Super Duper Alice Cooper

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust

Die Frage „Who the f**k is Alice Cooper?“ stellt sich vermutlich kaum jemandem – denn der US-amerikanische Rockmusiker mit dem wallenden schwarzen Haar, dem exzessiven Eye-Make-up und den extravaganten Kostümen ist eine lebende Legende, die sich in aller Heftigkeit ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat. Das Regie- und Drehbuch-Trio Dunn / Harkema / McFadyen wählt daher in dem vorliegenden Dokumentarfilm Super Duper Alice Cooper ein überaus passendes Mittel der Gegenstandsannäherung: Die drei Filmemacher verwenden Szenen aus berühmt-berüchtigten B-Movies und Gruselklassikern (u.a. Das Cabinet des Dr. Caligari, Frankenstein und Der Wolfsmensch) sowie Klischeebilder von bestimmten Orten und Zeitphänomenen (z.B. den Suburbs der 1950er Jahre oder der Hippiebewegung in den 1960ern), um die Geschichte der allmählichen „Alice-Cooper-Werdung“ zu erzählen.
1948 kommt der spätere Superstar in Detroit unter dem bürgerlichen Namen Vincent Damon Furnier zur Welt. Als Pastorensohn verlebt er eine All-American-Kindheit; später zieht die Familie nach Phoenix, wo Vincent in der High School seinen besten Freund Dennis Dunaway kennenlernt. Mit drei weiteren Jungs gründen die beiden eine Band; auf eine Talentschau folgen Auftritte in einer Rock ‚n‘ Roll-Tanzhalle sowie diverse Durchbruchsversuche (mit einigen Fehlschlägen) – und schließlich die große Karriere als Alice-Cooper-Band, die mit aufwendig-verrückten Bühnenshows (inklusive Scheinhinrichtungen) gehörig zu provozieren weiß. Als sich die Gruppe Mitte der 1970er Jahre auflöst, nimmt Vincent offiziell den Namen „Alice Cooper“ an und wird zum erfolgreichen Soloperformer. Doch sein Weg wird stets von Süchten, Ängsten und Abstürzen begleitet.

Die Ikone der Popkultur entsteht aus popkulturell fest verankerten Momenten; überdies kommt häufig ein Comic-Stil zum Einsatz, welcher an die Kunst von Roy Lichtenstein denken lässt. Aus Horrorfilmsegmenten, dokumentarischem Archivmaterial, Pop-Art-Animationen, Videoclip-Fragmenten und Konzertausschnitten ergibt sich somit letztlich ein Werk, welches sogar mit einer neuen Genrebezeichnung versehen wurde: Super Duper Alice Cooper ist eine sogenannte „Doc Opera“. Diese verzichtet gänzlich auf Talking-Heads-Aufnahmen – also auf Einstellungen, in denen Personen frontal in die Kamera blicken und dabei Vergangenes Revue passieren lassen. Alice Cooper und zahlreiche Weggefährten sind zwar zu hören; zu sehen ist indes eine stylish-poppige, filmische Collage.

Eine sehr genaue Betrachtung erfährt der Kampf, welcher zwischen der Privatperson Vincent und der Bühnenperson Alice stattfindet: „This Alice character nearly killed me“, meint der Sänger. Die herrschende innere Spannung wird durch das Dr. Jekyll und Mr. Hyde-Motiv veranschaulicht, das sich durch den gesamten Film zieht – wobei es anzumerken gilt, dass jener Vergleich nicht ganz stimmig ist, da hier Vincent (also der „Gute“) die verborgene Seite und Alice (der „Böse“) die für alle Welt sichtbare ist. Der maßlose Alice droht Vincent zu verzehren; und so muss dieser schlussendlich lernen, die Kontrolle zu übernehmen. Dies ist dramaturgisch recht konventionell (gar konservativ) – dennoch ist Super Duper Alice Cooper ein optisch äußerst interessantes und zudem unterhaltsames Projekt, das einen adäquaten ästhetischen Zugang zu einer Kultfigur ermöglicht.

Super Duper Alice Cooper

Die Frage „Who the f**k is Alice Cooper?“ stellt sich vermutlich kaum jemandem – denn der US-amerikanische Rockmusiker mit dem wallenden schwarzen Haar, dem exzessiven Eye-Make-up und den extravaganten Kostümen ist eine lebende Legende, die sich in aller Heftigkeit ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat.
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