Putty Hill

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Leben und Sterben in Baltimore

Die Hauptfigur des Films ist abwesend, aber dennoch die ganze Zeit präsent. Es geht um den jungen Cory, der mit Mitte 20 an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Am Vortag seiner Beerdigung in Baltimore erzählen seine Freunde und seine Familie in quasidokumentarischen Interviews, wie unterschiedlich sie das Ereignis betrifft. So entsteht nicht nur ein Porträt von Cory selbst, sondern auch eine interessante Milieustudie über das Leben am Rande einer amerikanischen Großstadt. Armut, Freizeitgestaltung und Gewalt spielen ebenso eine Rolle wie zerplatzte Lebensträume und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Putty Hill ist nach Hamilton der zweite abendfüllende Film von Matt Porterfield, der selbst in einem Vorort von Baltimore aufgewachsen und mit dem Leben dort mehr als vertraut ist. Sein Stil changiert fortwährend zwischen Fiktion und Realität, wobei er als Regisseur, der die Figuren interviewt, selbst eine zentrale Rolle spielt. Er mischt sich unter die Arbeiterklasse, besucht seine Figuren in ihren einfachen, ärmlichen Häusern, in den Wäldern beim Gotcha oder beim Arbeiten im Tattoo-Studio. Er filmt sie in ihrem Umfeld beim Streiten, Trinken, Rauchen, Abhängen.

Wer abseits vom sogenannten Hollywood-Independentkino einmal richtiges unabhängiges Filmschaffen aus den USA sehen möchte, ist in Putty Hill bestens aufgehoben. Porterfield hat dafür mit Laiendarstellern gearbeitet, denen er viel Raum für Improvisationen gegeben hat. Die Antworten auf die Fragen konnten sie sich weitestgehend selbst ausdenken. So erzählen sie unterschiedliche Geschichten aus ihrem Alltagsleben, das verbindende Element bleibt Cory. Sein Lebenslauf war vom Drehbuch vorgegeben.

Putty Hill beginnt und endet mit dem leeren Zimmer, in dem Cory gelebt oder besser gesagt gehaust hat. Mehr als eine Matratze, eine paar alte Zeitungen und Flaschen sind nicht zu sehen. Es muss einsam für ihn gewesen sein. Geflüchtet hat er sich in eine Welt, die kein Ausweg war. Und das ist das Schmerzliche daran.

Putty Hill

Die Hauptfigur des Films ist abwesend, aber dennoch die ganze Zeit präsent. Es geht um den jungen Cory, der mit Mitte 20 an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Am Vortag seiner Beerdigung in Baltimore erzählen seine Freunde und seine Familie in quasidokumentarischen Interviews, wie unterschiedlich sie das Ereignis betrifft.
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