Duke of Burgundy (2014)

Eine Filmkritik von Patrick Wellinski

Im dunklen Reich der Obsessionen

Kino ist für den in Ungarn beheimateten britischen Regisseur Peter Strickland ein Sinnlichkeitsraum. Sein letzter Film Berberian Sound Studio war eine dichte Huldigung der Tonspur und ganz beiläufig auch eine liebevolle Hommage an den Giallo. Sein neuer Film The Duke of Burgundy verlagert diese dichte Inszenierungsart in das Reich der sexuellen Obsessionen und dunklen Begierden.

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Strickland führt uns in einer herrlich altmodischen Montage in seine Welt ein: Eine Frau fährt mit einem alten Fahrrad einen Waldweg entlang. Während ihr Ankommen von einem Gothic Score der Pop-Band Cat’s Eyes begleitet wird, durchbrechen die Eröffnungssequenz Bilder von großen Schmetterlingsflügeln. Das setzt jede zeitliche Verortung schon mal wunderbar außer Kraft, denn was nun folgt, ist keine greifbare Geschichte, sondern ein stimmungsvolles Psychoporträt einer sadomasochistischen Beziehung zweier Frauen, deren Hierarchien sich selbstbewusst verschieben und regelmäßig neu ordnen.

Lady Cynthia bereitet es Lust, ihre kürzlich eingestellte Haushälterin Evelyn zu bestrafen. Regelmäßig wäscht sie ihr den Mund mit Seife aus, wenn diese wieder mal vergessen hat, ein Stück von Cynthias Unterwäsche zu reinigen. Doch diese Herrschaftsbeziehung ist ein Rollenspiel der beiden Frauen. Ein Spiel, das sich im Laufe von The Duke of Burgundy immer extremeren Formen widmet.

So träumt Evelyn davon gefesselt und in eine dunkle, sargähnliche Kiste gesteckt zu werden. Erst nach vielen Stunden soll Cynthia sie befreien. Mutwillig macht diese mit, auch wenn man ihr ansehen kann, dass sich dieses Spiel ihrem Lustraum verweigert.

Strickland umgeht sehr clever alle Momente billiger und vorhersehbarer (S)Exploitation und lenkt seinen Blick in diesem erotischen Melodrama auf den düsteren Abgrund der menschlichen Lust. Einmal — wie bei David Lynch, den Strickland leidenschaftlich gerne zu zitieren scheint — setzt sich die Kamera sehr langsam in Bewegung und schwebt Cynthia zwischen die Beine, in ihren komplett im Dunkeln liegenden Schritt. Was folgt ist eine Sequenz, in der sich Begierde, Angst und unstete Leidenschaft in einem Ausbruch eines Schmetterlingsschwarms manifestiert.

The Duke of Burgundy gefällt auch, weil Strickland versucht den männlichen Blick komplett außen vor zu lassen. Nicht ein einziger Mann taucht in seiner Erzählung auf. Die Begierde ist hier rein weiblich. Jedenfalls auf der Leinwand. Hinter der Kamera steht immer noch ein Mann. Dass dies ein wie auch immer gearteter Makel sein soll, das kann man nach diesem aufgeladenen Trip wirklich nicht behaupten.
 

Duke of Burgundy (2014)

Kino ist für den in Ungarn beheimateten britischen Regisseur Peter Strickland ein Sinnlichkeitsraum. Sein letzter Film „Berberian Sound Studio“ war eine dichte Huldigung der Tonspur und ganz beiläufig auch eine liebevolle Hommage an den Giallo. Sein neuer Film „The Duke of Burgundy“ verlagert diese dichte Inszenierungsart in das Reich der sexuellen Obsessionen und dunklen Begierden.

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