Traffic – Macht des Kartells (2000)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Drogenhandel global

Drei Geschichten, ein Thema: Mit dieser nur scheinbar einfachen Formel erzählt Steven Soderbergh in seinem Meisterwerk „Traffic – Macht des Kartells“ von den komplexen Verstrickungen des weltweiten Drogenhandels und von den Auswirkungen auf den Einzelnen. Da sind zunächst einmal die beiden mexikanischen Polizisten Javier Rodriguez Rodriguez (Benicio Del Toro) und Manolo Sanchez (Jacob Vargas), die als Drogenfahnder in Tijuana einen großen Drogendeal auffliegen lassen und zwischen die Fronten eines Krieges konkurrierender Drogenkartelle geraten. Und selbst als es gelingt, eines der Kartells auszuheben, muss Rodriguez erkennen, dass dies nur dazu dient, die Macht der übrig gebliebenen Organisation zu stärken – und zwar auf Druck des mächtigen General Salazar (Tomas Milian).

Der Krieg der Kartelle zeitigt auch in den USA Folgen, denn der bisherige Hauptabnehmer des Kartells der Familie Obrígon, der Bauunternehmer Carlos Ayala (Steven Bauer) gerät ins Visier der Drogenfahndung und wird verhaftet. Seine schwangere Ehefrau Helena (Catherine Zeta-Jones), die bislang nicht von den Machenschaften ihres Mannes wusste, übernimmt dessen Position ohne zu zögern, denn um nichts in der Welt will sie in die ärmlichen Verhältnisse abrutschen, aus denen sie stammt. Und zuletzt ist da noch Robert Wakefield (Michael Douglas), der Oberste Richter am Ohio State Supreme Court, der schließlich zum obersten Drogenfahnder der USA ernannt wird. Was der couragierte Richter allerdings nicht ahnt: Seine eigene Tochter Caroline (Erika Christensen) ist selbst auf dem besten Weg dazu, ein Opfer der Drogen zu werden. Die Allgegenwart der Drogen und die Macht der Kartelle – sie machen vor nichts und niemandem halt…

Bereits im Jahre 1989 stieß die Filmproduzentin Laura Bickford auf eine englische Fernsehserie mit dem Titel Traffic, produziert von Channel Four und erwarb die Rechte für eine Kinoversion des Stoffes, der sich um die weltweiten, komplexen Verstrickungen des Drogenhandels drehte. Doch erst als sie Steven Soderbergh für die Regie (und die Kameraführung, die der Regisseur unter dem Pseudonym Peter Andrews gleich mit erledigte) gewinnen konnte, gelang es den Beteiligten, den schwierigen Stoff zu bändigen. Obgleich anfangs niemand so recht an den Erfolg des schwierigen Filmes glauben wollte, dessen komplexe Struktur – so nahm man an – den Zuschauer leicht verwirren könne, schlug Traffic – Macht des Kartells ein wie eine Bombe.

Der Film gewann vier Oscars, und zwar in den Kategorien Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Schnitt und Bester Nebendarsteller (Benicio Del Toro), außerdem kamen etliche weitere Auszeichnungen und der Silberne Bär in Berlin für Benicio Del Toro hinzu. Auch wirtschaftlich war der Film erfolgreich: Bei einem Budget von 50 Mio. US-Doollar spielte Soderberghs Werk weltweit 210 Mio. ein und ebnete dem Filmemacher den Weg für weitere anspruchsvolle Projekte wie etwa Syriana, für den der Regisseur seine Zusammenarbeit mit Stephen Gaghan, dem Drehbuchautor von Traffic – Macht des Kartells fortsetzte. Wie kaum ein zweiter Regisseur verwirklicht Steven Soderbergh seitdem in seinen Filmen die seltene Verbindung von politischem Bewusstsein, künstlerischem Anspruch und kommerziellem Erfolg – die perfekte Synthese von Arthouse-Kino und engagiertem Hollywood-Kino traditioneller Prägung.
 

Traffic – Macht des Kartells (2000)

Drei Geschichten, ein Thema: Mit dieser nur scheinbar einfachen Formel erzählt Steven Soderbergh in seinem Meisterwerk „Traffic – Macht des Kartells“ / „Traffic“ von den komplexen Verstrickungen des weltweiten Drogenhandels.

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