Cop Car

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Höllische Highway-Fahrt

Cop Car von Jon Watts ist ein Film, der in erster Linie auf Reduktion setzt: Eine geringe Anzahl von Figuren agiert in einer Handlung, in der es kaum Hintergrundinformationen und nur wenige Plot Points gibt; die Gestaltung ist schnörkellos und das Spiel des jungen Hauptdarsteller-Duos wirkt natürlich. Nur in der Präsentation seiner Antagonisten setzt das Werk einen deutlichen Kontrapunkt zu diesem Minimalismus: Kevin Bacon als Bad-Ass-Polizist sowie Shea Whigham als dessen erbitterter Widersacher dürfen außer Rand und Band geraten und sich ganz dem Overacting hingeben.
Der Inhalt von Cop Car lässt sich rasch zusammenfassen: Die Freunde Travis und Harrison (James Freedson-Jackson und Hays Wellford) – beide etwa zehn Jahre alt – sind gerade ausgerissen und wandern ziellos durchs ländliche Nirgendwo in Colorado, als sie überraschend ein Polizeiauto entdecken. Vorsichtig nähern sie sich dem Wagen – und stellen fest, dass weit und breit kein Mensch zu sehen ist und obendrein der Schlüssel zurückgelassen wurde. Eine Mutprobe führt zur nächsten, ehe die beiden Jungs auch schon (dank ihrer Computerspiel-Erfahrung) auf dem Highway Vollgas geben. Doch Sheriff Kretzer (Bacon) – der ursprüngliche Fahrer des titelgebenden Pkws – hat den Diebstahl inzwischen bemerkt und setzt alles daran, sein Fahrzeug schnellstmöglich zurückzubekommen. Denn der vermeintliche Gesetzeshüter hat so einiges zu verbergen – wovon nicht zuletzt die Klopfgeräusche aus dem Kofferraum zeugen, die Travis und Harrison plötzlich vernehmen…

Indem sich Jon Watts (der das Drehbuch gemeinsam mit Christopher D. Ford verfasste) zunächst der Unbefangenheit und Abenteuerlust seiner kindlichen Helden widmet, um dann allmählich garstigere Töne anzuschlagen, bringt er das Adoleszenzkino der 1980er Jahre in Erinnerung – etwa Die Goonies (1985) von Richard Donner oder Stand by Me (1986) von Rob Reiner. Das Coming of Age der zwei Freunde wird mit bitterbösem Witz verbunden, wie man ihn zum Beispiel aus den frühen Schöpfungen von Joel und Ethan Coen kennt. So entsteht ein recht gelungener Mix aus Drama, schwarzer Komödie und Thriller, der zudem technisch einwandfrei umgesetzt wurde.

Mit scheußlichem Schnauzbart und einer Mimik und Gestik, die sowohl die Panik als auch die Skrupellosigkeit seiner Rolle vermitteln, ist Kevin Bacon wahrlich eine Wucht. Dennoch können neben ihm auch die vielversprechenden, bisher weitgehend unbekannten Jungmimen James Freedson-Jackson und Hays Wellford einen tiefen Eindruck hinterlassen. Wenn Travis etwa auf Harrisons Frage, was sie tun sollen, falls jemand sie in dem Polizeiauto sieht, mit völliger Selbstverständlichkeit antwortet „We’ll just tell ‚em we’re cops“ oder wenn die beiden ohne jede Spur von Besonnenheit die Gerätschaften im Wagen des Sheriffs in Augenschein nehmen, mutet die Naivität der juvenilen Ausreißer niemals albern-unglaubwürdig, sondern stets authentisch an. Überdies werden die Gegensätze zwischen dem ungestümen Travis und dem ruhigeren Harrison schön herausgearbeitet. Während Shea Whigham (Boardwalk Empire) in seinem Nebenpart ebenfalls zur Höchstform auflaufen darf, wird das Talent von Camryn Manheim (Happiness) leider gänzlich vergeudet: Ihre Figur ist der Kollateralschaden in diesem überwiegend überzeugenden filmischen Road-Trip.

Cop Car

„Cop Car“ von Jon Watts ist ein Film, der in erster Linie auf Reduktion setzt: Eine geringe Anzahl von Figuren agiert in einer Handlung, in der es kaum Hintergrundinformationen und nur wenige Plot Points gibt; die Gestaltung ist schnörkellos und das Spiel des jungen Hauptdarsteller-Duos wirkt natürlich.
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