Madame Mallory und der Duft von Curry (2014)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Schön, aber seicht

Formelhaftigkeit ist eine der Konstanten des Kinos. Was funktioniert, wird weiterhin durchexerziert. Im Fall von Madame Mallory und der Duft von Curry sind die Ingredienzien: Lasse Hallström, der weiß, wie man Essen formschön filmt und ein Meister idyllischer Landschaftsbilder ist, eine sommerlich-sympathische, aber seichte Geschichte mit gleich doppelt eingebauter Romanze, ein klein bisschen Botschaft, gerne auch mit dem Holzhammer eingebläut.

Nach dem Tod seiner Frau verlässt Papa (Om Puri) zusammen mit seiner Familie die Heimat in Mumbai und zieht durch Europa. Er sucht nach einem Ort, der für sie zur neuen Heimat werden kann. Eine Autopanne führt sie schließlich in das kleine französische Örtchen Saint-Antonin-Noble-Val. Während Hassan (Manish Dayal) sich mit Marguerite (Charlotte le Bon) anfreundet, findet Papa ein Haus, das perfekt für ein Restaurant ist. Er erwirbt es und wenig später eröffnet das Maison Mumbai – und zwar direkt gegenüber von Madame Mallorys (Helen Mirren) mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetem Restaurant.

Es kommt zu einer gesunden Rivalität, die Gefahr läuft, auszuarten. Aber Madame Mallory, die – wie sie dem Bürgermeister erklärt – nur selten in den Verdacht geriet, mit irgendjemandem zu sympathisieren, tut dies eben doch. Denn in Hassan erkennt sie einen Koch, der das Äquivalent eines absoluten Gehörs hat. Was er kocht, wird zum kulinarischen Genuss.

Man kann sich darüber echauffieren, dass Madame Mallory und der Duft von Curry so erwartbar ausgefallen ist, dass er nichts wagt und stattdessen Wohlfühlkino der seichten Form bietet, aber worüber der Kritiker die Nase rümpfen mag, ist für den Zuschauer ein durchaus schmackhaftes Mahl, um in der Bildsprache des Films zu bleiben. Denn Hallströms Film ist zwar nicht der große Wurf, vermag es aber trotz narrativer Unebenheiten doch über zwei Stunden gut zu unterhalten.

Das liegt einerseits am hervorragenden Ensemble, vor allem aber auch am Zusammen- und Gegenspiel von Helen Mirren und Om Puri, andererseits an der Sommerfrische, die hier mit satten, schönen Bildern daherkommt. Die übertünchen dann auch gerne, dass der Konflikt der Kulturen, der hier eher behauptet, denn gestaltet ist, nicht wirklich zu greifen vermag. Das liegt zum Teil auch daran, dass die Figuren in ihrer Motivation nicht immer passend austariert sind. Die Entwicklung ist nicht immer nachvollziehbar, was besonders im letzten Akt augenfällig wird, wenn die Geschichte Hassan nach Paris bringt. Hier fehlt dem Film schlicht und ergreifend die Zeit. In einer Art Schweinsgalopp wird sein Leben nun abgehakt: erfolgreich, aber allein, gut verdienend, aber unglücklich. Was im Roman aufgrund der Möglichkeit von inneren Monologen hinhauen mag, gerät im Film jedoch zur episodischen Nummernrevue, die folgerichtig nur klischiert enden kann und mit einfachsten Weisheiten zu punkten versucht: Geld ist auch nicht alles, Ruhm und Erfolg ebenso, und überhaupt lebt es sich auf dem Land doch am Schönsten.

Das mag man angesichts der wundervollen Bilder, die Hallströms Kameramann Linus Sandgren einfängt, durchaus glauben, es unterstreicht aber auch nur die märchenhafte Erzählung, in der es eben noch kleine Dörfer gibt, die anders ticken als der Rest der Welt. Und gibt es einen fremdenfeindlichen Anschlag, dann zeigt sich in dem Idyll zwar die hässliche Fratze der Realität, aber auch daraus konstruiert der Film etwas Gutes. „Ihre Bomben haben einen Krieg beendet“, erklärt Madame Mallory, woraufhin die Geschichte eine deutliche Wende nimmt und die Titelfigur eine Wandlung zur Sympathieträgerin durchläuft.

Letzten Endes muss man alle Bedenken abstreifen und sich auf die märchenhafte Erzählung einlassen, auf das Schwelgen in schönen Bildern, auf die Inszenierung von Speisen, die so schön sind, dass man sie fast riechen kann, auf eine dörfliche Welt, die mit der Realität praktisch nichts gemein hat, aber eben darum auch ideales Ausflugsgebiet für zwei Stunden Kinobesuch.
 

Madame Mallory und der Duft von Curry (2014)

Formelhaftigkeit ist eine der Konstanten des Kinos. Was funktioniert, wird weiterhin durchexerziert. Im Fall von „Madame Mallory und der Duft von Curry“ sind die Ingredienzien: Lasse Hallström, der weiß, wie man Essen formschön filmt und ein Meister idyllischer Landschaftsbilder ist, eine sommerlich-sympathische, aber seichte Geschichte mit gleich doppelt eingebauter Romanze, ein klein bisschen Botschaft, gerne auch mit dem Holzhammer eingebläut.

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Meinungen

irmgard sollinger · 03.10.2014

Ich fand den Film nach einiger Zeit nur noch langweilig. Wäre das Tempo schneller, hätte ein netter Wohlfühlfilm daraus werden können.

Michèle Zimmermann · 22.09.2014

Hört sich lustig an!

Hartmut T. · 04.09.2014

Dem von Peter Osterried geschriebenen ist eigentlich nichts hinzuzufügen; es trifft den Nagel auf den Kopf. Wenn man dann noch weiß, dass Steven Spielberg und Oprah Winfrey im Produzententeam dabei waren, ist man nicht mehr verwundert, dass der Film das wohl das darstellt, was sich Hollywood als indoeuropäischen Culture Clash wünscht. Man stelle sich vor, eine abgebrannte mexikanische Gastronomenfamilie wollte sich in den USA eine neue Existenz aufbauen ... Eine nette Idee für ein amerikanisches Remake, am besten von Disney, wenn das denn ginge.

Assmann · 31.08.2014

Ein wunderbarer Film, unbedingt empfehlenswert aber nichts für Action Freaks.