Sauacker

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Traumjob Landwirt?

Man hätte gewiss auch einen schöneren Filmtitel als Sauacker finden können. Doch in Tobias Müllers Dokumentarfilm geht es nicht um eine Poetisierung des landwirtschaftlichen Arbeitens, sondern um die Lebenswirklichkeit einer schwäbischen Bauernfamilie, deren Hof – betriebswirtschaftlich gesprochen – seit Längerem ein Verlustgeschäft ist. Der Regisseur hat die Familie über einen Zeitraum von fast zwei Jahren begleitet. In seinem circa 80-minütigen Werk fokussiert er nun den Generationenkonflikt zwischen Vater und Sohn – und entwirft so das Porträt zweier recht eigensinniger Männer.
Der Jungbauer Philipp möchte den Hof seiner Eltern Konrad und Gertrud Kienle übernehmen und damit eine lange Tradition fortsetzen: Seit 1725 befindet sich der Hof schon in Familienbesitz. Die finanzielle Lage ist allerdings äußerst schwierig – und so muss Philipp neben seiner Tätigkeit als Bauer noch weiteren Erwerbstätigkeiten als Stahlarbeiter und Hausmeister nachgehen, um das nötige Geld für seinen Lebensunterhalt sowie den seiner Eltern aufbringen zu können (wobei auch Konrad zusätzlich noch als Zeitungsausträger arbeitet). Während Philipp in vielen Bereichen akuten Handlungsbedarf sieht, um den Hof und damit seine eigene Existenz zu retten, scheut der Vater die Veränderung – was unweigerlich zu heftigen Kontroversen führt…

Mit dem ehrgeizigen Philipp – der mit Leib und Seele Landwirt ist und es (ganz im Frank-Sinatra-Stil) auf „seine Weise“ machen will – hat Müller ohne Zweifel einen idealen Protagonisten gefunden: Der junge Mann schmiedet (durchaus umsichtig) Pläne für seine Zukunft als Bauer und verliert trotz aller Widrigkeiten nie den Humor. Zudem hat er in Konrad einen ebenbürtigen „Gegenspieler“ (wie Philipps Freundin Manuela es an einer Stelle treffend formuliert). Auch die Probleme in der Beziehung zwischen Philipp und Manuela werden thematisiert – wobei es dem Regisseur in diesen (wie auch in den übrigen) Szenen gelingt, jedwede Aufdringlichkeit zu vermeiden und dennoch ein hohes Maß an Nähe zu den gezeigten Personen zu erzeugen. Als Zuschauer hat man dadurch das Gefühl, diese Menschen kennenzulernen, ohne einen allzu indiskreten Blick in ihre Privatsphäre zu werfen.

Sauacker führt vor Augen, womit sich ein moderner Landwirt neben den Melk- und Mistpflichten konfrontiert sieht – etwa mit offenen Rechnungen, die beglichen werden müssen, mit maschinellen Veränderungen, die es zu finanzieren gilt und mit einer Biolandbetrieb-Umstellung, um den Anschluss nicht zu verlieren. Der Film ist somit zum einen ein differenziertes Character Piece, und zum anderen eine präzise Milieustudie.

Sauacker

Man hätte gewiss auch einen schöneren Filmtitel als „Sauacker“ finden können. Doch in Tobias Müllers Dokumentarfilm geht es nicht um eine Poetisierung des landwirtschaftlichen Arbeitens, sondern um die Lebenswirklichkeit einer schwäbischen Bauernfamilie, deren Hof – betriebswirtschaftlich gesprochen – seit Längerem ein Verlustgeschäft ist.
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