Tarzan 3D

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Bruchlandung

1912 erschien die von Edgar Rice Burroughs kreierte Figur des Dschungeljungen Tarzan erstmals in einem US-amerikanischen Pulp-Magazin. Die Buchausgabe von Tarzan of the Apes folgte 1914 und zog sehr schnell weitere Fortsetzungen aus Burroughs‘ Feder nach sich, die dem Affenmenschen zu immer größerer Beliebtheit verhalfen. Eine gewichtige Rolle bei der Festsetzung in der Medienkultur spielte sicherlich auch das Kino, das Tarzan bereits 1918 für sich entdeckte und seither unzählige Filmvarianten hervorgebracht hat. Was durchaus die Frage aufwirft, ob es da einer weiteren Neuauflage wirklich bedurfte? Die deutschen Produzenten des neuen 3D-Actionabenteuers ließen sich davon nicht beirren, hätten aber deutlich mehr Sorgfalt in ihr Werk stecken sollen. Denn das Endergebnis ist ein buntes Allerlei, das sich dem Ursprungsroman angeblich verpflichtet fühlt, jedoch Herz und Verstand vermissen lässt.
Auf der Suche nach einem Meteoriten, der in prähistorischer Zeit über dem zentralafrikanischen Dschungel niedergegangen sein soll, stürzen der abenteuerlustige Unternehmer John Greystoke (Originalstimme: Mark Deklin), seine Frau Alice und ihr Sohn Jayjay in einem Unwetter mit ihrem Hubschrauber ab. Während seine Eltern bei dem Unglück ums Leben kommen, bleibt der Junge nahezu unverletzt. Eine Gorillamutter, die erst vor kurzem eines ihrer Kinder verloren hat, stöbert den Kleinen auf und zieht ihn fortan in ihrer Familie groß. Einige Jahre später ist aus Tarzan (Kellan Lutz), wie sich Jayjay mittlerweile nennt, ein kräftiger junger Mann geworden, der sich nahezu perfekt an das Dschungelleben angepasst hat. Bei einem seiner Streifzüge durch den Urwald stößt er auf den Wissenschaftler Jim Porter (Les Bubb), einen Freund seines Vaters, und dessen hübsche Tochter Jane (Spencer Locke). In Begleitung der beiden befindet sich auch William Clayton (Trevor St. John), der Greystokes Firma seit dessen Tod leitet und angeblich die Stiftung der Porters unterstützen will. In Wahrheit ist der skrupellose Manager aber nur an der Ausbeutung des Meteoriten interessiert, der unerschöpfliche Energiereserven verspricht.

Gerade für eine deutsche Produktion, die nicht auf umfangreiche Ressourcen zurückgreifen kann, dürfte der Entstehungsprozess von Tarzan 3D einem Kraftakt gleichgekommen sein. Mit riesigem Aufwand wurden die auftretenden Figuren unter Einsatz des Motion-Capture-Verfahrens zum Leben erweckt. Im Gegensatz zur recht eindrucksvoll animierten Dschungelkulisse wirken die Handlungsträger und ihre Mimik allerdings oft zu wenig ausgereift, was zu Lasten eines realistischen Eindrucks geht. Dem Reiz der immer wieder eingestreuten Actioneinlagen, bei denen Tarzan leichtfüßig von Liane zu Liane heizt, tut dies freilich keinen Abbruch. Die Gesamtoptik des Films lässt zumindest in Ansätzen so etwas wie Stilwillen und Anspruch erkennen.

Ganz anders steht es um den Umgang mit Burroughs‘ Ausgangsmaterial, das Regisseur und Drehbuchautor Reinhard Klooss in erster Linie als Aufhänger für eine wahllose Aneinanderreihung unterschiedlichster Ideen und Zutaten nutzt. Das lieblose Potpourri reicht von den Dinosauriern (Absturz des Meteoriten) bis zu den Auswüchsen des modernen Kapitalismus, beinhaltet deutliche Verweise auf James Camerons Avatar, ist mit Katastrophenfilm- und SciFi-Elementen angereichert und wird von übertrieben aufdringlichen Musikeinsätzen begleitet. Den Vogel schießt das Familienabenteuer jedoch mit seinem unfreiwillig komischen Erzählerkommentar ab, der nicht nur die häufigen Holprigkeiten im Handlungsverlauf erklärend glattbügelt, sondern auch das Gefühlsleben der Figuren peinlichst genau und geradezu schwülstig beschreibt. So, als wäre das Publikum selbst nicht in der Lage, die richtigen Schlüsse aus den gezeigten Bildern zu ziehen.

Die Coming-of-Age-Geschichte, die den Machern durchaus am Herzen lag, bleibt zwischen rasanten Actioneinlagen und ungelenken Plot-Sprüngen leider zumeist auf der Strecke. Darüber können auch ergreifende Momente wie die berühmte Ich-Jane-du-Tarzan-Szene nicht hinwegtäuschen. Ernsthaftes Interesse an den Protagonisten und ihren Befindlichkeiten blitzt hier und an anderen Stellen zwar auf, wird aber jedes Mal recht schnell von willkürlichen Handlungsentwicklungen oder Schauwerten überlagert. Seiner ikonenhaften Titelfigur und dem Geist von Burroughs‘ Vorlage wird Tarzan 3D so nur ganz selten gerecht.

Tarzan 3D

1912 erschien die von Edgar Rice Burroughs kreierte Figur des Dschungeljungen Tarzan erstmals in einem US-amerikanischen Pulp-Magazin. Die Buchausgabe von „Tarzan of the Apes“ folgte 1914 und zog sehr schnell weitere Fortsetzungen aus Burroughs‘ Feder nach sich, die dem Affenmenschen zu immer größerer Beliebtheit verhalfen. Eine gewichtige Rolle bei der Festsetzung in der Medienkultur spielte sicherlich auch das Kino, das Tarzan bereits 1918 für sich entdeckte und seither unzählige Filmvarianten hervorgebracht hat.
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