La Zona

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Todeszone Paradies

Reichtum und Armut auf materieller Ebene sind keine Attribute, sondern unterschiedliche Welten, die sich zunehmend voneinander entfernen und abschotten, wobei letztere Tendenz sehr einseitig verläuft. Wer reich ist, gedenkt es in der Regel auch zu bleiben, und angesichts der wachsenden Armut steigt auch die Furcht, das üppige Hab und Gut zu verlieren, die sich in geradezu militärisch gesicherten Wohlstandsfestungen manifestiert, zu denen der Zutritt lediglich der bestens situierten Nachbarschaft und ihren streng selektierten Gästen gestattet ist. Eine solche Zone steht im Mittelpunkt des mexikanischen Spielfilms La Zona von Rodrigo Plá, der auf den Filmfestspielen von Venedig 2007 seine Premiere feierte und dort sowie auf zahlreichen weiteren internationalen Filmfestivals ausgezeichnet wurde.
Hohe Mauern, Stacheldraht und Überwachungskameras schirmen die luxuriöse Wohnanlage La Zona, innerhalb der sich eine verschworene Gemeinschaft gebildet hat, von unerwünschten Personen ab, die die Sicherheit der Bewohner gefährden könnten, denn die Lebensrealitäten außerhalb des exklusiven Viertels spitzen sich immer deutlicher als krasse Armut zu, die auf die Reichen der Metropole Mexiko-Stadt mehr und mehr bedrohlich wirkt. In einer Gewitternacht ermöglicht ein umgestürzter Stahlmast drei Jugendlichen aus dem angrenzenden Armenquartier den Einstieg in das vermeintliche Paradies, wo sie in ein Haus einbrechen, allerdings von der Besitzerin überrascht werden und schließlich nach ausgelöstem Alarm durch die Siedlung gejagt werden. Zwei von ihnen werden von den Bewohnern erschossen, allein der entsetzte Miguel (Alan Chávez) überlebt und sucht verzweifelt nach einem Versteck oder Ausweg aus der Hölle, denn ihm ist nur allzu bewusst, was geschehen wird, wenn er von den Mördern aufgespürt wird, um die sich eine zu allem bereite Lobby gebildet hat, die kaum auf Widerstand stößt. Doch Alejandro (Daniel Tovar), der Sohn des Architekten Daniel (Daniel Giménez Cacho), beginnt sich gegen die von Hass erfüllte Hetze seines Vaters zu wehren, der zum Anführer der fanatisch anmutenden Mobilmachung gegen den Eindringling avanciert ist, der selbst bei der Polizei keinen Schutz findet. Es kommt, wie es kommen muss, zu einer Begegnung der beiden Jungen – Alejandro entdeckt den verängstigten Miguel schließlich in seinem Keller…

Trotz seines leichten, temporären Lehrstück-Charakters mit der Neigung zu stereotyper Figurenzeichnung steckt eine schwelende Spannung in La Zona, die auch in der offensichtlichen Unvereinbarkeit der auseinander klaffenden Lebenswelten besteht. Vermutlich ist es gerade das, was Regisseur und Drehbuchautor Rodrigo Plá (Co-Autorin war Laura Santullo) erreichen wollte: Die Darstellung der erstarrten Gegensätze auf allen Ebenen, die keinen Raum für Dialog und Verständnis lassen, das nur durch die Begegnung zwischen den beiden Jugendlichen in einer persönlichen Dimension hilflos aufflackert. La Zona stellt einen thematisch explosiven Stoff über die entpersonalisierende Macht der Armut, die furchtsam motivierten, illegalen Behauptungstendenzen des Reichtums und die wachsende Herrschaft des Geldes über einen korrumpierten Staatsapparat dar – ein unbequemer, stimmig inszenierter, brandaktueller und packender Film, der eine soziale Vision zuspitzt, die sich in den modernen Gesellschaften bereits beängstigend abzuzeichnen beginnt.

La Zona

Reichtum und Armut auf materieller Ebene sind keine Attribute, sondern unterschiedliche Welten, die sich zunehmend voneinander entfernen und abschotten, wobei letztere Tendenz sehr einseitig verläuft.
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Meinungen

der jonny · 16.05.2011

findets gut