Tableau Noir - Eine Zwergschule in den Bergen

Eine Filmkritik von Lisa Hedler

Das Schicksal einer Schule

Irgendwie wirft es einen zurück. Zurück in der Zeit. Hinein in ein Idyll auf den Höhen des Jura-Gebirges. Der liebevolle Dokumentarfilm Tableau noir – Eine Zwergschule in den Bergen des Regisseurs Yves Yersin illustriert das Leben der Schüler im Schweizer Bergidyll. Das Besondere an dieser 1153m hoch gelegenen Grundschule „École Primaire Intercommunale de Derrière-Pertuis“ ist ihre heutzutage ungewöhnliche Struktur. Die wenigen Kinder aus dem Dorf, alle 6 bis 12 Jahre alt, werden dort gemeinsam unterrichtet. Die Älteren helfen den Jüngeren und zuständig ist neben dem alteingesessenen Lehrer Gilbert Hirschi nur eine weitere Lehrerin. Irgendwie klein und irgendwie familiär wirkt die Schule. Dadurch entsteht eine Nähe, die auf eine enge Schüler-Lehrer-Bindung schließen lässt. Alles prima dort – schreit es in einem und man frohlockt in seiner eigenen biedermeierlichen Gemütlichkeit und versinkt in Gedanken an Frau Lindgren und die Kinder von Bullerbü.
Doch der Schein trügt. Es tauchen Probleme auf. Nahezu oder auch wortwörtlich im Vorbeigehen offenbart sich, dass die Schule geschlossen werden soll – sie lohne sich nicht. Eine Handvoll Schüler und ein verhältnismäßig zu hoher Kostenaufwand haben eine kantonale Abstimmung zur Folge, in der das Schicksal der Schule und damit einhergehend das Schicksal des Dorfes beschlossen werden. Yersin zeigt eindrücklich, dass Gemeinschaftssinn und Dorfkultur bedroht sind und macht damit nicht nur auf dieses Einzelschicksal aufmerksam.

Die vom Berg hallende positive Energie der Schule steht im harten Kontrast zu den kurzen Momenten der Sorge des Lehrers. Häufig im Auto unterwegs, mit einer Ladung Kinder im Gepäck, begegnet er auf seinem Weg anderen Dorfbewohnern und tauscht sich mit ihnen über die aktuelle Lage aus. Kurze Eindrücke, in denen die Stimmung gedrückt wird. Aber sofort kehrt die Aufmerksamkeit Hirschis wieder zu den Kindern zurück. Dem Unterricht, den Ausflügen und ebenso selbstverständlich einem kleinen, aber feinen Kampf gegen die Schließung der Schule.

Struktur erhält Tableau noir durch verschiedene Kapitel, deren Namensgebung das gesamte Farbspektrum widerspiegeln und so das Jahr einer Schulklasse illustrieren. So fängt der Film mit dem Weiß der Kreide an, durchläuft unterschiedliche Stationen von Rot zu Blau und endet mit Schwarz. Die einzelnen Phasen zeigen das Leben des Lehrers und der Kinder. Einen Alltag voll spielerischen Lernens und so vieler Ausflüge, dass man sich ab und an wundert, wie häufig die Kinder den Klassenraum wohl von innen sehen. Aber keine Sorge. Alles lehrreich und Diktate sind natürlich auch mit von der Partie. Von weiß zu schwarz: Leben, Schule, Freundschaft, Lernen, Trost und alles, was sonst noch gebraucht wird, findet man in „La Montagne“. Nur das klassische Bildungssystem ist etwas weiter entfernt. Macht aber nichts.

Darüber hinaus wird der Dokumentarfilm mit dem ausgewählten Einsatz von wunderbar sphärischer, teilweise melancholischer Musik unterlegt. Klänge ertönen, die zum Teil die Übergänge der einzelnen filmischen Kapitel einläuten oder auch (oh Schreck – im Dokumentarfilm!) die Stimmung rhythmisch untermalen. Gegen Ende bricht der Film seine reine Fokussierung auf die Kinder und Lehrer Hirschi und zeigt die Nachrichten, die das Ergebnis des Votums und damit das Schicksal der Schule zeigen.

Regisseur Yves Yersin hat mit Tableau noir einen liebevollen Film über das Bildungssystem und die Dorfkultur geschaffen, indem er sich behutsam einer Schulklasse und ihrem Lehrer annähert. Herzergreifend und emotional sind wohl Attribute, die nicht jeder Dokumentarfilm für sich beanspruchen kann, doch im Falle von Tableau noir stimmt das wirklich.

Tableau Noir - Eine Zwergschule in den Bergen

Irgendwie wirft es einen zurück. Zurück in der Zeit. Hinein in ein Idyll auf den Höhen des Jura-Gebirges. Der liebevolle Dokumentarfilm „Tableau noir – Eine Zwergschule in den Bergen“ des Regisseurs Yves Yersin illustriert das Leben der Schüler im Schweizer Bergidyll. Das Besondere an dieser 1153m hoch gelegenen Grundschule „École Primaire Intercommunale de Derrière-Pertuis“ ist ihre heutzutage ungewöhnliche Struktur. Die wenigen Kinder aus dem Dorf, alle 6 bis 12 Jahre alt, werden dort gemeinsam unterrichtet.
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