All You Need Is Klaus

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Der wahre fünfte Beatle – ein Popmärchen

Es gibt so viele Menschen, die als „fünfter Beatle“ bezeichnet werden, dass allein diese mindestens eine eigene Band gründen könnten, wenn nicht gar zwei. Dabei ist die Sache mit dem fünften Beatle eigentlich ganz einfach: Der Mann ist Deutscher, stammt aus Berlin und hört auf den Namen Klaus Voormann. Wem dieser Namen nichts sagt, der bekommt durch Jörg Bundschuhs All You Need Is Klaus die Gelegenheit, diesen Mann kennenzulernen und durch ihn eine faszinierende Zeitreise in die Popgeschichte zu unternehmen. Denn selbst wenn Klaus Voormann nie im ganz großen Rampenlicht stand, sein Bekanntheitsgrad innerhalb des Musikszene und seine Strahlkraft und Bedeutung sind enorm.
Zum ersten Mal begegnet waren sich Voormann und die Beatles im Jahre 1960, als die Band – damals noch völlig unbekannt – einige Zeit in Hamburg lebte und dort Konzerte im Kaiserkeller gaben. Man freundete sich an und gemeinsam mit Voormanns damaliger Freundin Astrid Kirchherr wurde der typische Look der Beatles inklusive des Pilzkopfes kreiert, der zum Markenzeichen der Band werden sollte. Als es die Beatles zurück nach Großbritannien zog, hielt es Voormann nicht mehr lange in Hamburg aus, sondern siedelte ebenfalls über den Ärmelkanal, wo er zeitweise mit den mittlerweile berühmten Beatles in einer WG lebte und selbst in verschiedenen Bands spielte.

Da Voormann niemals ausschließlich Musiker war, sondern zudem ein begnadeter Grafiker und Illustrator, begann er – ebenfalls durch einen Impuls der Beatles, deren Cover zu dem Album Revolver er entwarf – Plattenhüllen zu gestalten. Mehr als hundert zum Teil wirklich bedeutende Cover gehen heute auf sein Konto.

Es folgten Auftritte mit Manfred Mann und der Plastic Ono Band, bei deren erstem Konzert er am Bass stand, Zusammenarbeiten mit Carly Simon (das berühmte Bass-Intro zu „You’re so vain“ stammt von ihm), Randy Newman, Lou Reed, Harry Nilsson, B. B. King und vielen anderen mehr, sowie irgendwann im Lauf der Jahre der Umzug nach Los Angeles. Später kehrte Voormann dann nach Deutschland zurück, wurde dann gar zum Produzent (u.a. von Trio) und arbeitete weiter unermüdlich als Plattencover-Designer. Heute lebt er in der Nähe von München und ist nach wie vor bestens vernetzt mit all den ehemaligen Weggefährten, deren Namen einen beinahe schon in Ehrfurcht erstarren lassen.

Eigentlich ist der Film gelebtes Namedropping. Bei der Session zu dem Album Klaus Voormann & Friends – A Sideman’s Story, das Bundschuh begleitet, geben sich berühmte Studiomusiker wie Jim Keltner und Ikonen der Popgeschichte wie Ringo Starr und Van Dyke Parks die Klinke förmlich in die Hand. Später sieht man Twiggy, hört, fasziniert zu, wie Carly Simon oder Randy Newman über Klaus Voormann sprechen, erfährt von George Harrissons Witwe von der tiefen Freundschaft ihres verstorbenen Mannes zu dem Porträtierten – eine Reihe, die sich noch ewig fortsetzen ließe. Weil Klaus Voormann dabei aber stets bescheiden geblieben ist und reflektiert, weil er sich in diesem Film über sein bewegtes Leben sehr offen gibt und weil Jörg Bundschuh über ein sicheres Gespür für den richtigen Ton findet, wirkt dieser Aufmarsch an Promis niemals unangenehm berührend, sondern bleibt stets ebenso diskret und feinfühlig wie Klaus Voormann selbst.

All You Need Is Klaus ist ein spannender, leichtfüßig-eleganter Dokumentarfilm, der vor allem Fans der Beatles und der Popmusik der Sechziger und Siebziger ansprechen dürfte und der das Porträt eines überaus sympathischen Mannes zeichnet, der fast immer mit dabei war, wenn in dieser Zeit Popgeschichte geschrieben wurde. Würde man es nicht aus den zahlreichen berufenen Stimmen hören und es nicht mit eigenen Augen sehen, dann könnte man Klaus Voormanns Story beinahe für ein Märchen halten: „Von einem der auszog, um die Popgeschichte zu erobern.“

All You Need Is Klaus

Es gibt so viele Menschen, die als „fünfter Beatle“ bezeichnet werden, dass allein diese mindestens eine eigene Band gründen könnten, wenn nicht gar zwei. Dabei ist die Sache mit dem fünften Beatle eigentlich ganz einfach: Der Mann ist Deutscher, stammt aus Berlin und hört auf den Namen Klaus Voormann.
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