How to Change the World

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Hindernisse einer ökologischen Revolution

Dass die Welt sich ändern lässt, steht in Jerry Rothwells beeindruckendem Dokumentarfilm How to Change the World außer Frage. Und den Beweis liefert eine kleine Gruppe engagierter Menschen, die im Jahr 1971 mit dem Fischkutter „Phyllis Cormack“ zu der Atomtestzone Amchitka vor die Küste Alaskas segelte, um die Zündung der Bomben zu verhindern, und damit die weltweite Umweltbewegung begründete. Obwohl die Aktivisten damals von der US Coast Guard abgefangen und zur Umkehr gezwungen wurden, sorgten sorgten sie mit ihrem Protesten für Aufmerksamkeit und Stellungnahmen, so dass der zweite unterirdische Test verschoben wurde.
Mit dieser Aktion war Greenpeace geboren, von Anfang an eine heterogene Gruppe aus Friedensaktivisten, Hippies, Fotografen, Wissenschaftler, Buddhisten und Journalisten, die gleichberechtigt und basisdemokratisch agieren wollte. Jedoch kam es sehr früh zu Streitigkeiten über folgende Aktionen, über Ziele, Methoden und letztlich die Organisation der Gruppierung. Diese Auseinandersetzungen werden in Jerry Rothwells Dokumentarfilm immer wieder thematisiert – durch Interviews mit Gründungsmitgliedern, aber auch den Filmaufnahmen, die Rothwell im Greenpeace-Archiv in Amsterdam fand. Dort lagen ungefähr 1500 silberne 16mm-Filmdosen, die meisten wurden seit den 1970er Jahren nicht mehr geöffnet. Denn von Anfang an waren sich die Greenpeace-Aktivisten der Macht der Bilder bewusst: Bob Hunter, Mitbegründer und Leitfigur in den Anfangsjahren, nannte diese Aufnahmen „mind-bombs“, Bomben, mit denen das Bewusstsein der Menschen geändert werden kann – und damit, so war Bob Hunter überzeugt, beginnt jede Veränderung.

Deshalb war es ein Bild, dass Greenpeace ins breite Bewusstsein brachte: Ein kleines Schlauchboot mit Greenpeace-Aktivisten bringt sich in die Schusslinie zwischen einem russischen Walfangschiff und einem Pottwal. Aber der russische Harpunier nimmt keine Rücksicht, feuert ab und das Geschoss fliegt wenige Meter über die Köpfe der Aktivisten hinweg in den Wal. Das Meer wird rot. Diese Bilder gingen um die Welt und schufen ein Bewusstsein für die Grausamkeit des Walfangs, der daraufhin in vielen Ländern der Welt verboten wird. In How to change the world wird die Vorgeschichte und Durchführung dieser Aktion packend geschildert, da zu dem Risiko dieses Unterfangens noch die Streitigkeiten im Vorfeld und die persönliche Gefahr kommen, in die sich die Aktivisten begeben.
Geschickt und gekonnt montiert Rothwell hier Archivaufnahmen, Auszüge aus persönlichen Auszeichnungen und die Berichterstattung in den Medien, um die gesamten Auswirkungen zu zeigen. Beständig greift er auf Bob Hunters Tagebucheintragungen und Notizen zurück, die aus dem Off vorgelesen und teilweise animiert werden, so dass Hunter oftmals als Erzähler des Gezeigten fungiert. Dadurch erreicht Rothwell Unmittelbarkeit, Dramatik und auch den Eindruck von Authentizität, zugleich aber umgeht er damit die Notwendigkeit, die mediale Strategie und Selbstinszenierung von außen zu hinterfragen. Vielmehr zeigt er, wie Greenpeace in ihren Anfangsjahren die Welt verändern wollte – und welche Hindernisse es dabei gab. Deshalb spart er die gruppeninternen Diskussionen nicht aus, die sich zunehmend an dem Widerspruch zwischen altruistischen Weltverbesserung und der Finanzierung der Kampagnen entzündeten und schließlich auch zum Bruch führten. Dabei gehen die damaligen Aktivisten sehr offen mit ihren Zerwürfnissen und Meinungen um.

Im Mittelpunkt von How to Change the World steht somit die Veränderung der Welt, die Leidenschaft und der Idealismus, die zur Gründung von Greenpeace führten und noch heute manche Aktivisten der frühen Jahre antreibt. Hier zeigt Rothwells sehr guter Dokumentarfilm, dass selbst mit kleinen Mitteln viel erreicht werden kann. Und das ist gerade in der heutigen Zeit eine wichtige und motivierende Erinnerung.

How to Change the World

Dass die Welt sich ändern lässt, steht in Jerry Rothwells beeindruckendem Dokumentarfilm „How to Change the World“ außer Frage. Und den Beweis liefert eine kleine Gruppe engagierter Menschen, die im Jahr 1971 mit dem Fischkutter „Phyllis Cormack zu der Atomtestzone Amchitka vor die Küste Alaskas segelte, um die Zündung der Bomben zu verhindern, und damit die weltweite Umweltbewegung begründete.
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