BB King: The Life of Riley

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Vom Grandmaster des Blues

Blues-Musik, so betonen Stars wie Carlos Santana am Anfang des Films „BB King: The Life of Riley“, entstehe aus dem Gefühl des Leidens, aus Schmerz und Angst. Dazu passt die „life story of survival“, die Regisseur Jon Brewer in seiner Dokumentation über den Grandmaster des Blues BB King erzählt.
Geboren am 25. September 1925 in Itta Bena, Mississippi, trennen sich die Eltern von Riley King als er vier Jahre alt ist. Seine Mutter stirbt wenige Jahre später. Seine Kindheit und Jugend war geprägt von Armut, Einsamkeit und alltäglichem Rassismus. Mit sieben Jahren arbeitete er als Baumwollpflücker, er lebte bei verschiedenen Verwandten und sah eines Tages, wie der Ku Klux Klan einen jungen Schwarzen gelyncht hat. Dieses Bild hat er nach eigener Aussage niemals vergessen. BB Kings Herkunft und die Ursprünge seines Blues drückt Jon Brewer mit Bildern des Mississippi-Deltas aus, jener Region, der BB Kings Herz gehört und aus der die Seele seiner Musik stammt. Durch eine bewusste Rahmensetzung und Farbfilter wird hier zudem ein Retro-Charme evoziert, der sich insbesondere auch in den nachgespielten Szenen aus BB Kings Kindheit und Jugend wiederfindet. Dadurch entsteht ein verklärter Eindruck dieser Zeit, doch zugleich wird die Einsamkeit und Verlorenheit deutlich, die er damals empfunden haben muss.

Als junger Mann ging Riley King schließlich nach Memphis und im zweiten Anlauf begann hier seine Karriere. Im April 1949 begann er als DJ bei WDIA, der ersten schwarzen Radiostation der USA. Sein Spitzname dort war Blues Boy, so dass aus ihm kurz BB wurde. Es folgten erste Plattenaufnahmen und mit „3 O’Clock Blues“ der erste Hit. Seither hat er eine beeindruckende Karriere hingelegt, zu der mit „Live at the Regal“ und „The Thrill Is Gone“ zwei legendäre Platten gehören, die ihn auch dem weißen Publikum näher brachten. In der Folge trat BB King bei Rockfestivals auf, spielte bei der US-Tournee der Rolling Stones, nahm einen Song mit U2 auf und ging zuletzt 2009 auf Tour durch Europa. Er ist Mitglied der Blues Hall of Fame, der Rock & Roll Hall of Fame, erhielt die Ehrung des Kennedy Centers, es gibt einen BB King Tag in Mississippi und er hat für Präsident Obama gespielt.

Es ist fraglos eine beeindruckende Karriere, der mit dieser Dokumentation ein Denkmal gesetzt wird. Über zwei Jahre hat Jon Brewer BB King begleitet, mit zahllosen Wegbegleitern und Musikern gesprochen, so dass er über 250 Stunden Material hatte. Für seine knapp zweistündige Dokumentation hat er es chronologisch geordnet, allerdings entstehen dadurch gerade am Anfang des Films deutliche Längen. Es kommen schlichtweg zu viele Verwandte zweiten oder dritten Grades zu Wort, so dass sich beinahe die Hälfte des Films um BB Kings Kindheit und Jugend dreht. Doch die Ausführungen sind redundant und haben keinen Mehrwert, zumal es Jon Brewer nicht gelingt, dem Menschen BB King auf diese Weise näher zu kommen. Das muss er auch nicht – aber dann hätte er sein Material stärker auf den Bluesmusiker und BB Kings beeindruckende Stellung in der Musikgeschichte reduzieren sollen. Stattdessen wiederholen sich die Aussagen, dass er 365 Tage auf Tour ist, und ein Familienleben daher kaum möglich ist. Welche Wirkung eine sorgfältigere Selektion des Materials und ein schnellerer Schnitt gehabt hätte, zeigt bereits eine überzeugende Montage, in der von Buddy Guy und Eric Clapton über Bonnie Raitt bis hin zu Carlos Santana zahllose (Blues-)Musiker betonen, sie würden BB Kings Gitarrenspiel an „one note“ erkennen. In einer kurzen Sequenz wird BB Kings Einfluss auf die Musik(geschichte) und die Achtung spürbar, die ihm entgegengebracht wird.

Trotz des langsamen Starts und der vielen Wiederholungen verleiht BB King: The Life of Riley dem Stellenwert BB Kings Ausdruck. Mit einem grandiosen Soundtrack und gutem Archivmaterial ist diese Dokumentation zugleich eine Einführung in sein Wirken, die nicht nur, aber vor allem Blues-Fans schätzen werden.

BB King: The Life of Riley

Blues-Musik, so betonen Stars wie Carlos Santana am Anfang des Films „BB King: The Life of Riley“, entstehe aus dem Gefühl des Leidens, aus Schmerz und Angst. Dazu passt die „life story of survival“, die Regisseur Jon Brewer in seiner Dokumentation über den Grandmaster des Blues BB King erzählt.
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