Das Glück an meiner Seite

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Nicht unsichtbar bleiben bis zum Schluss

Eine Krankheit, die zum Tode führt, ist manchmal Anlass, um das eigene Leben gründlich zu überdenken und darin noch einige lohnende Korrekturen vorzunehmen. Als die wohlhabende Pianistin Kate (Hilary Swank) erfährt, dass sie an der unheilbaren neurologischen Krankheit ALS leidet, sieht sie sich mit einer lange verdrängten Lebenslüge konfrontiert: Sie hat einen Mann geheiratet, von dem sie sich nicht wirklich erkannt und verstanden fühlt. Evan (Josh Duhamel) versucht zwar unermüdlich, sich um seine zunehmend pflegebedürftige Frau zu kümmern, aber schließlich entdeckt Kate, dass er eine Affäre hat und trennt sich von ihm. Den Mut, die letzten Monate auf sich gestellt zu leben, gibt Kate ihre neue Pflegerin Bec (Emmy Rossum). Zwischen der chaotischen Studentin, die keinerlei Erfahrung im Umgang mit Kranken mitbringt, und der peniblen Kate entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft, von der beide Frauen profitieren.
Die Geschichte, die der auch als Theaterdramaturg bekannte Regisseur George C. Wolfe (Das Lächeln der Sterne) inszeniert hat, basiert auf dem 2006 erschienenen Roman You’re not you von Michelle Wildgen. Obwohl Kate ihre Hände kaum noch gebrauchen kann, ihre Worte unverständlich werden und ihr das Atmen schwerfällt, spiegelt das Drama ihre gefasste Haltung und ihren Wunsch, als psychisch normaler Mensch wahrgenommen zu werden. Die unstete Bec, die ein Studium nach dem anderen abbricht und flüchtige Männerbekanntschaften bevorzugt, spricht gerne Klartext und bringt frischen Wind in Kates Alltag. Kate wiederum bringt ihr Kochen und Pflegen bei und viel wichtiger noch, ein bisher unbekanntes Selbstvertrauen.

Das Problem von Das Glück an meiner Seite ist dabei jedoch, dass diese Beziehung zweier ungleicher Menschen stark an den wesentlich vergnüglicheren und auch bewegenderen Film Ziemlich beste Freunde erinnert. Damit konkurrieren zu wollen, erweist sich als müßig. Im Gegensatz zu dieser Komödie hat Wolfes Drama aber auch den baldigen Tod der Hauptfigur vor Augen, was ihm eine Art innerer Lähmung zu verursachen scheint. Nur um ja nicht rührselig zu werden, bleibt der Blick auf die beiden Frauen distanziert. Beide erwachen emotional nicht recht zum Leben und behaupten lieber in Worten, was ihnen die Beziehung zueinander bringt, als dass dieser innere Prozess auch wirklich durchgespielt wird. Letztlich stellt sich die Frage, warum bei einem so schwierigen und traurigen Thema die emotionale Dynamik derart angestrengt im Zaum gehalten werden muss.

Hilary Swanks Karriere ist auch ohne diese Rolle einer Frau, die körperlich verfällt, schon eindrucksvoll genug. Ähnlich wie Eddie Redmayne als Stephen Hawking in Die Entdeckung der Unendlichkeit spielt auch Swank die zunehmende Hilfsbedürftigkeit, die ALS verursacht, engagiert und ohne Berührungsängste. Kate kann bald nicht mehr deutlich genug sprechen, um ohne die Übersetzungen Becs von anderen verstanden zu werden. Aber im Gegensatz zu Redmayne bleibt Swank die ganze Zeit gutaussehend und auch noch zu raschen mimischen Reaktionen fähig. Auch dabei entsteht ein wenig der Eindruck, dass der Film sein Thema eher mit Samthandschuhen anpacken wollte, als womöglich vor lauter Gewicht ins Schleudern zu geraten.

Das Glück an meiner Seite

Eine Krankheit, die zum Tode führt, ist manchmal Anlass, um das eigene Leben gründlich zu überdenken und darin noch einige lohnende Korrekturen vorzunehmen. Als die wohlhabende Pianistin Kate (Hilary Swank) erfährt, dass sie an der unheilbaren neurologischen Krankheit ALS leidet, sieht sie sich mit einer lange verdrängten Lebenslüge konfrontiert: Sie hat einen Mann geheiratet, von dem sie sich nicht wirklich erkannt und verstanden fühlt.
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