2 automnes 3 hivers – 2 Herbste 3 Winter

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Apatow-Humor trifft auf den Wagemut der Nouvelle Vague

2 automnes 3 hivers – 2 Herbste 3 Winter von Sébastien Betbeder ist ein Film über die Wechselfälle des Lebens – über Liebe, Freundschaft sowie ein bisschen auch über die Lichtspielkunst (beziehungsweise deren Einfluss auf die Wahrnehmung der Welt). Außerdem ist dieses Werk eine reizvolle Verschmelzung. Denn während es dramaturgisch an den eigenwilligen Mix aus Albernheit und Melancholie einer Judd-Apatow-Kreation erinnert (insbesondere an Wie das Leben so spielt mit Adam Sandler, Seth Rogen und Leslie Mann, auf den in Betbeders Erzählung an einer Stelle direkt verwiesen wird), steht die Inszenierung in der Tradition der Nouvelle Vague. Zwischen dem tragikomischen Apatow’schen Mäandern und einer Jean-Luc-Godard-würdigen Lust am Experimentellen findet 2 automnes 3 hivers einen überzeugenden Weg – zu etwas Eigenem, ganz und gar Anrührendem, Witzigem und Schönem.
Zu Beginn ist Arman (Vincent Macaigne) ein 33-jähriger Junggeselle, der nach dem Besuch der Kunsthochschule eher uninteressanten Jobs in Paris nachgeht und das Gefühl hat, dass „etwas passieren“ muss. Und so kommt es dann auch: Beim Joggen im Park stößt Arman mit der Kunstgeschichtsstudentin Amélie (Maud Wyler) zusammen; einige Tage später begegnet er der 27-Jährigen in einer gefährlichen Situation wieder, aus welcher er eine Verletzung, vor allem aber die Zuneigung Amélies davonträgt. Armans Freund Benjamin (Bastien Bouillon) erleidet indes einen Schlaganfall – und verliebt sich im Verlauf seiner Genesung in die Logopädin Katia (Audrey Bastien). Über einen Zeitraum von zwei Herbsten und drei Wintern kommt es zu diversen Zusammenkünften sowie einem Oszillieren zwischen Glück und Frustration.

Die Handlung von 2 automnes 3 hivers ist in viele (Mini-)Kapitel unterteilt, die oft recht lustige Titel haben (zum Beispiel „Sarkozy existiert nicht“ oder – ganz wunderbar – „Nach den Tränen, der Salamander“). Nicht selten würden diese einzelnen Kapitel auch als eigenständige Short Movies funktionieren. Neben ein paar einmontierten Ausschnitten aus anderen Filmen werden dem Zuschauer hier interviewartige Passagen sowie die Darstellung einer Vision und einer telepathischen Kommunikation (jeweils nach einer Nahtoderfahrung) präsentiert – wobei mit einem Minimum an Mitteln ein Maximum an Charme erzielt wird. Häufig sprechen die Figuren direkt in die Kamera und zerstören dadurch immer wieder (natürlich mit Hochgenuss) die filmische Illusion. Einige entscheidende Momente des Plots werden nicht ins Bild gesetzt, sondern recht unaufgeregt von den Beteiligten geschildert.

Die Zeitsprünge in der Geschichte erzeugen eine gewisse Unvorhersehbarkeit des Geschehens; der Auteur Betbeder konfrontiert seine Figuren mit allerlei Komplikationen, beobachtet sie dabei aber stets voller Sympathie. Neben der Spiellaune des Mimen-Quartetts muss der gelungene Musikeinsatz erwähnt werden: Man möchte nach Ende des Abspanns prompt zur Best-of-Platte von Michel Delpech greifen. 2 automnes 3 hivers hat Witz und Klasse – und verfügt ohne Frage über das Potenzial, für mindestens zwei Herbste und drei Winter Einzug in die Herzen aller Cineasten zu halten.

2 automnes 3 hivers – 2 Herbste 3 Winter

„2 automnes 3 hivers – 2 Herbste 3 Winter“ von Sébastien Betbeder ist ein Film über die Wechselfälle des Lebens – über Liebe, Freundschaft sowie ein bisschen auch über die Lichtspielkunst (beziehungsweise deren Einfluss auf die Wahrnehmung der Welt). Außerdem ist dieses Werk eine reizvolle Verschmelzung.
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