Austenland

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Stolz und Vorurteil im Themenpark

Es ist wohl der ultimative Traum eines jeden Nerds, und dabei ist es ganz egal, ob die Obsession nun irgendeine SF-Show oder Jane Austen ist. So zu leben wie die Figuren, die man lieb gewonnen hat und ihnen dadurch nahe zu sein, ist der ultimative Kick. In der Romanverfilmung Austenland wird daraus – natürlich – eine fast konventionelle RomCom.
Jane Hayes (Keri Russell) ist ein wahnsinniger Fan von Jane Austens Romanen und hat als Mittdreißigerin noch immer nicht den Mann fürs Leben gefunden. Da will sie sich wenigstens einen Traum erfüllen und wie Austens Heldinnen leben – in Austenland. Das ist eine Art Vergnügungspark, wo man für viel Geld wie im 18. Jahrhundert leben kann und dank angeheuerter Schauspieler auch eine Romanze erlebt. Aber weit mehr als die Schauspieler interessiert Jane der Stallbursche Martin (Bret McKenzie).

Seinen Reiz bezieht Austenland aus dem Umstand, dass die Figuren zwar in klassischen Kostümen herumlaufen, sich aber sehr modern benehmen. Und wenn sie ihre Rollen spielen, dann ist immer noch der musikalische Kontrast gegeben, da Jerusha Hess ihren Film mit bekannten Popsongs unterlegt hat. In erster Linie ist es das, was den Film aus dem Genre hervorhebt, denn ansonsten ist eine handelsübliche Schmonzette geboten, bei der die Hauptfigur nach Irrungen und Wirrungen doch noch den Mann fürs Leben findet, auch wenn er nicht Hugh Darcy ist.

Bisweilen erstickt der Film etwas am Pomp des Austenlands. Der Humor ist eher subtiler Art, Kenner von Austens Werken werden des Öfteren schmunzeln müssen, der Unkundige muss jedoch mit dem zurechtkommen, was auch ohne Kontext der Romane auf der Leinwand geboten ist. So kann man nicht umhin, zu bemerken, dass der Geschichte auch eine gewisse Traurigkeit anhängt. Oder besser: eine Armseligkeit. Denn wie sich die Hauptfigur Jane in ihre Austen-Träumereien flüchtet, hat schon etwas Bedenkliches. Eskapismus ist schön und gut, wenn darüber jedoch die Realität aus den Augen verloren wird, wird aus einem Fan schnell eine Besessene. Derlei Gedanken ergeben sich im Verlauf des Films immer wieder, auch wenn es die unbeschwert leichte Erzählart immer wieder schafft, allzu tiefgehendes Sinnieren zu überdecken.

Austenland ist lockere Unterhaltung, eine nur durch die Idee des Settings originelle RomCom, die in erster Linie Frauen und Fans von Jane Austen ansprechen wird. Aber das ist im Grunde ja ein- und dasselbe.

Austenland

Es ist wohl der ultimative Traum eines jeden Nerds, und dabei ist es ganz egal, ob die Obsession nun irgendeine SF-Show oder Jane Austen ist. So zu leben wie die Figuren, die man lieb gewonnen hat und ihnen dadurch nahe zu sein, ist der ultimative Kick. In der Romanverfilmung „Austenland“ wird daraus – natürlich – eine fast konventionelle RomCom.
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Meinungen

Alex · 09.06.2015

"... die in erster Linie Frauen und Fans von Jane Austen ansprechen wird. Aber das ist im Grunde ja ein- und dasselbe." Wow, knallhart. Warum haben Sie sich als Frauenfeind überhaupt diesen Film gegeben?

@Thomas Vorwerk · 11.10.2013

Nur wird es eben exakt so im Film dargestellt. Darf das dann nicht gesagt werden?

Thomas Vorwerk · 11.10.2013

"hat als Mittdreißigerin noch immer nicht den Mann fürs Leben gefunden" < ganz ganz GANZ schlimmer Satz!