Die Norm - Ist dabei sein wirklich alles?

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Fünf junge Sportler und ihr Traum von Rio

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist der Traum aller Spitzensportler. Doch um sich zu qualifizieren, müssen die Athleten einen langwierigen nationalen oder internationalen Ausleseprozess überstehen. 20 Monate lang hat der Dokumentarfilmer Guido Weihermüller fünf Sportler vom Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein auf diesem steinigen Weg begleitet. Der Weitspringer Sebastian Bayer, der Schwimmer Jacob Heidtmann, der Ruderer Tim Ole Naske und die Beachvolleyballer Markus Böckermann und Lars Flüggen nehmen für ihr Traumziel, die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro, die größten Strapazen in Kauf. Es gilt, die jeweilige Normleistung ihrer Disziplin zu erreichen oder zu übertreffen, Wettkämpfe zu gewinnen, Fachkommissionen zu überzeugen. Trotz hoher Motivation kann in diesen Monaten vieles schiefgehen.
Der Dokumentarfilm, der nun in die Kinos kommt, ist Teil eines transmedialen Projekts. Ihm ist eine Webdokumentation in 47 Episoden vorangegangen, die von Juni 2015 bis August 2016 auf der Film-Webseite und in sozialen Medien veröffentlicht wurden. Nun ist Rio schon wieder Geschichte und die Sportbegeisterung vorerst etwas abgeflaut. Nicht alle der hier porträtierten Sportler haben es tatsächlich nach Rio geschafft, eine Medaille hat keiner von ihnen geholt. Umso mehr stellt sich im Nachhinein die Frage, ob es die Mühe wert war, sich der harten Qualifizierungsphase zu unterziehen. Auch zeigt sich in diesem Film nicht zum ersten Mal, dass der sportliche Erfolg oft eine reine Glückssache ist.

Die Narration erfolgt chronologisch und springt in flottem Wechsel zwischen den einzelnen Sportlern und ihren Disziplinen hin und her. Mit diesem Stilmittel lässt sich durch Rhythmisierung das Tempo forcieren und die wachsende Spannung im Verlauf der Ende 2014 begonnenen Beobachtung ausdrücken. Die Athleten erzählen selbst und oft in Voice-Over, es kommen Trainer und Angehörige zu Wort, die Kamera ist beim Training und im Privatleben dabei. Die beiden Beachvolleyballer reisen schon 2015 von einem Turnier zum nächsten, um sich in den Rankingtabellen hochzuarbeiten. Für sie ist es besonders wichtig, auch privat gut miteinander auszukommen. Doch dann gefährdet eine Knieoperation das gesamte Qualifikationsprojekt.

Sebastian Bayer hat einen eisernen Willen, aber sein Körper macht ihm öfter einen Strich durch die Rechnung. Schmerzen in den Fußgelenken, im Frühjahr 2016 eine Knieoperation und danach ein mühsames Aufbautraining bringen ihn jedoch nicht zum Kapitulieren. Dafür sorgt schließlich ein Muskelfaserriss. Aber für den Athleten ist 2016 dennoch ein freudiges Jahr, er wird nämlich stolzer Vater eines Jungen. Der Nachwuchsruderer Tim Ole Naske, Goldmedaillengewinner der Youth Olympics 2014, hat die besten Chancen, in den deutschen Olympia-Kader aufgenommen zu werden. Doch dann streikt vor dem Finale der Deutschen Kleinbootmeisterschaft im Frühjahr 2016 plötzlich die Schulter. Der Student Jacob Heidtmann trainiert im Herbst 2015 sechs Tage in der Woche und schwimmt dabei bis zu 14 Kilometer am Tag. Im folgenden Jahr gewinnt er die Deutsche Meisterschaft in 400 Meter Lagen und sichert sich die Teilnahme an Olympia.

Der lange Beobachtungszeitraum erweist sich als sinnvoll, denn nur so kann gezeigt werden, wie viel Energie und Durchhaltevermögen der Weg zu den Olympischen Spielen kostet. Oft wirkt die Auswahl der Szenen jedoch etwas ungeordnet, an die interessanteren werden weniger aussagekräftige gereiht, etwa beim sonntäglichen Besuch im Elternhaus oder beim Packen der Koffer. Gerade die schnittintensive Dramaturgie mit den zuweilen sehr kurzen Szenen strapaziert mit zunehmender Filmdauer die Geduld. Als Zuschauer entwickelt man jedoch unweigerlich Respekt vor der Leistung dieser jungen Menschen, die ihren Traum von Olympia so intensiv leben.

Die Norm - Ist dabei sein wirklich alles?

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist der Traum aller Spitzensportler. Doch um sich zu qualifizieren, müssen die Athleten einen langwierigen nationalen oder internationalen Ausleseprozess überstehen. 20 Monate lang hat der Dokumentarfilmer Guido Weihermüller vier Sportler vom Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein auf diesem steinigen Weg begleitet.
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