Fraktus

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Das Comeback der Pioniere

Die Zeitzeugen sind sich einig, und auch einige jüngere, geschichtsbewusste Musiker wissen Bescheid. Steve Blame, ehedem MTV, Yellos Dieter Meier sowie die DJs Westbam und Hans Nieswandt erklären: Fraktus waren es. Fraktus haben den Techno erfunden, seinen Sound und seinen Aufbau vorweggenommen. Mit ihrer Single „Affe sucht Liebe“ waren sie einmal in den Charts, doch waren sie ihrer Zeit zu weit voraus. 1983, im Jahr ihres größten Erfolgs, gingen die drei Bandmitglieder nach vier gemeinsamen Jahren wieder auseinander.
Auch Roger Dettner, Musikmanager der Plattenfirma Award Records, erinnert sich an die deutschen Urväter des Techno und spürt die charakterlich grundverschiedenen Musiker „Dickie“ Schubert, Bernd Wand und Torsten Bage in Hamburg, Brunsbüttel und auf Ibiza auf. Schubert betreibt mittlerweile ein Internetcafé, Wand arbeitet als Optiker und Bage pendelt als Produzent zwischen Finca und Disco. Dettner bringt sie wieder zusammen. Sie treten beim Melt!-Festival auf und arbeiten mit Alex Christensen im Studio. Echt gute Sachen brauchen manchmal echt viel Zeit, damit sie echt gut werden, weiß Dettner und hofft, dass die Zeit jetzt reif ist für ein erfolgreiches Comeback der einstigen Pioniere, die Ende der siebziger Jahre vom Krautrock zur Neuen Deutschen Welle überleiteten.

Wie in This is Spinal Tap, Keine Lieder über Liebe oder der Hugh-Grant-Komödie Mitten ins Herz — Ein Song für dich / Music and Lyrics steht im Zentrum dieser sehr spaßigen Mockumentary eine fiktive Band. Die Ausstattung des Films, das Konzept der Band und die Musiker-Darsteller Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jacques Palminger von Studio Braun überzeugen so sehr, dass man sich Platten von Fraktus kaufen und ihre Konzerte besuchen möchte. Das kann man tatsächlich, denn von der offiziell letzten Fraktus-LP Automate erscheint demnächst eine Millennium Edition, und die Band, die zuletzt schon auf dem Reeperbahn Festival auftrat, gibt außerdem Konzerte in Berlin, Leipzig, Köln und Frankfurt.

Was in der Musikkomödie von Lars Jessen (Hochzeitspolka, Dorfpunks) weniger funktioniert als die Band selbst, sind einige Szenen um die Manager Dettner und Gundel. Devid Striesow und Hannes Hellmann, die sie darstellen, stören als bekannte Gesichter den für Fraktus so wichtigen Anschein von Authentizität. Striesow, sonst eine sichere Bank für jeden noch so schlechten Film, schaut teils unsicher, teils eitel in die Kamera wie Bernd Stromberg bei der Capitol. Dennoch: Ein ganz großer Spaß!

Fraktus

Die Zeitzeugen sind sich einig, und auch einige jüngere, geschichtsbewusste Musiker wissen Bescheid. Steve Blame, ehedem MTV, Yellos Dieter Meier sowie die DJs Westbam und Hans Nieswandt erklären: Fraktus waren es. Fraktus haben den Techno erfunden, seinen Sound und seinen Aufbau vorweggenommen. Mit ihrer Single „Affe sucht Liebe“ waren sie einmal in den Charts, doch waren sie ihrer Zeit zu weit voraus. 1983, im Jahr ihres größten Erfolgs, gingen die drei Bandmitglieder nach vier gemeinsamen Jahren wieder auseinander.
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Meinungen

Haans · 30.11.2012

Jooo voll geil