Can a Song Save Your Life? (2013)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Sag mir, was du hörst, und ich sag dir, wer du bist

Der frühere Bassist und Sänger der irischen Band The Frames, John Carney, hat schon im Jahr 2006 mit seinem wunderschönen Film Once, in dem Musik eine so wichtige Rolle gespielt hat, gezeigt, was er drauf hat. Er hat seine Leidenschaft für die Musik, die er als Business hinter sich gelassen hat, in einem anderen Medium revitalisiert.

Gretta (Keira Knightley) möchte New York schon wieder verlassen, als sie erfahren hat, dass ihr Freund, der sich gerade im Aufwind befindliche Rockstar Dave Kohl (Adam Levine), sie betrogen hat. Es ist fast ein Abschied, als sie auf Drängen ihres Kumpels Steve einen ihrer Songs in einer Bar zum Besten gibt. Er ist roh und unscheinbar, da er nur mit Gitarre begleitet wird, aber der heruntergekommene Produzent Dan (Mark Ruffalo) erkennt darin etwas. Er will mit ihr ein Album produzieren, ohne großes Brimborium, echt und authentisch. Dafür benötigen sie nicht mal ein Studio, denn gespielt wird direkt auf den Straßen New Yorks.

Was nach einem gängigen Musikfilm klingt, wird in John Carneys fähigen Händen zu weit mehr. Er spielt mit der Struktur, indem er zuerst Dans, dann Grettas Geschichte erzählt, bis zu dem Punkt, mit dem der Film eigentlich beginnt: Grettas Auftritt in der kleinen Bar. Wo geringere Filme eine Romanze zwischen Gretta und Dan heraufbeschwören würden, verweigert sich Carney dieser klischierten Konvention. In seinem Film sind Gretta und Dan füreinander genau das, was sie in diesem Moment ihres Lebens brauchen. Sie haben beide einen Endpunkt erreicht, an dem das Potenzial besteht, dass sich ihr Leben in zweierlei Richtung entwickelt.

Es gibt Momente, da könnte man meinen, Can a Song Save Your Life? würde ins Territorium der Romanze überschwenken, aber das auch nur, weil Carney mit der Erwartung des Publikums spielt. Er findet für seine beiden Figuren Momente, die – so Dan – Perlen sind, die mit fortschreitendem Alter immer seltener werden. Banale Ereignisse, die nicht zuletzt wegen Musik mit Bedeutung aufgeladen werden und sich so ins Gedächtnis einbrennen, sowohl bei den Protagonisten, als auch bei den Zuschauern.

Aber natürlich geht es in dem Film auch um die Frage nach der Liebe. Immerhin haben sowohl Gretta als auch Dan mit Trennungen zu kämpfen, auch wenn ihrer beider Umstände gänzlich anders sind. Es ist jedoch erfrischend, sie als dynamisches Paar zu sehen, ohne dass aus platonischer Freundschaft mehr wird. Stattdessen gebärdet sich der Film, wie zuvor schon Once, höchst inspirierend, weil er mit Enthusiasmus und Feuereifer vorführt, dass man Träume niemals aufgeben darf, und schon gar nicht, indem man Kompromisse eingeht, was ihre Verwirklichung betrifft.

Carney hat nicht nur seine Geschichte, sondern auch seine Schauspieler im Griff. Er holt aus dem Maroon-5-Sänger Adam Levine eine brauchbare Darstellung heraus und lässt Keira Knightley mit Tomboy-Charme und schöner Singstimme das Publikum für sich gewinnen. Kaum jemand hätte wohl gewagt, Knightley eine derartige Rolle zu geben. Sie nimmt sie dankbar an und zeigt eine Seite, die in vielen ihrer anderen Filme verborgen geblieben ist.

Der Soundtrack von Can a Song Save Your Life? ist Klasse. Die von Gregg Alexander, Mitglied der Band The New Radicals, geschriebenen Songs sind nicht Folk, wie bei Once, sondern eher Pop-Balladen, die nicht nur gut ins Ohr gehen, sondern Texte besitzen, die emotional aufgeladen sind. Wenn es in diesem Jahr einen Soundtrack gibt, den man rauf und runter hören kann und will, dann ist es sicherlich dieser hier.

Kann ein Song wirklich ein Leben retten? Vielleicht nicht, vielleicht ist das zu naiv gedacht, aber dieser Film lässt einen glauben, dass es möglich ist.
 

Can a Song Save Your Life? (2013)

Der frühere Bassist und Sänger der irischen Band The Frames, John Carney, hat schon im Jahr 2006 mit seinem wunderschönen Film „Once“, in dem Musik eine so wichtige Rolle gespielt hat, gezeigt, was er drauf hat. Er hat seine Leidenschaft für die Musik, die er als Business hinter sich gelassen hat, in einem anderen Medium revitalisiert.

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