Mein Leben als Zucchini (2017)

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Spitznamen und andere Probleme

Zucchini ist neu in der Klasse. Natürlich lachen alle über seinen Namen, aber der Junge besteht darauf, genau so genannt zu werden, wie ihn seine Mutter auch immer nannte. Die Klasse ist keine normale Klasse, denn Zucchini ist im Waisenhaus von Madame Papineau gelandet, nachdem seine Mutter gestorben ist. Ganz verstehen kann er die Situation noch nicht mit seinen 9 Jahren, aber er ist sehr bemüht, sich anzupassen und nicht aufzufallen..

Bei all den Mitschülern ist das eine echte Herausforderung. Da gibt es gemeine Streiche, schüchterne Mädchen, geschriebene Gesetze und viele ungeschriebene. Der Anführer heißt Simon, doch unter seiner harten Schale versteckt er einen sensiblen Kern. Ahmeds Vater ist ein Dieb und sitzt im Gefängnis, daher kann Ahmed den Polizisten Raymond, der Zucchini ins Heim gebracht hat, nicht leiden. Beatrice rennt bei jedem Läuten an die Türe und hofft ihre Mutter wiederzusehen, die nach Afrika abgeschoben wurde und die schüchterne Alice plagen nachts Alpträume weil sie von ihrem Vater misshandelt wurde. Als eines Tages die süße Camille im Heim ankommt, ist es um Zucchini geschehen. Nun muss er auch noch mit den ersten Liebesgefühlen seines Lebens kämpfen.

Mit Mein Leben als Zucchini kommt nun ein überaus liebevoll gestalteter, von Frankreich und der Schweiz koproduzierter Animationsfilm in die deutschen Kinos. Die Knetfiguren mit ihren großen Köpfen und den Kulleraugen wirken wie aus einem Film von Tim Burton und doch ist der Schrecken, den die Kleinen miterleben mussten, sehr viel realer als in Burtons phantastischen Universen. Hierin liegt die Größe dieses außergewöhnlichen Kinderfilms — dass die Probleme, die vor allem die Eltern haben bzw. hatten, klar thematisiert und nicht nur vage gestreift werden. Alkohol, Drogen, Abschiebung, Missbrauch, ja sogar ein Mord haben dafür gesorgt, dass die Kinder nun im Waisenhaus wohnen müssen. Doch stets wird aus der Perspektive der Kinder erzählt, schnörkellos und ohne allzu viel Interpretation. Die farbenfrohe Gestaltung, die schöne Musik und auch die beiden Vögel, die im Baum vor dem Waisenhaus ein Nest bauen, sind die unablässig gegen das Leid kämpfenden, unübersehbar positiven Aspekte.

Besonders erfrischend ist, wie der Film ganz ohne Klischees auskommen kann. Das Waisenhaus ist zwar nicht so schön wie ein richtiges Elternhaus und eine heile Familie, aber es ist durchaus ein Platz, an dem die Kinder Kinder sein dürfen. Der Polizist ist von Anfang bis Ende ein echter Freund und Helfer. Trotz all der Marotten, Streiche und Probleme halten die Kinder am Ende zusammen — nicht nur das ist eine wunderbare Botschaft. Und trotz der wirklich schlimmen Erlebnisse, die die Kinder hinter sich haben, lassen sich fast alle nicht von positiven Gedanken und ihrem beinahe unerschütterlichen Optimismus abbringen.

Die Animation, die Figuren, das Licht – das alles stimmt sehr nostalgisch, wirkt herrlich handgemacht und doch nicht dilettantisch. Mein Leben als Zucchini ist ein ganz besonderer Kinderfilm — aber nicht nur für Kinder. Ein ernsthaftes Drama mit ganz viel Humor und noch mehr Herz. Hier liegt (wie im Leben) Lachen und Weinen oft ganz nah beieinander und das macht den Film überaus sehenswert für alle Kleinen und Großen ab 9 Jahren.
 

Mein Leben als Zucchini (2017)

Zucchini ist neu in der Klasse. Natürlich lachen alle über seinen Namen, aber der Junge besteht darauf, genau so genannt zu werden, wie ihn seine Mutter auch immer nannte. Die Klasse ist keine normale Klasse, denn Zucchini ist im Waisenhaus von Madame Papineau gelandet, nachdem seine Mutter gestorben ist.

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Meinungen

J. Flash · 01.03.2017

Ein besonderer Film, Merci!