Smoke

Eine Filmkritik von Mirela Halac

Der blaue Dunst in der Großstadt

Bei hochkarätigen filmischen Besetzungslisten denkt man an liquide Produktionsstudios mit beachtlichem Marketing und Merchandising und an hoffentlich klingelnde Kinokassen. Smoke (Raucher unter sich – so der verfehlte und irreführende deutsche Titel) erfüllt neben der glanzvollen Besetzung mit Harvey Keitel, William Hurt, Forest Whittaker und Harold Parrineau Jr. keine dieser Voraussetzungen – jedoch kann sich Smoke mit zwei wahrlich wichtigeren Attributen schmücken: Einem grandiosem Drehbuch von Paul Auster und dem Dasein als Vorreiter bekannterer Low-Budget-Filme wie El Mariachi oder Clerks.
Auggie (Harvey Keitel) ist stolzer Besitzer von 4000 Fotografien aus New York. Allerdings haben seine Bilder alle ein und dasselbe Motiv; ein und dieselbe Perspektive. Und immer wird das Foto um punkt acht Uhr morgens geschossen. Nein, Auggie ist kein professioneller Fotograf und verfolgt damit keine künstlerische Expression, Auggie ist Besitzer eines Tabakwarenladens und fotografiert stets die Kreuzung vor seinem altmodischen Geschäft in Brooklyn. Sein kleiner Laden ist Dreh- und Angelpunkt vieler seltsam wirkender Gestalten und hier entstehen die alltäglichen Geschichten die Regisseur Wayne Wang in vier Episoden auf die Leinwand bringt. Da ist der Schriftsteller Paul Benjamin (William Hurt) der seit dem Tod seiner Frau kein Werk zu Ende bringt und selbst fast unter die Räder kommt, bevor er von dem Kleinkriminellen Rashid Cole (Harold Parrineau Jr.) gerettet wird. Oder auch Auggies Ex-Freundin (Stockward Channing), die von den Drogenproblemen ihrer Tochter (Ashley Judd) erzählt und um Hilfe bittet beim möglichen Vater Auggie.

Viele Momentaufnahmen im Mikrokosmos New York werden in vier Strängen zusammengeführt. Paul Auster und Wayne Wang sorgen mit ihrer Erzählweise für Konsistenz und vermeiden ein Auseinanderbrechen des knapp 100-minütigen Werkes. Die Authentizität und Lebendigkeit der Charaktere, die scheinbar völlig zufälligen doch alltäglichen Geschehnisse erzeugen Nähe und Melancholie beim Betrachter. Ein schöner Film über das scheinbar unspannende Leben einfacher Menschen, die mit ihren Schwächen und Fehlern umzugehen versuchen.

Paul Auster, der 1998 mit Lulu on the Bridge sein Regiedebüt gab, schrieb das Drehbuch basierend auf seiner Erzählung Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte die er ursprünglich für die New York Times verfasste. Auster erschafft in Smoke mit dem Schriftsteller Paul Benjamin sein alter Ego: Paul Austers gebürtiger Name ist Paul Benjamin Auster.

1995 erhält Smoke den Großen Preis der Jury bei der Berlinale und wurde mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.

Smoke

Bei hochkarätigen filmischen Besetzungslisten denkt man an liquide Produktionsstudios mit einem beachtlichen Marketing und Merchandising und hoffentlich klingelnde Kinokassen.
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