The Final Girls

Eine Filmkritik von Martin Beck

Schreie hinter der Leinwand

Wer dachte, die durch Scream losgelöste Welle der Meta-Slasher-Parodien sei längst wieder abgeebbt, hat recht – mit einer Ausnahme: The Final Girls, einer immerhin teilweise gelungenen Horrorkomödie, die sich speziell über Freitag der 13. hermacht und dazu eine Idee aufgreift, die unter anderem bei Last Action Hero zum Einsatz kam: der Aufhebung der Grenze zwischen Publikum und Leinwand. Was hier anschaulich dargestellt wird durch die Aufschlitzung einer Leinwand in einem brennenden Kino. Wo gerade noch das Double Feature Camp Bloodbath 1 & 2 gezeigt wurde.
Um sich vor den Flammen zu retten, steigt eine Gruppe Jugendlicher durch das Loch in der Leinwand… und gerät dadurch mitten in Camp Bloodbath, unmissverständlich angekündigt durch Harry Manfredinis ikonische Jason-Melodie. „Ki ki ki, ma ma ma“. Den Jugendlichen bleibt nichts anderes übrig, als Teil der Handlung zu werden, inklusive dem maskierten Killer Billy. Und ebenfalls inklusive dem blonden final girl Amanda (Malin Akerman), die im „richtigen Leben“ die inzwischen verstorbene Mama von Max (Taissa Farmiga) war, einem der Film-im-Film Kids.

Man kann The Final Girls zu diesem Setting nur beglückwünschen, so gekonnt wird hier eine spannende Genre-Nische angesteuert. Statt einer Parodie, die einfach nur Versatzstücke variiert, wie zum Beispiel Hand of Death oder Was macht der Tote auf der Wäscheleine?, geht es diesmal direkt in die Meta-Eingeweide, mit dem daraus resultierenden Kulturclash als Parodie-Aufhänger. Wo bei Dämonen 2 noch die Leinwand auf die Zuschauer „zukam“, geht es jetzt in die andere Richtung, hin zu der ultimativen Gefühlskino-Erfahrung. Die einen nicht nur mit all den stereotypen Doofi-Charakteren bekannt macht, die Slasher nunmal bevölkern, sondern auch noch konkrete Todesgefahr erzeugt.

Sobald The Final Girls in Camp Bloodbath angekommen ist, entfaltet sich ein vergnügliches Spiel mit Zeitebenen, charakterlichen Gegensätzen und den Regeln des Genres. Der Film ist zugleich Parodie und Hommage, geprägt von einem liebevoll umgesetzten Slasher-Verständnis, das selbst Schwarzweiß-Rückblenden, Titeleinblendungen und Musik aktiv ins Geschehen einbinden kann. Und dann ist da ja auch noch die Mutter-Tochter-Ebene, die ähnlich wie bei Zurück in die Zukunft ein emotionales Paradoxon erzeugt und der obligatorischen Suche nach dem nächsten final girl ungeahnte Dramatik verpasst.

The Final Girls macht vieles richtig und ist auf jeden Fall eine unterhaltsame filmische Jonglage, gerade für Genre-Fans — die dann aber sicherlich auch feststellen werden, dass das hier angewandte Konzept ein paar gravierende Schwachstellen aufweist. Besonders auffällig ist die Abwesenheit von Blut und nackten Tatsachen, was irgendwann einfach mächtig irritiert, und diese Bonding-Nummer mit der doch eigentlich verstorbenen Mama geht gerade gegen Ende auf die Nerven. Weil sie zu lang ist. Weil dadurch kaum richtige Kills Platz haben. Und weil so ein übertriebener Showdown in Gang gesetzt wird, der es bei Camp Bloodbath nicht mal unter die deleted scenes geschafft hätte.

Wie geschrieben, The Final Girls ist auf jeden Fall unterhaltsam. Zu einem wirklich stimmigen Film jedoch, der der tollen Grundidee in allen Belangen gerecht wird und das hier potenziell mögliche Scream-Niveau auch tatsächlich erreicht, fehlt leider der entscheidende letzte Schritt. Ey, Camp Bloodbath und dann weder Titten noch Blutfontänen? Also please

The Final Girls

Wer dachte, die durch „Scream“ losgelöste Welle der Meta-Slasher-Parodien sei längst wieder abgeebbt, hat recht – mit einer Ausnahme: „The Final Girls“, einer immerhin teilweise gelungenen Horrorkomödie, die sich speziell über „Freitag der 13.“ hermacht und dazu eine Idee aufgreift, die unter anderem bei „Last Action Hero“ zum Einsatz kam: der Aufhebung der Grenze zwischen Publikum und Leinwand.
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