Der Vollposten

Eine Filmkritik von Falk Straub

Lustig ist das Beamtenleben

Zehn Millionen Italiener können nicht irren, oder doch? Der Vollposten heißt der erfolgreichste italienische Film aller Zeiten, der nun auch in die deutschen Kinos kommt. Die Komödie um einen engstirnigen Beamten ist bereits die vierte Zusammenarbeit zwischen Regisseur Gennaro Nunziante und Komiker Checco Zalone.
Der kleine Checco (Federico Ielapi) hat schon früh eine konkrete Vorstellung von seinem Leben. Während seine Klassenkameraden später einmal Tierärztin, Musikerin oder Wissenschaftler werden wollen, träumt er bereits in der Grundschule von einer Festanstellung im öffentlichen Dienst. Mit 38 Jahren sitzt er unkündbar in der Landesbehörde für Jagd und Fischerei seiner Heimatstadt, bis ihm eine Verwaltungsreform einen Strich durch seinen gemütlichen Beamtenalltag macht. Weil er nicht freiwillig kündigt, versetzt ihn Frau Doktor Sironi (Sonia Bergamasco) vom zuständigen Ministerium an immer neue Orte. Doch selbst Stellen auf Sardinien oder gar in Südtirol (!) schrecken Checco nicht ab. Erst als er einen Posten am Nordpol antritt, wo er die Wissenschaftlerin Valeria (Eleonora Giovanardi) vor Eisbären beschützen soll, setzt auch beim sturen Staatsdiener ein Umdenken ein. Hier lernt er endlich eine andere als seine eigene Kultur schätzen. Inhaltlich erinnert dieses italienische Komödienerfolgsmodell natürlich stark an Willkommen bei den Sch’tis, der 2008 wiederum in Frankreich alle nationalen Rekorde brach.

Luca Pasquale Medici, in Italien besser unter seinem Künstlernamen Checco Zalone bekannt, spielt die erwachsene Version dieses Unnachgiebigen. Gemeinsam mit Regisseur und Koautor Gennaro Nunziante geht der Komiker mit seiner Kunstfigur im Kino bereits in die vierte Runde. In Der Vollposten ist dessen Name erneut Programm, denn „che cozalone“ bedeutet in Medicis Heimatstadt Bari „was für ein Proll“. Und genau so verhält sich der Beamte vor seiner Versetzung. Statt zur Arbeit geht Checco am liebsten direkt ins Café. Sitzt er doch einmal in seinem Büro, dann nimmt er für eine Genehmigung gern Geschenke entgegen. Wie sich das für einen unverheirateten Italiener gehört, wohnt Checco noch bei seinen Eltern. Das spart Zeit und Geld, wenn sich sein Vater Peppino (Maurizio Micheli) um Miete und Nebenkosten und seine Mutter Caterina (Ludovica Modugno) um den Haushalt kümmert. Seine Verlobte (Azzurra Martino) kann sich Checco aussuchen, denn seine Anstellung auf Lebenszeit ist bei den Damen heißbegehrt. Heirat und Kinder rückt er aber in weite Ferne, schließlich machen die das süße Leben ungenießbar.

Bereits die ersten drei Komödien des Erfolgsduos waren in Italien Kassenschlager. Dass es erst Film Nummer vier über die Alpen schafft, könnte an der komplexen europäischen Komödienlandschaft liegen, in der außer dem französischen Humor scheinbar keiner so recht außerhalb der Landesgrenzen funktioniert. Der Vollposten wird hingegen auch in Deutschland sein Publikum finden, weil Nunziante und Zalone wirklich jedes Klischee bedienen, das auch hierzulande über Beamte, Italiener und Skandinavier vorherrscht. Das muss freilich nicht jedem gefallen. Doch erstaunlich viele Pointen sitzen, selbst wenn sie fast alle nach demselben Muster gestrickt sind: Einer der Protagonisten trifft eine Aussage, nur um gemeinsam mit den Zuschauern nach dem nächsten Schnitt mit dem Gegenteil konfrontiert zu werden.

Mit ihrem Prototypen des faulen Beamten, irgendwo zwischen Macho und Muttersöhnchen, der sich im hohen Norden zivilisiert, nehmen Nunziante und Zalone nicht nur das Fremdbild, sondern auch das Selbstbild vieler Italiener nicht gerade feinsinnig auf die Schippe. Der Vollposten ist eher Hausmannskost denn leichte Komödienküche. Der größte Schwachpunkt ist dabei der Hauptdarsteller. Während Eleonora Giovanardi als Checcos Freundin Valeria und Sonia Bergamasco als gnadenlose Regierungsbeamtin eine unbändige Spielfreude an den Tag legen, bleibt Checco Zalone mimisch arg limitiert. Eine richtige Verbindung zum Protagonisten fällt schwer, auch weil das Drehbuch dessen Lernprozess letztlich dann doch nur behauptet. Dass wie in Willkommen bei den Sch’tis das Lachen über die Figuren irgendwann in ein Mitfühlen kippt, bringt Der Vollposten bis zum Schluss nicht fertig.

Der Vollposten

Zehn Millionen Italiener können nicht irren, oder doch? „Der Vollposten“ heißt der erfolgreichste italienische Film aller Zeiten, der nun auch in die deutschen Kinos kommt. Die Komödie um einen engstirnigen Beamten ist bereits die vierte Zusammenarbeit zwischen Regisseur Gennaro Nunziante und Komiker Checco Zalone.
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