Regeln spielen keine Rolle

Eine Filmkritik von Patrick Heidmann

Nostalgie und Warren Beatty

Prinzipiell dürfte es durchaus in Warren Beattys Sinn gewesen sein, 2017 Oscar-Geschichte zu schreiben. Nur kam es dann bekanntlich anders als gehofft: für immer erinnern wird man sich an die Verkündung des falschen Gewinner-Films, während sein eigener Film Regeln spielen keine Rolle keine einzige Nominierung abstauben konnte. Dabei ließen sich von Beattys erster Regiearbeit seit 1998 durchaus Parallelen zu La La Land ziehen, geht es doch auch bei ihm um einen nostalgisch-verklärten Blick auf Los Angeles, ein Liebespaar und die Filmbranche. Und um Howard Hughes, der schon Martin Scoreses Aviator einige Oscars einbrachte.
Die Rolle des legendären Geschäftsmanns, Studiobosses und Flugzeug-Narrs hat Beatty gleich selbst übernommen, doch es dauert eine gute halbe Stunde, bevor er überhaupt auf der Leinwand zu sehen ist. Schon vorher allerdings dreht sich fast alles um ihn. Der junge Frank Forbes (Alden Ehrenreich), frisch aus der Provinz in Los Angeles eingetroffen, will Hughes davon überzeugen, in ein Bauprojekt zu investieren. Bis er die Chance dazu bekommt, ist er aber erst einmal als Chauffeur tätig, um junge Schauspielerinnen wie Marla Mabrey (Lily Collins) durch die Stadt zu kutschieren. Die in jeder Hinsicht unschuldige Schönheitskönigin aus Virginia ist noch christlicher als ihr Fahrer und wartet darauf, endlich bei Hughes für die versprochene Rolle vorsprechen zu dürfen. Kein Wunder, dass es zwischen den beiden funkt, obwohl das eigentlich strengstens untersagt ist. Doch als Hughes dann wahrhaftig auf den Plan tritt, geht das am Leben der beiden nicht spurlos vorbei.

Warum Beatty, dem ein Film über Hughes seit Jahren eine Herzensangelegenheit war, in seinem nur bedingt auf wahren Ereignissen basierenden Drehbuch ausgerechnet den jungen Liebenden so viel Platz einräumt, erklärt sich leider nicht wirklich. Denn damit setzt sich Regeln spielen keine Rolle ein bisschen zwischen alle Stühle. Die interessantesten Aspekte (Hughes immer stärker zutage tretende psychische Erkrankung, die Fallstricke des Showgeschäfts, Ambition und ihre Konsequenzen) werden meist allzu beiläufig verhandelt, während die Romanze zu wenig packend ist.

Schauspielerisch läuft Beatty zu deutlich bezwingenderer Form auf als hinter der Kamera, außerdem umgibt er sich mit einem verschwenderisch hochkarätigen Ensemble, zu dem unter anderem auch Annette Bening, Alec Baldwin, Candice Bergen, Matthew Broderick, Martin Sheen und Ed Harris gehören. Gemeinsam mit Kameramann Caleb Deschanel (Die Passion Christi) und den Kostüm- und Ausstattungsteams holt er zudem das meiste aus dem Nostalgiefaktor heraus. Am Ende liegt es aber eher an den Einzelteilen als an deren Summe, dass Regeln spielen keine Rolle einigermaßen unterhaltsam ist.

Regeln spielen keine Rolle

Prinzipiell dürfte es durchaus in Warren Beattys Sinn gewesen sein, 2017 Oscar-Geschichte zu schreiben. Nur kam es dann bekanntlich anders als gehofft: Für immer erinnern wird man sich an die Verkündung des falschen Gewinner-Films, während sein eigener Film „Regeln spielen keine Rolle“ keine einzige Nominierung abstauben konnte.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen