Finn und die Magie der Musik

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Folge deinen Träumen!

Es beginnt mit einem Gespräch am Esstisch: Der vielleicht neunjährige Finn (Mels van der Hoeven) eröffnet seinem Vater (Daan Schuurmans), dass er aufhören will mit dem Fußball, was diesen ziemlich erstaunt: „Alle Jungs spielen Fußball“, so die Entgegnung des Mannes und fügt dann noch hinzu: „Ich möchte nicht, dass du ein Loner bist.“ Als Finn dann erfährt, was das Wort bedeutet, bringt er die Sache auf den Punkt, indem er seinem Vater entgegnet: „Das bist du doch auch!“
Schon in den ersten Szenen fasst der niederländische Regisseur Frans Weisz die nachdenkliche Stimmung und die Thematik seines Films Finn und die Magie der Musik in eindringliche Bilder, die vieles andeuten, ohne alles auszubuchstabieren. Schon beim ersten Blick auf das Bild einer Frau versteht man, dass es sich dabei um Finns bei dessen Geburt gestorbene Mutter handelt, dass sie der Grund ist für die Einsamkeit des Vaters und für die verträumt-wehmütigen Blicke des Jungen zum Himmel, der seinen ganz eigenen Weg suchen muss in die Zukunft und das Erwachsenwerden.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Fußball. Finn möchte nämlich nicht nur mit dem Sport aufhören, sondern stattdessen lieber Geige spielen. Immer wieder bemüht der Film in seiner Dramaturgie dabei Elemente aus Märchen, die gut zum verträumten Tonfall des Films passen: Ein Rabe weist dem Jungen seinen Weg und führt ihn zu dem seltsamen Kauz Luuk, der in einem verlassenen Bauernhof haust und dessen Geigenspiel den Jungen zutiefst berührt. Und mehr noch: Vom Klang des Instruments, so scheint es, wird Finns Mutter wieder auf seltsame Weise präsenter und gegenwärtiger, was einen harschen Kontrast zum Verhalten seines Vaters darstellt, der beinahe alle Erinnerungsstücke weggeschlossen hat, als wolle er sich dem Schmerz und der Trauer gar nicht erst aussetzen.

Von diesem einem zauberhaften Moment an steht Finns Wunsch fest – er will Geiger werden. Ohne seinem Vater davon etwas zu erzählen, der ihn weiterhin beim Fußballtraining wähnt, überredet Finn den alten Luuk (Jan Decleir) dazu, ihn zu unterrichten. Aber natürlich kann er das Geheimnis nicht auf Ewigkeiten vor seiner Umwelt verbergen. Und die bringt wenig Verständnis für die musikalischen Interessen des Jungen auf, den sie seit seinem Versagen beim Fußball als Außenseiter behandelt.

Die Reise, die Finn im Verlauf des Filmes unternimmt, ist nach dem klassischen Muster von Christopher Voglers „Reise des Helden“ aufgebaut, die ihrerseits die prinzipiellen Funktionsmechanismen von Sagen und Märchen auf die Sprache des Films überträgt. Kein Wunder also, dass Finn und die Magie der Musik selbst über weite Strecken wirkt wie ein ganz und gar gegenwärtiges Märchen voller Geheimnisse, die der kleine Held im Verlauf seines Weges entschlüsseln und lösen muss. Ausgerechnet an Weihnachten, jenem Tag, an dem Finns Mutter einst starb, fügen sich die verschiedenen losen Fäden und Mysterien von Finns Geschichte auf fast schon wundersame Weise wieder zusammen. Das wirkt zwar ein wenig überkonstruiert, in der Gesamtschau der Strategien und Wege, die der Film wählt und beschreitet, ist dieses Ende aber nicht nur schlüssig, sondern vor allem schlicht herzerwärmend.

An manchen Stellen übertreibt es der Film ein wenig mit der Gefühligkeit und Sentimentalität, überwiegend schafft er es aber gut, die feine Balance zwischen seinen kindlichen Phantasiewelten und den Härten des Lebens zu halten. Auch manche dramaturgische Wackligkeiten wären zu bemängeln, doch andererseits fallen all diese kleineren Schwächen am Ende kaum ins Gewicht, denn unterm Strich überzeugt Finn und die Magie der Musik durch das engagierte Spiel seiner Darsteller, die leise Tonart, die er dabei anschlägt und die Thematik, die Frans Weisz und seine Drehbuchautorin Janneke van der Pal mit viel Gefühl für die Zwischentöne transportieren.

Finn und die Magie der Musik

Es beginnt mit einem Gespräch am Esstisch: Der vielleicht neunjährige Finn (Mels van der Hoeven) eröffnet seinem Vater (Daan Schuurmans), dass er aufhören will mit dem Fußball, was diesen ziemlich erstaunt: „Alle Jungs spielen Fußball!“, so die Entgegnung des Mannes und fügt dann noch hinzu: „Ich möchte nicht, dass du ein Loner bist.“ Als Finn dann erfährt, was das Wort bedeutet, bringt er die Sache auf den Punkt, indem er seinem Vater entgegnet: „Das bist du doch auch!“
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Meinungen

Jana Holz · 16.01.2015

Ein soooo wundervoller Film. Meinem Sohn (7 Jahre) und mir kamen die Tränen.
Gibt es den Film auch auf DVD?

Dieter Spengler · 04.01.2015

Ein wundervoller, einfühlsamer Film, der mich zu Tränen gerührt hat.
Für Eltern mit gefühlsstarken Kinder ein Muß!