Berühre nicht die weiße Frau

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Little Big Horn in der Baugrube

Die Schlacht am Little Big Horn im Jahre 1876 ist vor allem deshalb in die Geschichtsbücher eingegangen, weil dies eine der wenigen Gelegenheiten war, bei denen die Ureinwohner Amerikas, die Indianer, in einer Auseinandersetzung gegen die US-Armee die Oberhand behalten sollten. Die vernichtende Niederlage des 7. US-Kavallerieregiments, so sehen es Historiker heute, ist vor allem dem Größenwahn von General George A. Custer zuzuschreiben, der die Truppenstärke der Indianer völlig falsch einschätzte.
Die Schlacht und ihre Helden wie Verlierer wurde unzählige Male verfilmt; Little Big Man, die wohl bekannteste Bearbeitung des Stoffs stammt aus dem Jahre 1970 und wurde von Arthur Penn inszeniert. Ganz anders als die übrigen Filme hatte sich vier Jahre später der italienische Filmemacher Marco Ferreri mit Berühre nicht die weiße Frau / Touche pas à la femme blanche! den historischen Ereignissen genähert — ohne Pathos, sondern im Gewand einer durchgedrehten Groteske, die vor allem von ihrer exquisiten Besetzung lebt – neben Marcello Mastroianni, Catherine Deneuve und Michel Piccoli wirken unter anderem Ugo Tognazzi und Philippe Noiret mit.

General Custer (Marcello Mastroianni), der sich in unzähligen Schlachten mit Indianern einen legendären Ruf erworben hat, wird von General Terry (Philippe Noiret) ermächtigt, die letzten Indianer auszurotten, da das Siedlungsland für den Ausbau einer Eisenbahnstrecke dringend benötigt wird. Doch Custer hat nicht mit dem Widerstand der Indianer gerechnet, die Sitting Bull um sich zu scharen weiß. Bei Little Big Horn kommt es schließlich zur Konfrontation – mit bekanntem Ausgang, bei dem auch eine Frau (Catherine Deneuve) eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt….

Berühre nicht die weiße Frau / Touche pas à la femme blanche! wurde in einer Pariser Baugrube gedreht, und Marco Ferreri (Das große Fressen) versucht diese Tatsache gar nicht erst zu verbergen. Der Ort, an dem einst die Pariser Markthallen Les Halles standen, war übrigens auch Schauplatz des Films Der Mieter / Le Locataire von Roman Polanski. Herausgekommen ist so eine mitunter belustigende, oft aber auch entsetzlich platte Farce, die sich für die historischen Fakten nur recht wenig interessiert, sondern immer wieder die Konfrontation von Pariser Alltagsleben und inszenierter Filmwirklichkeit sucht und gegeneinander auszuspielen versucht. Zwar sind durchaus Ansätze einer Aufarbeitung vorhanden und auch manche Spitze auf die zeitgenössische Politik darf nicht fehlen, insgesamt aber wirkt der Film recht unausgegoren und wie ein riesiger Klamauk, was die Dreharbeiten allem Anschein nach auch gewesen sein dürften.

Berühre nicht die weiße Frau

Die Schlacht am Little Big Horn im Jahre 1876 ist vor allem deshalb in die Geschichtsbücher eingegangen, weil dies eine der wenigen Gelegenheiten war, bei denen die Indianer in einer Auseinandersetzung gegen die US-Armee die Oberhand behalten sollten.
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