Sunshine Cleaning

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

"Ein schmutziger Job - aber einer muss ihn machen..."

Not macht erfinderisch. Das gilt auch und besonders für Zeiten wirtschaftlicher Not und finanzieller Engpässe, in denen man jede sich bietende Gelegenheit ergreifen sollte, um den Hals aus der Schlinge zu ziehen.
Davon kann auch Rose (Amy Adams) aus dem amerikanischen Südwesten ein Lied singen. Die allein erziehende Mutter des verhaltensauffälligen siebenjährigen Oscar (Jason Spevack) ist ständig klamm, ihr Traum von einem gesicherten Auskommen als Immobilienmaklerin scheint in weite Ferne gerückt. Und als ihrem Sohn auch noch der Aufenthalt an einer auf schwere Fälle spezialisierten Privatschule nahe gelegt wird, weiß Rose vor lauter Sorgen wirklich kaum mehr ein noch aus. Bis ihr Lover, der verheiratete Cop Mac (Steve Zahn), die rettende Idee hat. Da Rose sowieso schon als Putzfrau arbeitet, warum verlegt sie sich nicht auf die Reinigung von Tatorten? Gemeinsam mit ihrer Schwester Norah (Emily Blunt) stürzt sich Rose mit Feuereifer auf die Geschäftsidee. Wobei es für die beiden Frauen erstmal gilt, den Ekel vor den Hinterlassenschaften des Todes zu überwinden.

Es ist nicht allein der Titel, der an Little Miss Sunshine erinnert, jenen Independent-Hit aus den USA, der vor einiger Zeit auch in den deutschen Kinos für einen echten Überraschungscoup sorgte. Auch der amerikanische Südwesten mit seinen ausdrucksvollen Lichtstimmungen und Alan Akrin als mauliger und bisweilen recht indisponierter Patron einer chaotischen Familie sind Versatzstücke, die dem Zuschauer recht bekannt vorkommen dürften. Die Ähnlichkeiten sind recht schnell und schlüssig erklärt: Little Miss Sunshine und Sunshine Cleaning stammen beide doch von der New Yorker Produktionsfirma Big Beach Pictures, deren Produzenten Marc Turtletaub und Peter Saraf neben den genannten auch für Alles ist erleuchtet verantwortlich zeichneten.

Wobei die Vergleiche zwischen den beiden Filmen mit dem Sonnenschein im Titel nicht allzu sehr ins Extreme getrieben werden sollten, auch wenn man unter Umständen seitens der Produktion wirklich darauf gebaut haben mag, ein ähnliches Publikum anzusprechen. Die Regisseurin Christine Jeffs und die Autorin Megan Holley geben der Geschichte um zwei Schwestern, die am unteren Ende der amerikanischen Gesellschaft stehen, neben aller Bitternis immer wieder eine Wendung ins Grotesk-Komische, die beim Publikum gut ankommen dürfte. Beim Sundance Festival 2008 avancierte der Film jedenfalls zu einem der Publikumslieblinge und kam so zumindest in den USA durchaus in ähnliches Fahrwasser wie Little Miss Shunshine.

Ob dies auch in Deutschland gelingen kann, ist fraglich: Während Little Miss Sunshine nämlich immer wieder durch seine Vielzahl an skurrilen Wendungen und exzentrischen Personen ein Feuerwerk abbrannte, tritt Sunshine Cleaning trotz der beiden exzellenten Hauptdarstellerinnen des Öfteren auf der Stelle und lässt eine plausible Entwicklung der Hauptcharaktere leider vermissen. Und dass der amerikanische Traum vom Aufstieg aus einfachsten Verhältnissen seit langem bereits obsolet ist, ist nun wahrlich keine Kernbotschaft mehr, auf die man im Kino gewartet hat.

Sunshine Cleaning

Not macht erfinderisch. Das gilt auch und besonders für Zeiten wirtschaftlicher Not und finanzieller Engpässe, in denen man jede sich bietende Gelegenheit ergreifen sollte, um den Hals aus der Schlinge zu ziehen.
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