Fußball - Großes Spiel mit kleinen Helden (2015)

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Elf Freunde müsst ihr sein

Die Faszination für das runde Leder vermag das Kino nur selten in eine sinnvolle Geschichte umzuwandeln. Deshalb stellen Fußballfilme, abgesehen von historischen Exkursen wie Das Wunder von Bern oder Das große Spiel, eher eine Ausnahme dar, zumal sich ihr Kassenerfolg häufig in bescheidenem Rahmen hält. Oscar-Preisträger Juan José Campanella (In ihren Augen, Dr. House) sucht mit seinem ersten 3D-Trickfilm Fußball – Großes Spiel mit kleinen Helden seinen Ansatz im Fantasy-Bereich, indem er zunächst eine einzelne Kickerfigur und später noch den Rest der beiden hölzernen Mannschaften zum Leben erweckt.

Der Grundeinfall wurde schon in der satirisch angehauchten deutschen Komödie Aus der Tiefe des Raumes verwendet. Dort verwandelten Chemikalien im Badewasser ein Tipp-Kick-Männchen zum menschlichen Fußballer Günther, der sich danach zum Spitzensportler mauserte. Im spanischen Fußball – Großes Spiel mit kleinen Helden ist es zunächst nur einer Träne zu verdanken, dass eine zerschundene Figur zum Leben erweckt wird. Wie von Zauberhand folgen ihm auf einem Schrottplatz die restlichen Spieler nach, um die Initiative des jugendlichen Helden und seiner bedrohten Freundin zu ergreifen.

Da der arrogante Rolando als Kind beim Tischkickerspiel gegen den unscheinbaren Joachim verlor, kehrt er Jahre später als weltbester Fußballer zurück, um in ihrem kleinen Heimatdorf die Macht zu übernehmen. Dank seines erworbenen Reichtums kann sich der überhebliche Zögling eines feisten Managers rasch Autorität und Ansehen sichern, wobei er zu rabiaten Mitteln greift. Kurzerhand lässt Rolando eine kleine Bar samt Tischkickerspiel dem Erdboden gleichmachen und entführt Laura, die umworbene Flamme seines schüchternen Gegenspielers. Mit Hilfe der winzigen Figuren gelingt es diesem zwar, in Rolandos wie eine Festung gesichtete Luxuswohnung einzudringen, doch damit sind seine Probleme noch lange nicht gelöst.

Gerade in der ersten Hälfte setzt Campanella stark auf einen Action-Overkill, woran schon manche seiner aktuellen US-Vorbilder krankten. Die pausenlosen Kämpfe und Verfolgungsjagden wirken auf Dauer eher ermüdend. Immerhin zeigt sich die Dramaturgie stärker auf den Stereoskopie-Effekt ausgerichtet als zahlreiche andere CGI-Produktionen, die lediglich nachträglich in 3D umgewandelt wurden. So fliegen dem Zuschauer beständig Bälle, Gebisse oder gar Oberweiten entgegen. In der zweiten Hälfte, die sich um ein im Grunde aussichtsloses Match der Dorfaußenseiter gegen Rolando und seine durchtrainierten, überbezahlten Profis dreht, gewinnt die Komödie mit Blick auf die Fußball-Prämisse an Witz und übersteigerten Gags.

Sein Underdog-gegen-Kapitalismus-Märchen reicherte Campanella mit Filmzitaten etwa auf 2001 – Odyssee im Weltraum oder Apocalypse Now und satirischen Anspielungen auf das Sportmarketing an. Nicht fehlen dürfen vertraute Trickfilm-Botschaften über die Macht der Gemeinschaft. Erst als sich die verfeindeten beiden Tippkick-Mannschaften und die schrägen Individuen zwischen schluffigem Freak, muskelbepacktem Türsteher oder Taschendieb zusammen raufen, können sie ihren siegessicheren Gegnern die Stärke der Außenseiter beweisen.

Dazu gibt „Supa-Richie“ Matze Knop als Sprecher mehrerer Rollen wieder den kölschen Jeck oder den Beckenbauer als Spielkommentator. Dies erhöht zwar nicht unbedingt den Reiz, aber es gab schon weitaus Schlimmeres zu verzeichnen (etwa Knop als Adam Sandlers Stimme in Waterboy). Insgesamt stellt der akzeptable Trickspaß „Fußball – Großes Spiel für kleine Helden eine deutliche Steigerung gegenüber den früheren Werken des „Splendid Animation“-Sektors, zumeist aus dem asiatischen Raum, dar.
 

Fußball - Großes Spiel mit kleinen Helden (2015)

Die Faszination für das runde Leder vermag das Kino nur selten in eine sinnvolle Geschichte umzuwandeln. Deshalb stellen Fußballfilme, abgesehen von historischen Exkursen wie „Das Wunder von Bern“ oder „Das große Spiel“, eher eine Ausnahme dar, zumal sich ihr Kassenerfolg häufig in bescheidenem Rahmen hält.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen