Netto

Väter und Söhne

Seitdem seine Eltern sich getrennt haben, lebt der 15-jährige Sebastian (Sebastian Butz) bei seiner Mutter (Christina Grosse) in Berlin. Doch als diese zu ihrem neuen Freund (Bernd Lamprecht) ziehen will, von dem sie mittlerweile schwanger ist, hat der Junge genug. Er haut ab und zieht kurz entschlossen zu seinem Vater Marcel (Milan Peschel), einem Loser, der in einer schäbigen Bude in Prenzlauer Berg wohnt. Zwar hat Sebastian den arbeitlosen Sicherheitsexperten, dessen Bruchbude von einer High-Tech-Alarmanlage gesichert wird, seit Jahren nicht mehr gesehen, doch ein Zusammenleben mit seiner Mutter, deren schleimigem Lover und dem neuen Kind scheint für ihn keine Alternative mehr zu sein.

Marcel allerdings ist nicht gerade begeistert, dass er plötzlich den Filius auf der Matte stehen sieht, denn der Taugenichts hat gerade eine ganze Menge eigener Probleme: Die Jobsuche in der Security-Branche will nicht so recht klappen, was beim Anblick der traurigen Gestalt kaum jemand wundert, außer den Betroffenen selbst. Und auch den vorsichtigen Annäherungsversuchen an die flotte Nachbarin ist kein Erfolg beschieden. Auch Marcels Vorliebe für die real-sozialistische Country-Music des Ost-Barden Peter Tschernig und sein Hang zu endlosen Monologen in der Kneipe um die Ecke ergeben ein eher klägliches Bild – nicht gerade ein Vater zum Aufschauen. Kein Wunder, dass der Sprössling bei so viel Hartz-IV-getränkter Tristesse das Ruder ergreift und fortan den Vater in vollkommener Umkehrung der Elternrolle coacht. Und mit der tatkräftigen Hilfe des Sohnes scheint nun endlich auch ein Job in Aussicht. So wächst schließlich zusammen, was (genetisch) zusammen gehört. Doch als Sebastian Nora (Stephanie Charlotta Koetz) mit nach Hause bringt, droht Unheil. Denn irgendwie hatte die sich den Vater ihres Freundes viel cooler vorgestellt…

Um es kurz zu machen: Netto gehört neben Katze im Sack zu den deutschen Überraschungsfilmen des noch jungen Kinojahres. In gerade mal 17 Tagen ohne großes Budget und mit Mini-DV-Kamera gedreht gelingt dem Potsdamer Filmstudenten Robert Thalheim ein wundervoll melancholisch-komischer Film über Loser, Väter und Söhne und ganz nebenbei auch über gesellschaftliche Realitäten im krisengeschüttelten Deutschland. Zwar wackelt die Kamera manchmal sehr DOGMAtisch, doch nach kurzer Eingewöhnungsphase stellt sich rasch das Gefühl ein, dass das kein Stilmittel ist, sondern dass man diesen Film kaum anders drehen konnte. Denn nur so entsteht jene Nähe zu den durchweg sympathischen und erstaunlich authentischen Figuren, die Netto zu einer wirklichen Entdeckung macht. Kleine Stolpersteine in der Story stören den ganz eigenen Rhythmus der Erzählung kaum, und als am Ende der von Macrel verehrte Country-Sänger Peter Tschernig tatsächlich leibhaftig auftaucht, ist man geneigt zu hoffen, dass es nun wirklich bergauf geht.

Netto

Seitdem seine Eltern sich getrennt haben, lebt der 15-jährige Sebastian (Sebastian Butz) bei seiner Mutter (Christina Grosse) in Berlin.

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Meinungen

Daniel Wang · 20.06.2020

Eine schöne Überraschung.. Ich habe den Film jetzt in 2020 gerade zum ersten Mal gesehen. Kleines Budget vielleicht, aber ganz sensibel und ehrlich gedreht. Bravo!

· 18.05.2007

so schön und so berührend... Echt toll! Danke!

Winfried · 11.03.2006

Wesentlich besser als Sommer vorm Balkon

· 11.06.2005

Selten einen so langweiligen Film gesehn...

bimbumchen · 08.05.2005

der film ist einfach NUR genial