The Disappointments Room

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Wer einen Schicksalsschlag erleidet, verlässt die Stadt und zieht aufs Land. Das zumindest ist eine typische Bewegung im Horrorfilm. Immer wieder treibt es Figuren, die von schmerzlichen Erfahrungen gequält werden, hinaus ins Grüne, in die Abgeschiedenheit, wo – so die große Hoffnung – Ruhe und ein Neuanfang auf sie warten. Thematisiert wird dieses Genremuster gleich zu Anfang in D. J. Carusos The Disappointments Room, der mehr als einmal den Anschein erwecken will, clever mit Konventionen zu hantieren. Tatsächlich hakt der Gruselthriller jedoch brav und artig diverse Haunted-House-Klischees ab und schafft es leider nicht, seinen psychologisch durchaus reizvollen Unterbau sinnvoll zu entfalten.
Die Flucht in die Provinz tritt hier die Architektin Dana (Kate Beckinsale) an, die nach dem tragischen Tod ihrer kleinen Tochter gemeinsam mit ihrem Ehemann David (Mel Raido) und ihrem fünfjährigen Sohn Lucas (Duncan Joiner) ein verwittertes, lange Zeit unbewohntes Landhaus erwirbt. Die fremde Umgebung soll sie auf andere Gedanken bringen. Ebenso wie die Renovierungsarbeiten am neuen Heim, denen sich das Ehepaar in Eigenregie widmen will. Während David und Lucas versuchen, das Erlebte, so gut es eben geht, hinter sich zu lassen und neuen Frohsinn an den Tag zu legen, beschleicht Dana schon kurz nach ihrem Einzug ein mulmiges Gefühl. Irgendetwas scheint im Anwesen herumzuschleichen. Und schon bald entdeckt sie unter dem Dach ein Zimmer mit einer versteckten Tür, das auf dem Grundriss nicht verzeichnet ist. Mit Betreten dieses Raumes taucht sie in die düstere Vergangenheit des Hauses ein.

Caruso (xXx: Die Rückkehr des Xander Cage) und Koautor Wentworth Miller (Stoker) sind bemüht, ein komplexes Charakterbild ihrer Protagonistin zu entwerfen, die zwischen Selbstsicherheit und schwerer Angegriffenheit schwankt. Wie so oft im Horrorgenre sind es Albträume, durch die der Zuschauer Einblick in ihr Seelenleben erhält. Ob es sich bei Danas Visionen und den unheimlichen Erscheinungen tatsächlich um Geister handelt oder aber um Halluzinationen, soll eigentlich in der Schwebe bleiben. Ungeschickte Perspektivwechsel und Drehbuchholprigkeiten unterlaufen diese Absicht allerdings in schöner Regelmäßigkeit, weshalb kein echter Sog entstehen will. Halbherzig ist auch die Art und Weise, wie die realen Hintergründe des titelgebenden Zimmers in das Gruselgeschehen eingebunden werden. Was Potenzial für handfeste Emotionen böte, wirkt letztlich wie ein austauschbarer Aufhänger.

Statt die labile Verfassung der Hauptfigur eingehender zu ergründen, verlegt sich The Disappointments Room die meiste Zeit darauf, Spuk-Standards abzuhaken. Personen schleichen urplötzlich durchs Bild. Einem Haustier geht es an den Kragen. Ständig ist ominöse Musik zu hören. Und mehrfach gleitet die Kamera wie eine geisterhafte Präsenz umher. Handwerklich ist das in Ordnung. Und doch vermisst man schmerzlich ein Stück Eigenständigkeit. Ärgerlich, da vollkommen überflüssig, sind die platten Flirtversuche eines jungen einheimischen Handwerkers (Lucas Till), der, ebenso wie alle anderen Nebenfiguren, das Etikett ‚Funktionsträger‘ spazieren trägt.

Die Kurve kriegt der Film auch im Finale nicht, obwohl Kate Beckinsale hier dem Affen Zucker geben darf und das bislang eher unblutige Geschehen um einige Gewaltspitzen ergänzt wird. Das mitunter absurde Verhalten der Beteiligten und der höchst generische Budenzauber verhindern eine starke Anteilnahme. Hätten die Macher ihre sicherlich nicht schlechten Ansätze konsequent verfolgt, wäre wahrscheinlich mehr herausgesprungen als ein müder 08/15-Spukhaus-Beitrag.

The Disappointments Room

Um ihre zerrüttete Ehe noch zu retten, ziehen Dana, ihr Mann Dave und deren Sohn Lucas in ein heruntergekommenes Landhaus irgendwo im Mittleren Westen der USA. Bei den Renovierungsarbeiten stoßen sie auf eine verschlossene Tür, die auf keinem der Pläne eingezeichnet ist. Dann erscheint der Geist eines junges Mädchens und bittet Dana, die Tür zu öffnen. Doch es gibt noch weitere Geister — und die wollen um jeden Pres erreichen, dass die Tür und das dahinter verborgene Geheimnis des Raums nicht ans Tageslicht kommen.
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