The Lady in the Van

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Der Blick nach innen

Es ist eine kleine, sehr feine Produktion, die Nicholas Hytner mit The Lady in the Van auf die Leinwand gezaubert hat; eine wahre Geschichte, die von Autor Alan Bennett für sein Bühnenstück fiktionalisiert wurde. Darauf aufbauend hat er das Skript für den Film geschrieben, in dem er selbst die Hauptfigur ist – neben der von Maggie Smith überragend gespielten titelgebenden Dame im Lieferwagen natürlich. Für die Darstellung des Schriftstellers engagierte man Alex Jennings, eine Art britischen William H. Macy, der denselben gemütlichen, leicht exaltierten Look pflegt, aber ihn mit deutlich britischer Noblesse versieht.
Bennett ist ein Schriftsteller, vor dessen Haus die alte Miss Shepherd lebt – in ihrem Van, mit dem sie vor den Schatten der Vergangenheit geflohen ist. Sie ist arm, einsam, grantig – eigentlich niemand, den man in seiner Nähe haben wollen würde. Aber sie berührt das Leben jedes einzelnen Menschen in dieser Straße, in der sie ihr provisorisches Heim aufgeschlagen hat.

The Lady in the Van ist ein kleiner, unspektakulärer Film, der aber niemals auch nur eine Sekunde langweilt. Er hält das Interesse des Zuschauers nicht nur durch die Mysterien, mit denen er arbeitet – was ist am Anfang des Films passiert, wieso erträgt Miss Shepherd keine Musik mehr, wie ist sie dazu gekommen, in diesem Van zu leben? –, sondern auch durch seine verspielte Art. Denn dass Bennett sich zu einer Figur seiner Geschichte macht, ist ein Kunstgriff, den er sogar noch auf die Spitze treibt, gibt es doch zwei Versionen seiner selbst, die miteinander im Clinch liegen. Der Bennett, der schreibt, und der Bennett, der sein Leben lebt. Jennings spielt exzellent mit sich selbst. Was auf der Bühne ein Selbstgespräch gewesen ist, wird hier zu einem Dialog. Das hätte ganz stark in die Hose gehen können, das Skript, aber auch die Inszenierung handhaben das jedoch mit Bravur.

Schon auf der Bühne brillierte Maggie Smith, ohne deren Mitwirkung dieser Film fast unvorstellbar wäre. Sie strahlt genau jene bärbeißige Art aus, die die Figur ausmacht. Eigentlich will man sie nicht mögen, aber irgendetwas an ihr macht sie sofort sympathisch.

Im Kern der Geschichte geht es um die Beziehung von Bennett zu dieser Frau, die vor seinem Haus lebt. Der Autor konzentriert sich so sehr auf sich selbst, wenn er untersucht, ob er ein dröges Leben geführt hat, als dass er eine Biographie der alten Dame in dem Lieferwagen ausarbeitet. Er nähert sich ihrer Geschichte, wie es im Grunde am besten ist: Mit einem Funken Wahrheit, aber ganz viel Fiktion. Weil das Leben zwar die besten Geschichten schreibt, eine gute Skriptpolitur aber niemals schaden kann.

The Lady in the Van

Es ist eine kleine, sehr feine Produktion, die Nicholas Hytner mit „The Lady in the Van“ auf die Leinwand gezaubert hat; eine wahre Geschichte, die von Autor Alan Bennett für sein Bühnenstück fiktionalisiert wurde. Darauf aufbauend hat er das Skript für den Film geschrieben, in dem er selbst die Hauptfigur ist – neben der von Maggie Smith überragend gespielten titelgebenden Dame im Lieferwagen natürlich.
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Meinungen

Ursula Pfab · 02.05.2016

Dieser Film ist ein Geschenk!!
Absolut hervorragend, großartig. Der Hauptdarstellerin würde ich sofort einen OSCAR für diese überragende Leistung geben.

In der heutigen Zeit eine absolute Sternstunde der Filmkunst.
Großer Applaus für alle Mitwirkenden.