December Boys

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Film Nummer 1 nach Harry Potter

Wenn ein Schauspieler – zumal ein so junger – mit seiner ersten Rolle enorm erfolgreich ist und zugleich er diese Rolle nicht nur in einem Film spielt, sondern auch in den sechs Nachfolgefilmen, ist die Gefahr riesig, dass er fortan nur noch mit dieser Rolle identifiziert werden wird. Daniel Radcliffe, der Darsteller des Harry Potter aus der gleichnamigen Filmreihe nach den Romanen von Joanne K. Rowling ist mit Sicherheit einer der Kandidaten für eine solche Karriere, die sich nach frühen Welterfolgen irgendwo im Sand verliert. Offensichtlich ist diese Gefahr auch dem 1989 geborenen Jungstar und seinen Beratern bewusst, und so ist es kein Wunder, dass Radcliffe in der nächsten Zeit zunehmend in anderen Rollen zu sehen sein wird, um für die Zeit nach dem absehbaren Ende der Harry Potter-Reihe für künftige Aufgaben gewappnet zu sein. Nach einigen frühen Auftritten in der Zeit vor Harry Potter folgt nun mit December Boys unter der Regie von Rod Hardy der erste Film, in dem Radcliffe eine Hauptrolle übernimmt, und man darf gespannt sein, was die Karriere des Teeny-Stars in Zukunft bringen wird.
In December Boys spielt Radcliffe den Waisenjungen Maps, der gemeinsam mit seinen Freunden Spark (Christian Byers), Split (James Fraser) und Misty (Lee Cormie) im Dezember Geburtstag hat. Während in unseren Gefilden der Dezember den Höhepunkt der kalten Jahreszeit darstellt, herrscht in Australien – also am anderen Ende der Welt – in jenen Tagen der Hochsommer. Die vier Jungs dürfen das im Outback gelegene, streng katholische Waisenhaus für einige Wochen verlassen und ihre Sommerferien bei dem Marineoffizier Bandy McAnsh (Jack Thompson) und dessen Frau (Kris McQuade) an der Küste verbringen – eine willkommene Abwechslung zu dem eintönigen Leben im Waisenhaus. Während des Aufenthaltes am Meer keimt in den Jungen die Hoffnung auf, vielleicht doch einen Ausweg aus der tristen Lage zu finden, denn sie begegnen einem jungen Ehepaar (Sullivan Stapleton, Victoria Hill), das selbst keine Kinder bekommen kann und das sich deshalb vorstellen kann, einen der Knaben zu adoptieren. Einzig Maps, der älteste der Jungs, hat keine Lust, an dem sich nun entwickelnden Wettkampf um die Gunst der Eltern in spe teilzunehmen; stattdessen verliebt er sich in die gleichaltrige Lucy (Teresa Palmer)…

Auch wenn Daniel Radcliffe in dem Cast der unumstrittene Star ist – zumindest was den Bekanntheitsgrad anbelangt –, er steht keineswegs im Mittelpunkt der Erzählung, sondern fügt sich bestens in ein stimmiges und harmonisch agierendes Ensemble ein, das die oftmals eher leise Geschichte um das Erwachsenwerden und die Suche nach einer Familie trägt. Neben ihm ist der kleine Lee Cormie als Misty der eigentliche Star der Geschichte, denn er ist es, der sich als Erzähler rückblickend an die Geschehnisse dieses Sommers erinnert und so den Kindern ihre Stimme verleiht – ein Kunstgriff, der manche Regieentscheidung im Nachhinein dann doch noch stimmig erscheinen lässt – so etwa die gelegentlichen Marienerscheinungen des streng katholisch erzogenen Jungen oder eine Vision von Nonnen, die sich am Strand beim fröhlichen Turnen zeigen. Schön anzusehen sind auch die sehenswerten Landschaftsaufnahmen, die die idealisierte Erzählhaltung und die Warmherzigkeit der Emotionen ausgezeichnet unterstützen. Alles in allem ein angenehmer, leiser und doch emotionaler Film, der weitaus mehr ist als ein reines Starvehikel für den jungen Mann, der als Darsteller des Zauberlehrlings Harry Potter in die Filmgeschichte eingehen wird.

December Boys

Wenn ein Schauspieler – zumal ein so junger – mit seiner ersten Rolle enorm erfolgreich ist und zugleich er diese Rolle nicht nur in einem Film spielt, sondern auch in den sechs Nachfolgefilmen, ist die Gefahr riesig, dass er fortan nur noch mit dieser Rolle identifiziert werden wird.
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Meinungen

Moe · 27.02.2008

Tatsächlich ein Meisterwerk, welches nicht nur von schönen Landschaften strotzt, sondern eine realistische Kulisse bietet. Der Film ist wie jeder Urlaub, kurz und mit viel trauer beim Abschied, auch wenn das Ende einen nicht ...

Jürgen Kunz · 24.11.2007

Ein sehr vordergründiger Film; mit schönen Bildern zwar aber einem merkwürdigen Storyplot und Dialogen, die mich trotz der Thematik nicht ergriffen haben. Wirkt aufgesetzt und künstlich.

Andrea · 14.10.2007

Mich reizte der Film ganz besonders aus dem Grund, weshalb Daniel Radcliffe ihn wohl gemacht hat: zu zeigen, dass er mehr kann als nur Harry Potter zu spielen.

Und er kann! Diesen Film mit dem Prädikat "wertvoll" zu versehen, hat meine vollste Unterstützung! Es ist ein berührender Film, der nachdenklich stimmt! Dringend zu empfehlen, auch - oder ganz besonders - für Nicht-Dan-Fans!