann doch auf die märchenhaften Wendungen eines James Bond-Abenteuers zurück. Doch für Pierce Brosnan zahlte sich das Spionage-Comeback immerhin aus, denn die Fortsetzung befindet sich schon in Vorbereitung.
 

The November Man (2014)

Auf „The November Man“ konnte man durchaus gespannt sein, da Pierce Brosnan hier erneut in die Haut eines mit allen Wassern gewaschenen Geheimagenten schlüpft und er seinem 007-Nachfolger Daniel Craig beweisen konnte, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Für die Adaption des Romans „There Are No Spies“ von 1987 aus der Feder des verstorbenen Autors Bill Granger, dem siebten Band der „November Man“-Serie, sicherte sich Brosnan schon vor zehn Jahren die Rechte.

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