Alles unter Kontrolle

Eine Filmkritik von Falk Straub

Oberflächliche Abschiebe-Komödie

Regisseur Philippe de Chauveron nimmt sich nach Monsieur Claude und seine Töchter erneut komödiantisch eines Themas mit sozialer Sprengkraft an. In Alles unter Kontrolle blödeln sich Ary Abittan und Medi Sadoun als Polizist und Abschiebehäftling von Paris über Malta und Lampedusa zurück in die französische Hauptstadt.
José (Ary Abittan) und sein Kollege Guy (Cyril Lecomte) hören gar nicht mehr hin. Jedes Mal, wenn die beiden Polizisten einen Häftling in dessen Heimatland abschieben, tischt der ihnen die gleiche Geschichte auf. Auch Massoud Karzaoui (Medi Sadoun) behauptet auf dem Weg über die Flughafenflure, durch die Gangway, ja selbst noch auf seinem Sitz steif und fest, gar kein Afghane, sondern Algerier zu sein. Akim Ait-Boulfouz heiße er eigentlich. Das alles sei eine böse Verwechslung. José schluckt das schon lange nicht mehr, zumal es sein letzter Einsatz als Grenzpolizist ist. Nachdem er Karzaoui in Kabul abgeliefert hat, soll er eine neue Stelle in einer Elitetruppe antreten. Immerhin liegt seine Erfolgsquote bei 100 Prozent. Nach einer ungeplanten Zwischenlandung auf Malta gerät dem Vorzeigepolizisten die Situation aber unerwartet außer Kontrolle. Denn Karzaoui ist mit allen Wassern gewaschen.

Für seine jüngste Komödie hat sich Regisseur Philippe de Chauveron mit Ary Abbitan und Medi Sadoun zwei alte Bekannte mit ins Boot geholt. Das hätte er besser auch hinter der Kamera beim Drehbuchschreiben getan. Abbitan und Sadoun, die in Monsieur Claude und seine Töchter die Schwiegersöhne David und Rachid spielten, kämpfen sichtlich mit de Chauverons Geschichte, die ihnen kaum Tiefgang, dafür jede Menge platte Gags anbietet. Statt auf Dialogwitz setzt der Regisseur auf Slapstick und Körperflüssigkeiten. Doch weder das eine noch die Ausscheidung der anderen ist gut exekutiert. Mehr als zwei verschiedene Gesichtsausdrücke scheint die Vorlage den Hauptdarstellern nicht zu entlocken. Vor allem Medi Sadoun neigt zum Grimassieren und die Komparsen – vom Piloten über den Flugbegleiter bis zum Rosenverkäufer –, die nicht mehr als klischierte Abziehbilder abgeben, sollen wohl gar nicht anders.

Nach mehr als 20 Jahren im Geschäft macht Philippe de Chauveron freilich auch vieles richtig. Sein schwungvoller Auftakt, der in nur wenigen Minuten die beiden Hauptfiguren ebenso elegant wie knapp ein- und zusammenführt, stünde etwa manch schwerfälliger deutscher Komödie gut zu Gesicht. Danach steuert de Chauveron aber mit Volldampf in allzu routinierte Gewässer. Dem Motiv des zusammengeschweißten Pärchens wider Willen gewinnt er schlicht zu wenig neue Seiten ab. Die tagespolitische Ausgangslage allein trägt die vollen eineinhalb Stunden nicht, auch weil sich de Chauveron mit seinen Figuren zu wenig traut. Sein Polizist José, der im Gegensatz zu seinem Kollegen Guy schon privat kein Wässerchen trüben kann, ist im Grunde viel zu nett, kein Rassist wie noch Christian Claviers Monsieur Claude, um einen ordentlichen Gegenpol zu Karzaoui zu bilden. Josés Läuterung durch Rollentausch ist dementsprechend nicht nur früh vorhersehbar, sondern ziemlich kraftlos, wie Alles unter Kontrolle angesichts des ernsten politischen Themas insgesamt viel zu lau und oberflächlich geraten ist.

Alles unter Kontrolle

Regisseur Philippe de Chauveron nimmt sich nach „Monsieur Claude und seine Töchter“ erneut komödiantisch eines Themas mit sozialer Sprengkraft an. In „Alles unter Kontrolle“ blödeln sich Ary Abittan und Medi Sadoun als Polizist und Abschiebehäftling von Paris über Malta und Lampedusa zurück in die französische Hauptstadt.
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Meinungen

Sascha · 24.04.2017

Die Kritik von Falk Straub trifft´s gut. Hatte mehr vom "Monsieur Claude-Team" erwartet. Kann man sich ansehen, wer´s nicht tut, verpasst aber nichts.