Focus

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Will Smith versucht, sich neu zu erfinden

Will Smith versucht sich mal an einem für ihn ungewöhnlicheren Job. Und er gibt nicht das Alpha-Tier, das alles an sich reißt. Auf seine mittelalten Tage entwickelt er sich gar zum Teamspieler. Ein gutes Vorzeichen für den Superheldenfilm Suicide Squad, der als nächstes von ihm kommt. Doch zurück zum aktuellen Geschehen, zum Focus, einem leicht-lockeren Heist-Film mit Ocean’s 11-Flair.
Nick (Will Smith) ist ein exzellenter Ganove, der schon die wildesten Dinger abgezogen hat. Er nimmt die Amateurin Jess (Margot Robbie) unter seine Fittiche. Die Gefühle wallen hoch, Job und Privates vermengt sich, aber zwei Menschen, die vom Lügen und Betrügen leben, können nur schwerlich miteinander aufrecht sein. Die Wege der zwei trennen sich – bis sie sich drei Jahre später wieder überschneiden.

Focus ist ein Hochglanzprodukt, fast wie ein Werbespot für die schönen Dinge im Leben. Passend dazu bevölkert von schönen Menschen, die Figuren spielen – das muss man zumindest kurz anerkennen –, die man eigentlich nicht sympathisch finden dürfte. Nick und Co., das sind im Grunde verkappte Soziopathen, die sich auch entsprechend verhalten. Aber Focus ist nicht die Art Film, die daran interessiert wäre, ein komplexes Psychogramm zu liefern. Stattdessen präsentiert er sich als eine Art Romcom, in dem es fast weniger um den gemeinsamen Clou, als vielmehr um die Frage des „Kriegen sie sich oder nicht?“ geht. Die Ausarbeitung der Figuren ist hier allerdings halbgar geraten, denn die eigentlich interessante Frage, wie zwei Täuscher lernen können, einander zu vertrauen, wird en passant abgehandelt, um zum Heist-Aspekt des Films überleiten zu können.

Das sind Schwächen eines arg nach Baukastenprinzip gestalteten Skripts, aber sie sind nicht derart, dass sie verhindern würden, sich gut zu amüsieren. Denn das gelingt Focus zweifelsohne. Er ist flott und spritzig erzählt, lebt aber vor allem auch vom Zusammenspiel der beiden Hauptakteure. Zwischen Smith und Robbie knistert es, so sehr, dass man schon gespannt sein darf, wie es in Suicide Squad laufen wird, denn da treffen sie erneut aufeinander – dann nicht mehr als verkappte, sondern als voll ausgebildete Soziopathen.

Der Reiz von Focus liegt – zumindest für manche Zuschauer – darum auch darin, die Interaktion der beiden in Hinblick auf die Zukunft zu betrachten. Bis zu ihrem nächsten Film hat man Focus dann aber auch sicherlich schon vergessen. Er ist wie Fast Food. Schnell genossen, kurzzeitig sättigend, aber nicht im Gedächtnis haften bleibend. Für einen unterhaltsamen Abend reicht das aber allemal.

Focus

Will Smith versucht sich mal an einem für ihn ungewöhnlicheren Job. Und er gibt nicht das Alpha-Tier, das alles an sich reißt. Auf seine mittelalten Tage entwickelt er sich gar zum Teamspieler. Ein gutes Vorzeichen für den Superheldenfilm „Suicide Squad“, der als nächstes von ihm kommt. Doch zurück zum aktuellen Geschehen, zum „Focus“, einem leicht-lockeren Heist-Film mit „Ocean’s 11“-Flair.
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