52 Tuesdays (2013)

Mit Mut zum Experiment

Für ihr Spielfilmdebüt folgte Dokumentarregisseurin Sophie Hyde (Tanja – Live in Movement“) auch organisatorisch der Versuchsanordnung ihrer Ausgangssituation. Da der Plot um die Geschlechtsumwandlung einer Mutter und ihre Beziehung zur 16-jährigen Tochter jeweils dienstags spielt, drehte Hyde ein Jahr lang ebenfalls nur an diesem Tag. Für ihr elliptisch aufgebautes Coming-of-Age-Drama verzichtete die australische Regisseurin auf eine geschlossene Erzählstruktur und einen stringenten Aufbau. Häufig greift Hyde dabei Motive auf, die später keinen Abschluss finden, oder sie bricht Szenen beiläufig wieder ab.

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Im Fokus stehen die 16-jährige Billie (Tilda Cobham-Hervey) und ihre geschiedene Mutter Jane (Del Herbert-Jane), die sich einer Geschlechtstransformation unterziehen will. Daher fordert sie das Mädchen auf, von zuhause auszuziehen und künftig bei Vater Tom (Beau Travis Williams) zu leben. Einzig dienstags nach der Schule soll Billie noch Zeit mit der Mutter verbringen, die sich nun James nennt. Während es der Jugendlichen zunächst schwer fällt, diese Entscheidung zu akzeptieren, begegnet sie den Studenten Josh (Sam Althuizen) und Jasmine (Imogen Archer). Sie überredet das Pärchen zu immer neuen Experimenten und Herausforderungen, um die eigene Sexualität auszuloten.

In ihrer Reaktion auf die wichtige Entscheidung ihrer Mutter reagiert Billie nach erster Verstörung verständnisvoll und mit Humor. Im Zusammensein mit Jane/James schneidet sie das Genderthema eher leichtfüßig und unaufgeregt an. Bei ihren sexuellen Spielen mit den beiden älteren Mitschülern, die sie per Videokamera aufzeichnet, offenbart sich jedoch, dass die Geschlechtsumwandlung durchaus Auswirkungen auf die Psyche des jungen Mädchens hat. Dies reizt Billie dazu, Grenzen zu überschreiten und die eigene Konfusion in neue Bahnen zu lenken. Vor der Kamera gibt sie zu, dass ihre Abgeklärtheit und Reife nur Schutzfunktionen sind. Ohne Blessuren kann dies für das pubertierende Mädchen mit den zwei Vätern auf Dauer nicht abgehen.

Sophie Hyde verbindet unterschiedliche narrative Elemente wie Billies direkte Ansprache in die Kamera oder Janes Dokumentation zur Transformation ihres Körpers vor der anstehenden Brustoperation. In dieser Phase aus Distanz und Nähe durchleben beide einschneidende Veränderungen. Dokumentarische Sequenzen und improvisierte Elemente verbinden sich zum Stil eines Cinema Verité.

Das Konzept bewirkt allerdings, dass das Werk nicht ganz frei ist von retardierenden Momenten. Doch die glaubwürdigen Akteure, die zumeist erstmals vor der Kamera standen, verhindern ein Abgleiten ins allzu Beiläufige. Besonders die burschikose Tilda Cobham-Hervey vermittelt ein realistisches Porträt eines Mädchens auf der Suche nach Halt und Zuneigung.

Daneben schneidet Hyde Themen wie Verlust, Entscheidungsfindung und Rollenmodelle an. Mit ihrer offenen Struktur macht sie es weder ihren Charakteren noch dem Zuschauer einfach. Als Diskussionsgrundlage für Genderfragen und ihre Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft stellt 52 Tuesdays jedoch einen wichtigen Beitrag dar. Belohnt wurde die mutige Erzählform mit dem Regiepreis auf dem Sundance Festival, dem „Gläsernen Bären“ der Generation 14plus auf der Berlinale sowie dem Preis der „Exground Youth Days“ (Wiesbaden), wobei man den Jurys ein Faible für experimentelles Erzählen attestieren darf.

(Gregor Ries)

(Anmerkung der Redaktion: Salzgeber bringt den Film im Februar 2015 im Rahmen der L-Filmnacht in die deutschen Kinos)

52 Tuesdays (2013)

Für ihr Spielfilmdebüt folgte Dokumentarregisseurin Sophie Hyde („Tanja – Live in Movement“) auch organisatorisch der Versuchsanordnung ihrer Ausgangssituation. Da der Plot um die Geschlechtsumwandlung einer Mutter und ihre Beziehung zur 16-jährigen Tochter jeweils dienstags spielt, drehte Hyde ein Jahr lang ebenfalls nur an diesem Tag. Für ihr elliptisch aufgebautes Coming-of-Age-Drama verzichtete die australische Regisseurin auf eine geschlossene Erzählstruktur und einen stringenten Aufbau.

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