Freaks of Nature

Eine Filmkritik von Martin Beck

Alle gegen Werner Herzog

Ein Mensch, ein Vampir und ein Zombie kommen in eine Bar und wollen die Menschheit vor angreifenden Aliens retten. Zieht man mal die Bar und die Kalauer-Analogie ab, bleibt immer noch die Geschichte von Freaks of Nature – einer seit ein paar Jahren vor sich hin schmorenden Horrorkomödie, die nun relativ unrühmlich auf Blu-ray abgeladen wird. Und dabei erneut beweist, nach Cooties und Scouts vs. Zombies, dass das positive Trauma namens Shaun of the Dead immer noch für rührige Lattenreißer gut ist.
Man möchte es kaum glauben, wie schwierig doch eine gelungene Horrorkomödie ist. Die nach wie vor aktuelle Vorlage namens Shaun of the Dead mündet hier in eine bemüht coole Mischung aus Humor, Splatter und Trash, wobei die Kreativität des Drehbuchs mal wieder auf eine Best-Of-Saufsession filmbegeisterter Nerds schließen lässt. So von wegen: „Was wäre, wenn wir Fido weiterführen und eine Kleinstadt zeigen, in der Menschen, Vampire und Zombies ‚friedlich‘ nebeneinander leben? Und dann kommen Aliens an, die ein gemeinsames Kämpfen erfordern. Krass“ — und leider auch ziemlich verschenkt. Weil viel zu konstruiert, viel zu wenig weitergedacht, viel zu nicht lustig.

Eine gute Horrorkomödie zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass zunächst ein glaubwürdiger Alltag als Identifikation angeboten wird und danach Genre-Risse skurrile Reibungen ermöglichen. Bei Freaks of Nature nun geht es aus dem Stand völlig schräg zur Sache, mit einem comichaften Rahmen, der sich die gesamte Laufzeit daran abarbeitet, die Distanz zum Publikum zu verkleinern. Wenn Werner Herzog als Stimme des Alien-Anführers zu hören ist, mag das kurz funktionieren, doch ansonsten besteht der gesamte Film aus Riffs auf seine Ausgangsidee. All der Splatter, all die schrägen Abwandlungen zum Beispiel im Schulumfeld kommen von A nach B und kennen C nicht mal vom Hörensagen. Es ist einfach schon alles gezeigt worden, insofern bedürfte es dringend eines mehr ‚menschelnden‘ Zugangs. Schrille Abfolgen aus Blut, Geschrei und Monstern sind im CGI- und YouTube-Alter doch schon lange der neue Status Quo.

Eigentlich kurios, dass Blutfontänen aus enthaupteten Körpern keine größere Reaktion auslösen, aber genau das ist hier der Fall. Mit der High-Concept-Idee ist der Witze-Horizont bereits abgesteckt, alles weitere bleibt darunter – inklusive übrigens der Charaktere, die der interessanten Besetzung (unter anderem mit Denis Leary, Bob Odenkirk, Patton Oswalt und Joan Cusack) lediglich breiteste Klischees anbieten. Leary zum Beispiel ist das stinkreiche Kapitalistenschwein … und sonst nichts. Was schon möglich ist, sofern denn im Folgenden das Niveau auf seichte Unterhaltung sinken darf, immerhin garniert mit einer ansehnlichen Verpackung. Wenn bei Freaks of Nature schon alles im zugleich krassen und völlig vorhersehbaren Rahmen bleibt, dürfen zumindest die gute Produktion und die ebenso guten Effekte das „Schade, wäre mehr drin gewesen“-Gefühl anregen.

Es steht schlecht um das Subgenre der Horrorkomödie, zumindest bezogen auf die ‚klassische‘ Auslegung. Um Freaks of Nature auf Touren zu bringen, müsste wahrscheinlich bereits das grundlegende Konzept gekippt und dann viel stärker Richtung Hardcore-Horror oder reinem Geblödel justiert werden. Der in der jetzigen Form verabreichte Cocktail ist in jeder Beziehung zu kurz gedacht und bleibt kaum länger im Gedächtnis als der letzte Abspann-Credit.

Freaks of Nature

Ein Mensch, ein Vampir und ein Zombie kommen in eine Bar und wollen die Menschheit vor angreifenden Aliens retten. Zieht man mal die Bar und die Kalauer-Analogie ab, bleibt immer noch die Geschichte von „Freaks of Nature“ – einer seit ein paar Jahren vor sich hin schmorenden Horrorkomödie, die nun relativ unrühmlich auf Blu-Ray abgeladen wird.
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