Silentium - Vom Leben im Kloster

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Enjoy the Silence

Für sein dokumentarisches Werk Silentium – Vom Leben im Kloster ging der Schriftsteller und Filmemacher Sobo Swobodnik (Der Papst ist kein Jeansboy) für mehrere Wochen in Klausur: Ausgestattet mit einer Kamera und einigen Mikrofonen begab er sich in das Benediktinerinnenkloster „Unserer Lieben Frau“ in Habsthal – und gewann dabei faszinierende Einblicke in einen klar strukturierten Alltag, der von tiefem Glauben geprägt ist.
Das oberschwäbische Kloster wurde im 13. Jahrhundert erbaut und 1892 von Benediktinerinnen erworben. Bis in die 1960er Jahre hinein wurde es von einer Vielzahl von Nonnen bewohnt – zum Zeitpunkt der Dreharbeiten leben dort nun allerdings nur noch vier Ordensschwestern und ein Pater. Die Priorin Kornelia, ihre deutlich älteren Mitschwestern Hildegard, Lidwina und Walburga sowie der Pater Pius sind die Protagonist_innen des Films. Swobodnik zeigt sie bei täglichen Verrichtungen (etwa beim Nähen, bei der Haus-, Büro- und Gartenarbeit, bei knapp gehaltenen Besprechungen, beim ruhigen, gemeinsamen Abendessen) sowie bei ihrem geistlichen Tun – beim Gebet in stiller und kollektiver, auch gesungener Form.

„Ora et labora“ (zu Deutsch „Bete und arbeite“) – so lautet der benediktinische Grundsatz. Was nach Monotonie klingen mag, wird in Silentium mit aufmerksam-interessiertem Blick eingefangen. Der Filmemacher nimmt sich hierbei gänzlich zurück; er tritt weder vor die Kamera, noch ist er als Interviewer oder erklärende Off-Stimme zu hören. Swobodnik nähert sich dem klösterlichen Leben als Beobachter und lässt die Aufnahmen für sich sprechen. Gemäß der klugen Song-Zeile „Words are very unnecessary“ (Depeche Mode) funktionieren die vielen Bilder der langen Klosterflure oder der schweigend beieinandersitzenden Fünf-Personen-Gruppe beim Abendbrot überaus gut – zumal Swobodnik über eine kompositorische Fertigkeit verfügt, die sein Werk neben dem gelungenen Einsatz gedämpfter Farben zu einer visuell eindrücklichen Kinoleinwand-Erfahrung machen.

Die zahlreichen stillen Momente zeugen von Verzicht und Disziplin – und doch sind auch die kurzen Passagen, in denen gesprochen wird, keineswegs ohne Reiz. So werden der Pater und die Frauen beispielsweise einmal beim Gesellschaftsspiel gefilmt; und bisweilen erzählen die Nonnen von früheren Zeiten – oder sprechen die ungewisse Zukunft des Klosters an, die sich aus dem Mangel an Nachfolger_innen ergibt. Sehr schön ist überdies, dass einige Szenen enthalten sind, in denen die Nonnen ihre Handlungen kommentieren („Ich mach‘ jetzt Schluss!“) oder sich dabei am Rande gar auf die Entstehung des Werks beziehen („Jetzt, weil Sie’s aufnehmen wollen, geht’s nicht!“). Silentium — Vom Leben im Kloster ist ein einfühlsam gemachter Dokumentarfilm – bildstark, kontemplativ und mit feinem Humor.

Silentium - Vom Leben im Kloster

Für sein dokumentarisches Werk „Silentium – Vom Leben im Kloster“ ging der Schriftsteller und Filmemacher Sobo Swobodnik („Der Papst ist kein Jeansboy“) für mehrere Wochen in Klausur: Ausgestattet mit einer Kamera und einigen Mikrofonen begab er sich in das Benediktinerinnenkloster „Unserer Lieben Frau“ in Habsthal – und gewann dabei faszinierende Einblicke in einen klar strukturierten Alltag, der von tiefem Glauben geprägt ist.
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