Der kleine Vampir (2017)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Schwarzwälder Hetzjagd mit Bösewicht

Dass Vampirgeschichten auch Kindern Spaß machen können, war 1979 noch nicht allgemein bekannt. In jenem Jahr aber erschien der erste Band von Angela Sommer-Bodenburgs Kinderbuchreihe Der kleine Vampir, dem 20 weitere folgen sollten und von denen weltweit über zwölf Millionen Exemplare verkauft wurden. Die Abenteuer des neunjährigen Menschenkindes Anton und seines scheinbar nicht viel älteren Vampirfreundes Rüdiger dienten auch als Vorlage für zwei Fernsehserien und einen Realfilm im Jahr 2000. Richard Claus, der Produzent des Realfilms, und Larry Wilson (Die Addams Family), einer seiner beiden Drehbuchautoren, verfassten nun für die animierte Version von Der kleine Vampir ein neues Drehbuch. Die beiden Jungen sind jetzt etwas älter, nämlich 13, und ihre Abenteuer voller rasanter Action.

Unter der Regie von Richard Claus und Karsten Kiilerich entfaltet die deutsch-niederländisch-dänische Produktion ihren Reiz vor allem bei den Schauwerten. Die Animation mit ihren im Comicstil gezeichneten Figuren, den realistischen Landschaften und den dynamischen Flugszenen überzeugt und wirkt in manchen Momenten sogar spektakulär. Nur leider bleibt der kindliche Charme der Buchgeschichten ziemlich auf der Strecke.

Das liegt zum einen an der recht einfallslosen Handlung, in der die beiden Freunde Rüdigers Vampirfamilie vor dem bösen Vampirjäger Geiermeier retten müssen. Zum anderen hat die Figur dieses auch im Realfilm auftretenden Vampirjägers mittlerweile ernsthafte filmische Konkurrenz in Gestalt von Dirk van Kombast aus der Reihe Die Vampirschwestern bekommen. Und über den tollpatschigen Spießbürger van Kombast lässt sich wenigstens lachen, aber der Geiermeier des Animationsfilms ist ein primitiver, brutaler Rüpel, der seinen jungen Assistenten Manni, einen genialen, aber unsicheren Erfinder, in jedem einzelnen Dialog wüst herunterputzt. Mit der Zeit bekommt die Geschichte vor allem wegen dieses Bösewichts etwas Enervierendes, Ermüdendes, hat aber doch noch eine Menge schön inszenierter Actionszenen zu präsentieren.

Ähnlich wie auch im Animationsfilm Hotel Transsilvanien sind die Vampire hier eher scheue Wesen, die den Kontakt mit Menschen aufgrund schlechter Erfahrungen meiden. Und auch im kühl-morbiden Gehabe ähnelt Rüdigers Familie ein wenig den Vampiren aus der Hollywoodproduktion. Rüdiger sieht mit seiner Igelfrisur und den Killernieten wie ein Punk aus und damit die schwarze Kluft der Blutsauger nicht zu eintönig wirkt, wird sie mit grellroten Tönen aufgepeppt, die zur Folge haben, dass sie vor allem Rüdigers Eltern buchstäblich ins Auge stechen. Es gibt wunderschöne Naturkulissen, nicht nur in den Bergen und Wäldern Transsilvaniens, woher Rüdigers Familie vor Geiermeier fliehen muss, sondern auch im Schwarzwald, wo sich Rüdiger und Anton schließlich begegnen. Anton macht gerade Ferien mit seinen Eltern auf einer Burg, dessen Besitzer, ein altes, mit badischem Akzent parlierendes Ehepaar, schreckliche Angst vor Vampiren hat. Und dann hüpft Rüdiger auch schon durch ein offenes Fenster in Antons Zimmer hinein.

Trotz des generellen Mangels an Humor sind einige wenige Dialoge und Einfälle komödiantisch gelungen. So meint zum Beispiel Anton, dass Rüdiger noch sehr viel lernen muss, wenn er noch nicht einmal weiß, was der Ausdruck „cool“ bedeutet. Und die Idee mit der Vampirkuh, die schon im Realfilm vorkam, macht sich auch in animierter Form gut. Wie schon in den Buchvorlagen lautet auch hier die Botschaft, dass Freundschaften zwischen Kindern aus ganz verschiedenen Milieus möglich und wünschenswert sind, selbst wenn die jeweiligen Eltern das nicht so gerne sehen. Eine der inhaltlich besten Filmszenen entsteht, wenn Rüdigers Vater ihn vor die Entscheidung zwischen Familie und Anton stellt und der junge Vampir auf beeindruckende Weise reagiert.

Hauptsächlich aber bleibt als Botschaft aus Zuschauersicht hängen, dass auch sorgfältig animierte Bildwelten samt beeindruckender Action stark an Wert verlieren, wenn die Geschichte an sich nicht geistreich, sondern eher lieblos abgespult wirkt.
 

Der kleine Vampir (2017)

Dass Vampirgeschichten auch Kindern Spaß machen können, war 1979 noch nicht allgemein bekannt. In jenem Jahr aber erschien der erste Band von Angela Sommer-Bodenburgs Kinderbuchreihe „Der kleine Vampir“, dem 20 weitere folgen sollten und von denen weltweit über zwölf Millionen Exemplare verkauft wurden.

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Meinungen

Johannes · 16.03.2019

Ich habe den Film im Kino gesehen und muss sagen das ich ihn gut fand und den Kritiken nicht gerecht wird und sehrwohl einige sehr lustige Momente hatte.