The End of Meat - Eine Welt ohne Fleisch (2017)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Eine Zukunft ohne Schlachthöfe

Der Spruch „Du bist, was du isst“ nimmt im modernen Alltagsleben immer konkretere Formen an. Da werden Menschen als Omnivore, Flexitarier oder Veganer etikettiert, je nachdem, ob und falls ja, wie oft sie Fleisch konsumieren. Unternehmer im veganen Lebensmittelsektor sprechen von einer Wachstumsexplosion. Selbst Fleischproduzenten haben heute auch vegetarische Würstchen im Sortiment. Die Gründe für diesen Trend zur fleischarmen oder fleischlosen Ernährung sind vielfältiger Natur. Die Menschen gehen achtsamer mit der Umwelt um und interessieren sich für die Herkunft ihrer Nahrungsmittel, legen Wert auf Bioprodukte und artgerechte Tierhaltung. Alle paar Jahre gibt es wieder einen Lebensmittelskandal, der diesen Trend neu befeuert.

Viele Menschen, die sich vegan ernähren, tun dies auch aus rein moralischen Gründen. Sie glauben, dass der Mensch kein Recht hat, Tiere auszubeuten. Marc Pierschel (Live and Let Live) thematisiert all dies in seinem neuen Dokumentarfilm The End of Meat, in dem Philosophen, Aktivisten, Wissenschaftler, Künstler ihre Zukunftsvisionen vorstellen. Er bezieht mit breitgefächerter Argumentation Stellung im Sinne des Filmtitels, wie das auf ähnliche Weise schon andere Dokumentarfilme – etwa der noch emotionaler für die Tierrechte eintretende Hope for All – taten.

Aber gerade weil er das Thema von ganz verschiedenen Seiten – Umwelt, Gesundheit, Moral – angeht, wirkt Pierschels Film oft nicht wie aus einem Guss. Positiv schlagen der generell informative Charakter des Inhalts und die Vielzahl hoch interessanter Fundstücken aus Wissenschaft und Forschung zu Buche. Nicht nur in Amerika, auch in Deutschland machen sich Sozialwissenschaftler Gedanken über ein neues Verhältnis von Mensch und Tier. Eine Politologin in Berkeley erwähnt mit ein paar Sätzen eine speziesübergreifende urbane Theorie, die den Blick nicht nur auf die Menschen unter den Stadtbewohnern richtet. Am weitesten gehen mit ihren Zukunftsvisionen eines Miteinanders oder einer friedlichen Koexistenz von Mensch und Tier zwei kanadische Autoren, die unter anderem das Modell einer Staatsbürgerschaft für Haustiere vorstellen.

Ebenfalls spannend ist das Kapitel über biotechnologische Forschungen zur Herstellung von Gelatine oder von veganem Käse auf Hefebasis. Die Idee dahinter ist, Produkte tierischen Ursprungs künftig praktisch am Tier vorbei im Labor herzustellen. Dazu gehören natürlich auch die Cultured Meat-Forschungen von Mark Post in Maastricht, die sich noch ziemlich futuristisch anhören. Aber was spräche dagegen, Menschen, die auf Fleisch nicht verzichten wollen, geschmacklich überzeugende Burger anzubieten, für die kein Rind sein Leben lassen musste?

Unterhaltsam und gemütvoll geraten die Szenen, die auf verschiedenen Lebenshöfen gefilmt werden. Dort sollen Kühe, Schweine, Hühner, die vor dem Schlachthof gerettet wurden, ein Leben nur zum eigenen Vergnügen führen dürfen. Ebenfalls herzerwärmend ist die Geschichte des Hausschweins Esther, das auf Facebook berühmt wurde. Zwei Männer hatten es sich als kleines Ferkel in ihre Wohnung in Toronto geholt, in der irrigen Annahme, dass es sich um ein Minischwein handele. Aber Esther wuchs und wuchs – und lebt mittlerweile zusammen mit ihren Besitzern auch nicht mehr in der Stadt.

Das thematische – und geografische – Hin und Her des Films hat aber auch Nachteile. So werden, beispielsweise in Indien, weitere Aspekte wie religiös motivierter Vegetarismus angesprochen, aber viel zu knapp, um als sinnvolle inhaltliche Erweiterung überzeugen zu können. Die Logik, nach der der Film seine Interviews mit deutschen Unternehmern, amerikanischen und britischen Forschern und einem deutschen Maler sortiert, erschließt sich nicht immer. Diese starke inhaltliche Verästelung hat auch zur Folge, dass der Film mitunter geschwätzig wirkt und seine eigene Dynamik ausbremst. Dennoch handelt es sich insgesamt um einen interessanten, in die Zukunft gerichteten Beitrag zum Dauerthema Fleischkonsum, Veganismus und Schlachttierhaltung.
 

The End of Meat - Eine Welt ohne Fleisch (2017)

Der Spruch „Du bist, was du isst“ nimmt im modernen Alltagsleben immer konkretere Formen an. Da werden Menschen als Omnivore, Flexitarier oder Veganer etikettiert, je nachdem, ob und falls ja, wie oft sie Fleisch konsumieren. Unternehmer im veganen Lebensmittelsektor sprechen von einer Wachstumsexplosion.

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Meinungen

Lara Bauer · 15.07.2018

Fand den Doku sehr gut und kann ihn jedem empfehlen!

Auf in eine positive Zukunft.