Die Schöne und das Biest (2017)

Eine Filmkritik von Maria Engler

Die Freude am ewig Gleichen

Die Geschichte von der Schönen und dem Biest kommt ganz schön herum. Erst gab es das Märchen, dann einen Animationsfilm, anschließend ein auf dem Film basierendes Musical und jetzt eine auf dem Film basierende Realverfilmung. Nach diesen mannigfaltigen Verwertungen des Stoffes, von den zahlreichen Adaptionen fern des Disney-Imperiums einmal ganz zu schweigen, präsentiert sich die altbekannte Geschichte nun als bildgewaltiges CGI-Musical.
Passend zum aktuell vorherrschenden Zeitgeist, der nach wie vor dem schwülstig-sehnsüchtigen Blick in die Vergangenheit (vornehmlich in die 1980er und 1990er Jahre) huldigt, setzt Disney seine Strategie der maximal aufpolierten Remakes fort. Nach The Jungle Book, Maleficent und Cinderella hat es nun den Meilenstein Die Schöne und das Biest erwischt, der seinerzeit als erster Animationsfilm überhaupt eine Oscar-Nominierung als bester Film erhielt. Die Regie für die CGI-geschwängerte Neuauflage übernahm Bill Condon, dessen wenig stringente Filmografie neben dem Musikfilm Dreamgirls oder dem wenig erfolgreichen Mr. Holmes auch die letzten beiden Filme der Twilight-Reihe enthält – in Sachen Kitsch ist der Mann demnach kein Anfänger.

Die Handlung des Films, die stellenweise um einige Details erweitert wurde, ist bereits vollends aus der Zeichentrick-Vorlage bekannt. Die Geschichte folgt der schönen Belle, die ein Außenseiter-Dasein in einer französischen Kleinstadt wie aus dem Bilderbuch fristet – tonnenweise Baguettes und kleine niedliche Häuschen an jeder Ecke. Als ihr Vater, ein Träumer und Erfinder, eines Tages nicht vom Markt zurückkehrt, sucht sie ihn und stößt dabei auf ein verzaubertes Schloss, das sich in einem ewigen Winterschlaf befindet. Sie schließt einen Handel mit dem Herrn des Schlosses und nimmt den Platz ihres Vaters als Gefangene des verbitterten Biestes ein. Dieses war vor langer Zeit verzaubert worden und kann nur durch die wahre Liebe seine Menschengestalt zurückerlangen. Mithilfe der drolligen Schlossbewohner kommen sich Belle und das Biest bald näher, doch die Dorfbewohner, allen voran der eitle Gaston, strömen bereits aus, um das Biest zu beseitigen.

Die Schöne und das Biest ist mit Leib und Seele ein klassischer Disneyfilm. Es wird weit mehr als einmal gesungen und getanzt, fremde Länder und Sitten werden in leicht verdauliche Stereotype eingekleidet, die Geschichte entfaltet sich in unverblümtem Kitsch und wird mit einigen Gags garniert. Weder in dem Umgang mit dem Stoff noch in der Handlung unterscheidet sich die Neuauflage demnach wesentlich von dem Animationsfilm aus dem Jahre 1991. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb entfaltet das Remake eine ungeahnte Sogwirkung.

Es ist wohl eine besondere Eigenheit des Menschen, sich am ewig Gleichen zu erfreuen. Immer wieder dasselbe Märchen vorgelesen bekommen, immer wieder den Lieblingsfilm sehen, immer wieder dieselben Oldies im Radio hören – Kinder und Erwachsene fühlen sich gleichermaßen zum Altbekannten hingezogen, was an den Erfolgen zahlreicher Remakes und Weiterführungen beliebter Reihen wie beispielsweise Star Wars abzulesen ist. Disneyfilme bieten sich als Gegenstand der endlosen Wiederholungsschleife besonders an, sind doch viele Zuschauer in kindlicher Sentimentalität mit ihnen verbunden. Die Schöne und das Biest schlägt gekonnt in diese Kerbe und bietet einen überaus unterhaltsamen Mix aus Bekanntem und Neuem. Für Liebhaber des Animationsfilms gibt es eine detailreichere Erzählung der Handlung und einige zusätzliche Szenen zum bereits bekannten Geschehen zu entdecken. Passend zur plastischeren visuellen Umsetzung werden außerdem einige Figuren mithilfe von Hintergrundgeschichten oder ausgedehnterer Screentime mit einer größeren Charaktertiefe ausgestattet. Hier kann jedes Häppchen Mehrwert begierig aufgesaugt werden, obwohl auch die bekannten Bestandteile des Films, die hinsichtlich des Textes und der Bildkompositionen zum Teil komplett aus der Vorlage übernommen wurden, sehr überzeugend in Szene gesetzt sind.

Diese Überzeugungskraft rührt vor allem von der Detailverliebtheit und bildgewaltigen visuellen Umsetzung der Geschichte her. Die Schauplätze wirken wie scharfgezeichnete Versionen der altbekannten Bilder und erinnern in ihrer Künstlichkeit und Farbenpracht an das Wunderland in Der Zauberer von Oz. Die Landschaften und Gebäude erscheinen in ihrer Realitätsferne wie Illustrationen aus einem Märchenbuch und bringen mit der Malerei ein alteingesessenes Medium innerhalb des Films zurück auf die Leinwand. Dabei werden visuelle Aspekte geschickt mit der Handlung verknüpft. So fällt beispielsweise mit jedem fallenden Blütenblatt der Rose auch ein Teil des verwunschenen Schlosses in sich zusammen, was sich als ein besonders eindrucksvoller Kniff innerhalb der Handlung erweist. Der Song Sei hier Gast, der schon beim Vorgänger ein Highlight ist, bildet auch hier einen visuellen Höhepunkt, der in seiner Vielfältigkeit und Farbenpacht beinahe hypnotische Wirkung entfaltet. Während die gegenständlichen Figuren wie Lumière oder Von Unruh von den computergenerierten Bildern profitieren, ist den lebendigen Wesen wie dem mutig ausgeleuchteten Biest seine Künstlichkeit teilweise unangenehm anzusehen. Besonders in dem neuen Song Ich warte hier auf dich, der sogar für einen Disneyfilm grenzüberschreitend schnulzig inszeniert ist, sorgt das Aussehen des Biestes für Irritationen.

Irritationen löste Die Schöne und das Biest auch mit seiner Neuinterpretation des Charakters LeFou aus. Der von Josh Gad verkörperte Handlanger und Verehrer des selbstverliebten Gaston (grandios: Luke Evans) wird in der Neuauflage durch zahlreiche Anspielungen und Momente als homosexuell konnotiert und erhält am Ende des Films eine ungefähr eine Sekunde lange Tanzszene mit einem Mann. So ganz traut sich Disney hier immer noch nicht, eine queere Figur einzubauen, aber für Disney ist LeFou schon ein weiterer Schritt in diese Richtung. Die sorgt auch einigen christlichen Kinos in den USA und in Russland für Probleme. Dort wurde er jetzt erst ab 16 Jahre freigegeben. Obwohl LeFous homosexuelle Konnotation äußerst begrüßenswert ist, sind die Möglichkeiten hinsichtlich der Diversität aber noch lange nicht ausgeschöpft. Beim nächsten Mal wäre das offene Zeigen und der Verzicht auf Klischees ein guter Schritt. Auch die Integration einer lesbischen Beziehung oder von Trans*Personen wäre eine Option – einer offenen Gesellschaft wäre es zuträglich.

Die Schöne und das Biest (2017)

Die Geschichte von der Schönen und dem Biest kommt ganz schön herum. Erst gab es das Märchen, dann einen Animationsfilm, anschließend ein auf dem Film basierendes Musical und jetzt eine auf dem Film basierende Realverfilmung. Nach diesen mannigfaltigen Verwertungen des Stoffes, von den zahlreichen Adaptionen fern des Disney-Imperiums einmal ganz zu schweigen, präsentiert sich die altbekannte Geschichte nun als bildgewaltiges CGI-Musical.
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Meinungen

L.M. · 24.04.2017

Ich kenne zwar die Original-Disney-Version nicht, aber dieser Film ist einfach wunderbar, total toll gemacht

lea · 17.03.2017

wunderbar der film ist perfekt

V.M. · 17.03.2017

Natürlich muss von vorneherein der besprochene Film gleich von der Kritikerin verrissen werden. Und: WAS zum Teufel hat Queersein und Lesbentum mit DIESER Geschichte zu tun? Ist das also jetzt der neue Maßstab für die künsterische Qualität eines Werkes, ob ein solcher Aspekt behandelt und berücksichtigt wurde oder nicht? Was ist das, mit Verlaub und noch sehr friedlich ausgedrückt, für ein absoluter UNFUG?

Julia Heuken · 16.03.2017

Ich war heute im Kino und finde den Film atemberaubend toll, den kaufe ich mit Sicherheit auf DVD/Blue-Ray, entweder sofort, wenn er erscheint, oder erst zu Weihnachten. So ein wunderbarer Film.

Sabine · 10.03.2017

İch habe den film schon immer geliebt. Und jetzt mir emma watson <3 der trailer ist schon so schön ich hoffe das der film auch so gut wird wie ich es mir erhoffe.

LaLi · 09.03.2017

Freue mich auf den Film so schön ♡