Pixels (2015)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Das Drama des ewigen Kindes

Adam Sandlers neue Komödie Pixels ist ein Drama: Das Drama des Mannes Adam Sandler, dessen Filme seit Jahren darauf beruhen, dass er nicht erwachsen werden will, sondern lieber der Nostalgie in verschiedenen Abstufungen frönt. Und es ist auch das Drama des Schauspielers Adam Sandler, der seit Kindsköpfe aufgehört hat, sich in irgendeiner Art und Weise Mühe zu geben. Und Kindsköpfe liegt auch schon wieder fünf Jahre zurück. Seitdem latscht er durch seine Filme und murmelt seine Zeilen mit dem immer gleichen, schläfrigen Gesichtsausdruck. Sandler ist ein Schauspielzombie geworden. Nun ist er die Hauptfigur in Pixels.

Er spielt Sam Brenner, einen Mann, der seinen Lebenshöhepunkt bereits im Alter von 10 Jahren erreicht hat. Damals, in den 1980ern, war er der Champion der Arcade-Spiele: Donkey Kong, Pac-Man, Space Invaders — alles konnte der junge Sam spielen, denn er hatte ein besonderes Gespür für die Bewegungsmuster dieser Spiele. Doch dann, bei der Weltmeisterschaft, wird er von Fireblaster (Peter Dinklage) geschlagen. Fortan gibt er den gebrochenen Mann und wird Fernsehinstallateur und selbsterklärter Nerd. Man gestatte an dieser Stelle die Nebenbemerkung, dass, wenn man einen Overall trägt, auf dem Nerd steht und man sich permanent selbst vor anderen Nerd nennt, man sehr wahrscheinlich kein wirklicher Nerd ist.

Sams bester Freund, der pummelige Will (Kevin James), hat es da doch zu etwas mehr gebracht. Er ist jetzt der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Frau wird gespielt von Jane Krakowski (Ally McBeal, 30 Rock, Unbreakable Kimmy Schmidt), einer hervorragenden und witzigen Schauspielerin, die in diesem Film nichts sagen darf, aber so tun muss, als wäre ihr trotteliger Mann attraktiv. Schade, sie hätte hier einiges retten können. Stattdessen bekommen Sandler und James noch Michelle Monaghan an die Seite. Sie spielt Lt. Col. Violet Van Patten, eine attraktive, schlanke Brünette, die irgendwas mit der Army und Waffen zu tun hat. Mehr weiß man nicht und wird es auch nie erfahren, denn van Patten ist vor allem dafür da, das Waffenarsenal zu präsentieren und Sandler eine Frau zur Verfügung zu stellen, die seinen Kleiner-Junge-Charme und damit auch ihn attraktiv findet und die an ihn glaubt und ihm damit das Selbstbewusstsein gibt, das er braucht. Denn Sam Brenner rettet alsbald die Welt, die von Aliens angegriffen wird, die die alten Arcade-Spiele aus den 1980ern als ihre Waffe der Wahl auserkoren haben. Und da sage noch einer, Spiele zocken habe keinen tieferen Sinn…

Pixels ist ein Retortenfilm der traurigsten Art. Allein die Idee, auf der er basiert, ist einfach nur zum Heulen: Ein Mann, der nie darüber hinweg gekommen ist, dass er einmal verloren hat und der daraufhin sein ganzes Leben wegwirft, bekommt eine intergalaktische Chance, der große Held zu werden. Nicht, indem er irgendetwas erkennt, sich irgendwie weiterentwickelt oder erwachsen wird. Nein, er wird zum Helden, indem er sich verweigert hat und indem er in der Nostalgie seiner Kindheit verharrt. Und dafür bekommt er Ruhm, Ehre und es wird ihm noch eine Frau hinterhergeworfen. Weil das so üblich ist mit Helden. Scheinbar kann heutzutage jeder ein Held werden — egal, wie gering die Fähigkeiten sein mögen.

Abgesehen davon schmückt sich der Film vor allem mit überdimensionalen Spezialeffekten, die die alten Arcade-Spiele und die damit für viele im Publikum verbundenen Nostalgie noch einmal zum Leben erwecken sollen. Die Effekte sind recht gelungen und der Film gibt sich Mühe, diese datierten zweidimensionalen, großpixeligen Spiele sinnvoll in eine dreidimensionale Welt und in die Geschichte einzubinden. Dies gelingt und bietet an manchen Stellen schöne Überraschungen, aber letztendlich verblasst dieses Novum doch sehr schnell. Vor allem, weil es sich über den gesamten Film hinzieht und beständig wiederholt wird: Die Aliens greifen in einzelnen Runden an, in jeder Runde wird ein anderes Spiel gespielt. Das ist so spannend, wie jemandem beim Spielen zuschauen, wenn man es eigentlich selber besser könnte.

Deshalb, selbst bei großer Liebe zu diesen Spielen, macht es deutlich mehr Spaß, diese noch einmal selbst zu spielen, als Sandler und Co. dabei zuzusehen. Hier ist Donkey Kong in der Original 8bit Version. Und falls man sich doch in diesen Film verirrt hat: es gibt eine Studie, die besagt, dass das Spielen von Tetris dem Gehirn dabei hilft, traumatische Ereignisse zu vergessen.
 

Pixels (2015)

Adam Sandlers neue Komödie „Pixels“ ist ein Drama: Das Drama des Mannes Adam Sandler, dessen Filme seit Jahren darauf beruhen, dass er nicht erwachsen werden will, sondern lieber der Nostalgie in verschiedenen Abstufungen frönt. Und es ist auch das Drama des Schauspielers Adam Sandler, der seit „Kindsköpfe“ aufgehört hat, sich in irgendeiner Art und Weise Mühe zu geben.

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