Einmal Hans mit scharfer Soße

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Schwiegersohn für türkischen Vater gesucht

Was muss sich ein türkischer Vater von seinen Bekannten anhören, wenn er eine unverheiratete 34-jährige Tochter hat? „Allah steh dir bei, mein Freund!“ So ergeht es Ismail Coskun (Adnan Maral) aus Salzgitter mit seiner Hatice (Idil Üner). Mit einem türkischen Mann will es die emanzipierte Journalistin, die in Hamburg lebt, lieber erst gar nicht probieren. Und die Deutschen beherrschen aus ihrer Sicht oft die einfachsten Umgangsregeln nicht: Sie warten im Auto, anstatt direkt vor der Tür, wenn sie sie zum Ausgehen abholen, sie bezahlen im Restaurant getrennt und sie versagen kläglich in der Kunst des feurigen Kompliments. Gibt es denn so einen Mann gar nicht, wie ihn sich Hatice wünscht – einen deutschen Hans mit etwas türkischer Glut?
Die in Istanbul geborene Hamburger Regisseurin Buket Alakus hat den autobiografischen Roman Einmal Hans mit scharfer Soße von Hatice Akyün aus dem Jahre 2005 verfilmt. In dem Buch, das rasch zum Bestseller avancierte und inzwischen bereits zwei Fortsetzungen bekommen hat, beschreibt die deutsche Journalistin humorvoll und selbstironisch ihr alltägliches Pendeln zwischen den beiden so oft konträren Kulturen. Die Drehbuchautorin Ruth Toma hat aus dieser Vorlage eine durchgehende Geschichte konstruiert, die sich hauptsächlich auf den elterlichen Druck auf Hatice, endlich zu heiraten, konzentriert. So entsteht eine mit neuen Charakteren angereicherte Handlung, die trotz ihrer Unterschiede zum Buch dessen versöhnliche, liebevolle Atmosphäre wiedergibt. Hatice Akyün spielt darin selbst eine kleine Nebenrolle: Sie gehört zu den zu Miniaturen geschrumpften Vertretern des türkischen Heimatdorfs, die der jungen Frau als ihr schlechtes Gewissen auflauern, sobald sie gegen die anatolische Moral verstößt.

Weil Hatices jüngere Schwester Fatma (Sesede Terziyan) von ihrem Freund heimlich schwanger ist, benötigt sie ganz dringend ihre Hilfe: Der Vater will der Jüngeren die Heirat nur erlauben, wenn die Ältere bis dahin wenigstens einen Verlobten vorweisen kann. Hatice bemüht sich tapfer, jemanden zum obligatorischen Vorstellungstermin anzuschleppen – und sei es nur pro forma. So sitzt dann der schwule Gero (Max von Thun) im Kreis der Coskuns in Salzgitter, muss Baklava essen und wird vom Vater gefragt, „Wann wir lernen Ihre Eltern kennen?“. Aber der Schwindel fliegt schneller auf, als es Fatma lieb sein kann. Als sich Hatice dann tatsächlich verliebt, steuert die Komödie auf einen berührenden Höhepunkt zu. Denn Hatice erlebt eine eindringlich geschilderte Zerreißprobe zwischen den Erwartungen der Eltern und Hannes (Steffen Groth), der gar nicht versteht, warum sich seine Freundin plötzlich so getrieben verhält.

Hatice hätte zwar gerne eine funktionierende Beziehung, nicht nur wegen der Eltern und der Schwester. Aber ihre Männergeschichten dienen dem Film hauptsächlich dazu, ihre aus tiefer Verbundenheit mit der Familie erwachsenden Konflikte ironisch zu beleuchten. Die engen, ritualisierten sozialen Regeln, auf die das Familienoberhaupt pocht, sind mit Hatices selbstbestimmtem Leben oft nicht einmal für ganz kurze Zeit kompatibel. Umso rührender wirkt es, wie sehr sich die liebevolle Tochter bemüht, ihren ebenso herzlichen Vater mit kleinen Schwindeleien zu schonen.

Stilistisch pendelt die Komödie zwischen anekdotischen, gerafft skizzierenden Sequenzen und vertiefenden, dramatischeren Inhalten. Zwar hätte der Film durchaus etwas frecher sein dürfen, denn er wirkt im Vergleich zum treffsicheren Humor des Buchs eine Spur zu lieb. Aber es gelingt ihm mit seiner Realitätsnähe, die auf wohlfeile sozialkritische Betroffenheit verzichtet, den emotionalen Spagat der Protagonistin zwischen den Kulturen aufzudecken. Dabei weckt er beim Zuschauer viel Sympathie und Verständnis für die porträtierte türkische Familie.

Einmal Hans mit scharfer Soße

Was muss sich ein türkischer Vater von seinen Bekannten anhören, wenn er eine unverheiratete 34-jährige Tochter hat? „Allah steh dir bei, mein Freund!“ So ergeht es Ismail Coskun (Adnan Maral) aus Salzgitter mit seiner Hatice (Idil Üner). Mit einem türkischen Mann will es die emanzipierte Journalistin, die in Hamburg lebt, lieber erst gar nicht probieren.
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