Das Geheimnis der zwei Schwestern (2016)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Mit den Toten reden

Schon von ihrer ersten Rolle als junges Mädchen in Léon, der Profi an spielt Natalie Portman gern die dunkleren Charaktere. Frauen, die tiefe Geheimnisse hegen, Frauen, die ihren Obsessionen verfallen, oder Frauen, die leiden, dabei aber trotzdem stark bleiben. Ihr Portfolio macht sie damit zur idealen Kandidatin für die Hauptrolle in Rebecca Zlotowskis neuem Film Planetarium.

Hier spielt sie Laura Barlow, die zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Kate (Lily-Rose Depp) in Frankreich umhertingelt. Die beiden sagen, sie könnten mit den Toten kommunizieren und bieten Séancen an. Doch so recht schlägt das Angebot in Paris nicht ein. Die Zeiten sind hart, ein neuer Weltkrieg scheint sich anzubahnen und die meisten Menschen haben kein Interesse an den Toten, die sie an den vorigen Weltkrieg erinnern, der noch nicht allzu lange her ist. Doch einer zeigt sich zugänglich: Korben (Emanuel Salinger) ist ein reicher Filmproduzent und nach einer Privatséance überzeugt, dass die beiden tatsächlich mit den Toten kommunizieren können. Denn er sah einen Mann in Uniform, der versuchte, ihn zu erwürgen – eine Erscheinung, die er am eigenen Leibe tatsächlich spürte. Korben ist so angetan von den Schwestern, dass er sie bittet, bei ihm in seinem großen Haus zu wohnen. Laura will er zum Filmstar machen, mit der jungen Kate hat er aber anderes vor. Er bringt sie zu einem eigenartigen Metapsychologen, bei dem sie Séancen abhalten soll, damit dieser wissenschaftlich untersuchen kann, wie sie mit den Toten kommuniziert.

Planetarium ist ein unglaublich stylischer Film. Zlotowski, die sich mit ihren Filmen Belle épine und Grand Central schon einen Namen für ästhetisch aufwändige Filme gemacht hat, zieht hier alle Register. Wunderschön und detailliert stellt sie das Paris der 1930er Jahre dar. Sowohl die Architektur als auch die Kostüme sind überragend in Szene gesetzt. Wahrlich, Planetarium ist zum Sterben schön, und man möchte unbedingt, dass der Film einen davonträgt. Am Anfang gelingt es ihm auch, denn die ungewöhnliche Ausgangsposition ist vielversprechend und ein wenig mysteriös. Wer sind die beiden Schwestern wirklich? Was wollen sie und können sie tatsächlich mit den Toten sprechen? Und was ist Korbens eigentliches Begehr? Man will das schöne Rätsel lösen. Doch es wird nicht gelingen. Nicht, weil der Film es nicht auflösen will, sondern weil er es nicht kann. Nach dem ersten, faszinierenden Akt verirrt sich das Werk Stück für Stück in sich selbst. Aus Mysterium wird Irritation, es verlieren sich ganze Erzählstränge, werden so viele Dinge angedeutet, aber nie weiter ausgeführt, dass man alsbald nicht mehr folgen kann. Vor allem die Motivationen der Figuren können nur erraten werden. Laura will Karriere machen, Kate fühlt sich zurückgesetzt und vergessen. Zwischen den beiden Schwestern kommt es zu Zankereien. Dann sind sie wieder innig, es bleibt aber stets ein Abstand. Die Chemie zwischen Portman und Depp will nicht stimmen und wenn sie sich gegen Ende des Filmes in den Arm fallen, als könnten sie ohne einander nicht leben, dann verwirrt dies nur, hatte man doch davor nie ablesen können, dass die beiden so aneinander interessiert wären. Auch Korber gibt viele Rätsel auf. Emanuel Salinger spielt ihn mit großer Leidenschaft, doch er scheitert wie Portman, die sich alle Mühe gibt, am rudimentären Drehbuch.

Es gibt einfach nichts zu greifen, weder für das Ensemble noch für das Publikum. Und wenn die Erzählungen einen so gar nicht hereinlässt, dann kann man sich auch nur für eine gewisse Weile am überragenden Visuellen ergötzen.

Das Geheimnis der zwei Schwestern (2016)

Zwei Geschwister, die zusammen als Medium durch das Frankreich der 1930er Jahre reisen, treffen in Paris auf einen visionären Filmproduzenten. Nach Grand Central setzt Rebecca Zlotowski ihren vielversprechenden Weg fort, um eine der führenden Stimmen im europäischen Kino zu werden.

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