Strange Magic

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Eine hektische Fantasy-Karaoke-Show

Lose auf Shakespeares Sommernachtstraum basiert ein CGI-Animationsfilm, der die erste Zusammenarbeit der Disney-Studios mit George Lucas darstellt. Lucas als Ideengeber und Produzent schwebte eine Art Star Wars-Version für seine Töchter vor. Allerdings hielt Disney offenbar wenig von diesem Musical, das bekannte Popsongs wie „Wild Thing“ in der Tradition von Happy Feet oder Moulin Rouge in eine vorhersehbare Handlung integriert. Sowohl in Amerika als auch in Deutschland wurde das Ergebnis lustlos ohne großes Marketing in die Kinos geschickt.
Im Mittelpunkt stehen zwei streng voneinander getrennte Welten – das helle, bunte Reich der Elfen und Feen sowie die finstere Region der stets schlecht aufgelegten Kobolde. Plötzlich gerät das starre Reglement ins Wanken, als der Elf Sunny auf Befehl des schmachtenden Prinzen Roland einen Liebestrank aus der dunklen Region stehlen soll. Im Kerker der fiesen Bogs wird die Zuckerfee gefangen gehalten, die einen Trunk mit sofortiger Wirkung zu mixen versteht. Obwohl Sunny seine Mission mit Erfolg abschließen kann, landet die Lotion nicht auf der schlagkräftigen Prinzessin Marianne als Ziel von Rolands vergeblichem Werben, sondern auf ihrer Schwester Dawn. Doch das verwöhnte Gör fällt ausgerechnet dem mit seiner Armee anrückenden Bog-König um den Hals, der sie sofort in sein Gefängnis verschleppt.

Bei aller Hektik fehlt dem Debüt von Gary Rydstrom, der bislang nur für Pixar zwei Kurzfilme inszenierte, Charme und Humor der klassischen Disney-Stoffe. Die vermenschlichten Figuren wirken wie aus einem (perfekten) Computergame entsprungen, wobei sich die Prinzessinnen anfangs nur um Mode, Frisuren und Beziehungsnöte sorgen. Das Originellste stellt die Umkehrung der Genreregeln dar, die Lucas einst mit Star Wars etablierte: Während sich der blonde Prinz in seiner schmucken Rüstung als arroganter Egoist entpuppt, darf sein schwarz gekleideter Gegenspieler allmählich wieder sein (gebrochenes) Herz offenbaren. Doch seitdem Dreamworks, Disney und Pixar mit den Erwartungen spielen, werden dort ebenfalls zunehmend Konventionen aufgebrochen.

Einige der Einfälle von Rydstrom und seinen Co-Autoren weisen durchaus Witz auf. Dazu zählen die schlecht funktionierende Pilzkommunikation in „Stille Post“-Manier, ein sich abrupt im Liebeswahn tummelndes Märchenreich oder die Ohrenschmerzen, welche sich bei den Finsterlingen aufgrund der heiteren Gesangseinlagen stets einstellen. Dem Zuschauer, der nicht mehr zur jungen Zielgruppe zählt, kann es allerdings genauso ergehen.

Ohnehin wurde das Musical für Mädchen ersonnen, die zu alt für Tinkerbell und noch zu jung für Pitch Perfect sind. Dabei erscheint es unwahrscheinlich, dass sie die zahlreichen eingeflochtenen Klassiker wiedererkennen, die die Protagonisten bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten trällern. Hierzu zählen etwa Robert Palmers „Addicted to Love“, Freddy Mercurys „Crazy Little Thing Called Love“, Bob Marleys „Three Little Birds“ oder natürlich Jeff Lynns titelgebendes „Strange Magic“, bevor der Reigen in einem psychedelischen Finale mündet. Letztlich bietet das Ergebnis doch zu wenig Gags und Amüsement für eine 100-minütige Fantasy-Karaoke-Show.

Strange Magic

Lose auf Shakespeares „Sommernachtstraum“ basiert ein CGI-Animationsfilm, der die erste Zusammenarbeit der Disney-Studios mit George Lucas darstellt. Lucas als Ideengeber und Produzent schwebte eine Art „Star Wars“-Version für seine Töchter vor. Allerdings hielt Disney offenbar wenig von diesem Musical, das bekannte Popsongs wie „Wild Thing“ in der Tradition von „Happy Feet“ oder „Moulin Rouge“ in eine vorhersehbare Handlung integriert.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Birgit · 20.07.2015

Ich war begeistert von dem Film. Für mich definitiv das beste, was ich seit Jahren sah.